Michael Knight verschlug es als kleinen Jungen von Nordirland nach Bregenz. Er lebte mit seinen Eltern, seiner Schwester und zwei Brüdern in Crawfordsburn.
Eines Tages im Jahr 1956 teilte sein Vater ihm (damals 6) und seinem Bruder Stephen (7) mit, dass sie nach Österreich in den Urlaub fahren würden.
"Eine komische Frau"
Die Oma der Kinder brachte sie mit dem Zug nach London und mit der Fähre nach Belfast. Dort trafen sie "eine komische Frau" und verbrachten die Nacht in einem Hotel in London. Am nächsten Tag ging es für die beiden Brüder in Begleitung dieser Frau mit dem Zug nach Dover und von dort aus mit dem Schiff nach Ostend. Schließlich fuhren sie mit dem Zug über die Schweiz nach Österreich.
"Ich bin eure echte Mutter"
Im Zug sagte die Frau zu ihnen: "Ich bin eure echte Mutter und ihr geht nie wieder zurück." Die beiden Brüder waren geschockt. Die Frau stellte sich ihnen als Berta Lais, verheiratete Knight, vor. In Bregenz trafen sie auch einen ihrer Onkel, Walter. Doch wieso ausgerechnet Österreich?
Die Mutter litt seit ihrem 15. Lebensjahr an Tuberkulose. Sie verbrachte viel Zeit im Krankenhaus. Die Eltern hatten sich scheiden lassen, der Vater lernte eine neue Frau kennen. Berta Knight lebte mit ihrer Schwester in Bridgewater, war Tochter deutscher Eltern. Diese kamen aufgrund eines Jobs nach Bregenz in die Heldendankstraße, wo die Familie lebte. So zogen auch Michael und Stephen in der Heldendankstraße ein.
Briefe des Vaters wurden ignoriert
"Wir schliefen alle in einem Raum. Ich und Stephen teilten uns ein Bett, unsere Mutter schlief im anderen", erinnert sich Michael heute. Die Mutter hatte von einem Gericht in England die Genehmigung erhalten, die Jungen für zwei Wochen zu sich zu holen. Dann wurde das um eine Woche und schließlich um drei verlängert.
Als der Vater die Brüder zu Schulbeginn zurück nach Nordirland holen wollte, wurden die Briefe ignoriert. Ihr Vater habe allem Anschein nach nicht viel unternommen, um sie zurückzuholen, meint Knight gegenüber VOL.AT. So blieben die beiden Brüder. Sie besuchten die Volksschule der damaligen Knabenschule Rieden. Dort wurden sie in eine Klasse gesetzt, ohne Deutsch zu können.
Maurerberuf erlernt
Als sich der gesundheitliche Zustand ihrer Mutter verschlechterte, wurde sie ins Spital nach Nenzing gebracht. Die beiden Brüder verbrachten daher sechs Monate im Kinderheim Rehmen in Au. Als es ihrer leiblichen Mutter wieder besser ging, zogen sie in eine Wohnung in die Achgasse. Als die Zeit kam, die Schule zu verlassen, wollte Michael auf einem Bodensee-Schiff zu arbeiten beginnen.
Die Schule vermittelte den Job und leitete alles Weitere in die Wege, doch die Mutter war dagegen. Michael sollte, so wie sein Onkel Helmut Lais, Maurer werden. Somit wurde Knights Leben erneut auf den Kopf gestellt. Er besuchte drei Jahre lang die Baugewerbe Schule Dornbirn und arbeitete danach mit seinem Onkel auf dem Bau.
Heimflug statt "Armee"-Beitritt
Als er schließlich neun Monate zur "Armee" bzw. zum Bundesheer sollte, kontaktierte er seine Stiefmutter. Sein Vater war damals bereits verstorben. Die Stiefmutter organisierte ihm über die britische Botschaft in Innsbruck einen britischen Pass. Sie schickte ihm auch etwas Geld. Ein paar Tage bevor er in Landeck einrücken sollte, stieg Knight im Jahr 1969 in ein Flugzeug von Zürich nach Manchester.
Sein Bruder Stephen blieb in Bregenz, und wohnt noch heute in der Achgasse. In Manchester bekam Michael einen Job und wurde ans College geschickt, wo er Bautechnologie studierte. In diesem Beruf arbeite er für viele Jahre. Als er in Pension ging, wurde er Taxifahrer. Jetzt unterstützt er seine Tochter, die eine private Pädiatrie-Klinik betreibt. Er helfe ihr etwa, die Klinik sauber zu halten und kümmere sich um ihre Papageien.
Viele gute Erinnerungen an Vorarlberg
Bis heute kommt Knight gerne nach Vorarlberg. Mittlerweile ist er geschieden und in Pension. Einmal im Jahr macht er mit seiner Familie Urlaub im Ländle, so auch derzeit. Er verbinde auch viele gute Erinnerungen mit seiner Zeit in Vorarlberg, erzählt er gegenüber VOL.AT. Schulzeit und Freunde waren schön, er habe es aber gehasst, bei seiner Mutter zu sein und sei glücklich gewesen, dort wegzukommen.
"Wir waren immer arm"
"Wir waren immer arm. Als ich für meinen Onkel gearbeitet habe, hat er mir mein Geld immer gleich weggenommen", erzählt er. Er telefoniere wöchentlich mit seinem Bruder Stephen. Dieser sei nicht gut zu Fuß. Das komme daher, dass er in seiner Jugend schwer gestürzt sei. Er treffe ihn fast jeden Tag, wenn er im Land sei. Auch andere Familienmitglieder wie seine Cousine Conny in Wolfurt und deren Tochter besuche er gerne.
(VOL.AT)
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