AA

Taliban-Vormarsch – "Abschiebungen nach Afghanistan unmöglich"

©VOL.AT
Afghanistan-Experte und Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger berichtet in der Sendung „Vorarlberg LIVE“ über die aktuelle Vorkommnisse in Afghanistan und den Vormarsch der Taliban.
Taliban vor Eroberung Afghanistans

Die militant-islamistischen Taliban haben in Afghanistan ihre Gebietsgewinne rasant fortgesetzt und binnen einer Woche mehr als die Hälfte aller Provinzhauptstädte eingenommen. Am Freitag waren 18 der 34 Provinzhauptstädte unter Kontrolle der Islamisten. Nach der zweitgrößten Stadt Kandahar in der Nacht und der Stadt Lashkar Gah in der Früh eroberten die Taliban mit Pul-e Alam in der Provinz Logar eine Provinzhauptstadt nur 70 Kilometer südlich der Hauptstadt Kabul.

Warum gibt es so wenig Widerstand gegen die Taliban?

„Sie sind allerdings gar nicht militärisch überlegen, sie kämpfen mit leichten Waffen“, erläutert Schmidinger. „Aber sie sind gewissermaßen moralisch überlegen. Zudem sei die Armee vor allem durch Warlords getragen, die von den Amerikanern bezahlt wurden. Die Armee desintegriere sich nun. Die meisten Städte fallen nicht primär durch Kampfhandlungen. Durch den militärischen Druck werden die Städte den Taliban übergeben.“ Deshalb verzeichnen die Taliban massive Landgewinne, selbst deren ehemalige Hauptstadt Kandahar sei schon gefallen.

Dass es ausgerechnet den Norden zuerst erwischt, sei überraschend, fährt der Experte fort. „Er war früher die Hochburg der späteren afghanischen Regierung. Die Taliban hatten dort die geringste Unterstützung.“ Der frühe Fall des Nordens führe zu zusätzlicher Demoralisierung der Armee und der Regierung.

Ist mit einer Mäßigung der Taliban zu rechnen?

Bis Ende August soll der Truppenabzug der Amerikaner abgeschlossen sein. Am 11. September möchten die USA den Einsatz beendet haben. Der rasche Rückzug sorgt für Destabilität im Land, die Taliban erobern es in Rekordzeit zurück.

Haben die die Taliban schlussendlich vom US-Einsatz in Afghanistan profitiert?

Außerdem habe der Krieg der Amerikaner das Übrige beigetragen. „Der Drohnenkrieg, den Obama begonnen hat und Trump intensivierte, hat die Bevölkerung in manchen Teilen des Landes in die Arme der Taliban getrieben.“ All das führe nun dazu, dass Afghanistan so schnell fällt.

War der Einsatz in Afghanistan eine Niederlage für die USA?

Welche Ziele verfolgen die Taliban?

Wer muss sich vor den Taliban fürchten?

Wie soll mit den zukünftigen Machthabern in Afghanistan umgegangen werden?

Abschiebungen nach Afghanistan hält Schmidinger derzeit für unmöglich. Den Kurs der österreichischen Regierung hält er für rechtspopulistische Propagande. Über kurz oder lang könne hier Österreich seinen Alleingang nicht fortführen, ist sich Schmidinger sicher. Was die Flüchtlingsbewegungen betrifft, sei auch in Zukunft mit Asylwerbern aus Afghanistan zu rechnen:

Das Interview in voller Länge zum Nachsehen:

(red)

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg LIVE
  • Taliban-Vormarsch – "Abschiebungen nach Afghanistan unmöglich"