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Hugo Ender: “Kunst ist mein täglich Brot”

Hugo Ender mit seinen Bildern alter Bäume
Hugo Ender mit seinen Bildern alter Bäume ©Yasmin Ritter
Die VN-Heimat präsentiert bekannte Maler und Bildhauer aus dem Bezirk Feldkirch. Der Maler Hugo Ender (80) über die unglaubliche Vielfalt der Baumrinde und seine Vision für Künstler Götzis.
Hugo Ender

Götzis Schauen und erkennen. Erspüren und das Gesehene zulassen – von der geistigen Aura berührt werden. So verliert sich Hugo Ender zeichnend, in der für ihn sichtbaren Welt. Es ist vor allem der Baum, der seit langem seine künstlerische Arbeit prägt und immer mehr zum Thema wurde. Mit Kohlestift und Holzschnitt erforscht der Künstler uralte Obstbäume, Birken und deren Rinde in all ihren Facetten. Dabei geht es ihm aber auch um das Dokumentieren, denn in ein paar Jahren gäbe es fast keine Hochstämme mehr. Mit seinem zeichnerischen Eindringen in die Baumrinde möchte er auch vermitteln, dass wir nicht einfach achtlos an einem alten Baum vorbeigehen sollten, ohne ihn genau anzuschauen, denn in der Baumrinde gäbe es Vieles zu sehen.

„Mich fasziniert die unglaubliche Vielfalt der Struktur und der Formen. Es gibt keine Form, die nicht enthalten ist. Man sieht Gesichter, Kreise, exakte Linien, sogar Landschaften“, schwärmt der Künstler. Immer näher ist der Künstler den Bäumen gekommen, zeichnet sich fast in die Baumritzen hinein, macht Holzschnitte oder zeichnet mit hartem Kohlestift. Baumrinde ist, wie Ender sagt, ein Mikroorganismus. Beim Betrachten entdeckt er unglaubliche Formen und all das ist von der Natur gemacht. Man müsse es nur erkennen und ausschöpfen. „Es ist alles da, jede Form, jede Farbe. Ich kann mich als Künstler bedienen. Ich bekomme Bauchweh, wenn jemand sich als Künstler bezeichnet, aber keine Pflanze ordentlich zeichnen kann. Ein guter Künstler muss hervorragend zeichnen können“, meint Hugo Ender. Ausgebildet wurde Ender in der Fachschule für Dekorationsmalerei in Innsbruck, hat im väterlichen Betrieb gearbeitet und sich später als Graphiker selbständig gemacht. Aber immer war er als Künstler aktiv.

Spielerisch und meditativ

In dieser intensiven Beobachtung der Natur und dem, was den Künstler umgibt, liegt auch der Ursprung zur abstrakten Arbeit von Hugo Ender, welche besonders im Medium Holzschnitt ihren Ausdruck findet. Farbige und schwarzweiße Entwürfe entstehen mit Tusche und Pinsel. „In diese freie nichtgegenständliche Arbeit hat es mich hineingezogen. Ich arbeite daran meditativ, lasse es mit dem Pinsel entstehen, das Messer hat aber einen Widerstand, die Linie wird nicht so ganz exakt und genau das reizt mich“, erklärt der Künstler.

Seine neuesten Bilder und die faszinierenden Bäume sind im Herbst zu sehen in einer Einzelausstellung in Bregenz in der Galerie Arthouse. „Ich könnte ohne Kunst nicht leben, sie ist wie mein tägliches Brot“, erklärt Ender. Durch Kunst kann sich der Mensch in einem großen Zusammenhang erleben. Dann erhält alles Bedeutung, auch das Alltägliche. Dann ist keine Sache nur das, als was sie erscheint, sondern hat eine Dimension, durch die sich der Mensch selbst wahrnimmt. Wenn er einen Baum zeichnet, drücken Baum und Mensch einender gegenseitig aus und sind ein Ganzes. Der Baum ist dann nicht nur ein abgebildeter Gegenstand, sondern durch seine Verwandlung in Form, eine geistige Realität.

Visionäres

„Ich habe eine Vision: ein regionales Museum in der Kummenbergregion. Es gibt in Vorarlberg keine Landesgalerie. Die alte Ziegelei in Götzis wäre perfekt dafür. Ich habe ein fertiges Konzept, Innenräume, Skulpturengarten. Die Ziegelei müsste vom Land angemietet werden. Damals bekam ich leider keine Zusage. Es wäre eine Präsentationsfläche für Künstler aus dem Land, lebende und verstorbene, denn wenn man nichts tut, ist alles weg.“

yas

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