AA

Sprache als Türe zur neuen Heimat

©Caritas Vorarlberg
„Hom´r all´s?“ Eine Frage im Lebensmittelgeschäft, die Hatice Içöz lange Zeit nicht verstand. Bis sie endlich im Deutschtreff nachfragte, was denn dieser Satz der Verkäuferin zu bedeuten habe.

Inzwischen lacht sie herzlich über ihre anfänglichen Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache.

Besuch im Gemeinschaftsraum des „Maierhof“ in Bludenz-Brunnenfeld. Knapp ein Dutzend Frauen, die ursprünglich aus Syrien, dem Iran, aus Afghanistan und der Türkei stammen und hier eine neue Heimat gefunden haben, beschäftigen sich gerade damit, in welchen Mengen in Österreich Gemüse verkauft wird. „Ein Bund Karotten, ein Kilo Kartoffeln …“. Mittendrin drei freiwillig tätige Deutsch-Trainerinnen. Eine von ihnen ist Brigitte Mock.

Vor etlichen Jahren ist eine Flüchtlingsfamilie in die Nähe ihres Hauses gezogen. Aus der anfänglichen nachbarschaftlichen Unterstützung ist eine Freundschaft geworden. Dabei hat Brigitte Mock erfahren, wie wichtig das Erlernen, aber auch das Anwenden der Sprache bei der Integration, im Job und allen Lebensbereichen ist. Diese positive Erfahrung möchte sie auch anderen Menschen ermöglichen. „Wir arbeiten mit unterschiedlichen Methoden, beschreiben und zeichnen Begriffe, haben Lernmaterialen zur Verfügung und zur Not hilft uns auch der Übersetzer im Handy“, erzählt sie, wie sie beispielsweise kürzlich am Beschreiben des Satzes „Die Vögel zwitschern“ scheiterte und ihr Handy sich dabei als „Rettung“ erwies.

Sich nicht verschließen

„Deutsch zu lernen, das ist eine Sache, den Dialekt zu verstehen aber wieder eine völlig andere“, beschreibt Teilnehmerin Hatice Içöz ihre Erfahrungen. Die Angebote, wie der Frauen-Sprachtreff im Maierhof, die Offene Elternarbeit aber auch das Elterncafé, das die Caritas in Kooperation mit dem Sozialsprengel Raum Bludenz – der regionalen Koordinationsstelle für Integration – anbietet, seien großartig. „Die Sprache zu erlernen ist wichtig, um sich selbst nicht zu verschließen und jeden Tag mit jemandem zu sprechen“, erzählt die 49-jährige, gebürtige Türkin. Nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihre vier Kinder, die im Schul- beziehungsweise Studentenalter sind. Entsprechend stolz ist sie auch, dass sie alle erfolgreich sind. „Hier haben die Mütter ganz großen Einfluss und auch deshalb ist es wichtig, dass sie die deutsche Sprache sprechen.“ Dazu nickt auch Sakineh Purzane, die im Iran geboren wurde und mit ihrer Familie seit sechs Jahren in Österreich lebt. „So braucht man beispielsweise auch bei einem Arztbesuch nicht immer jemanden aus dem Familienkreis, der übersetzt.“

Veronika Winsauer von der Caritas sowie Kathrin Neugebauer vom Sozialsprengel Raum Bludenz begleiten die freiwillig tätigen Sozialpat*innen des Sprachtreffs. „Wir gestalten das Angebot möglichst niederschwellig, um es für alle Frauen zugänglich zu machen.“ Das Anwenden der deutschen Sprache bilde sicherlich einen Schwerpunkt, sehr wichtig sei es aber auch, dass die Frauen die Möglichkeit haben, im Rahmen dieser Austauschgruppe Kontakte zu anderen Frauen zu knüpfen. Sie möchten die Gelegenheit nutzen, sich einerseits bei allen Freiwilligen für ihren Einsatz zu bedanken und gleich auf ein weiteres Angebot hinzuweisen: „Wir spielen Deutsch“ richtet sich an Kinder von zwei bis vier Jahren und deren ‚Eltern, um gemeinsam spielend Deutsch zu lernen und zu üben. Die nächsten Termine sind am 3., 7. und 31. Mai in Bludenz sowie am 26. April sowie am 10. und 24. Mai in Schruns. Ab 8.30 Uhr stehen die Türen der Bludenzer Ludothek (Grete-Gulbransonweg 24) sowie des Alten Gericht in Schruns (Gerichtsweg 3) offen, Start ist um 9 Uhr.

www.caritas-vorarlberg.at

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Bludenz
  • Sprache als Türe zur neuen Heimat