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Zwischenbetriebsphase beim Umbau Kraftwerk Spullersee

©ÖBB
Am Kraftwerk Spullersee führen die ÖBB die derzeit größten Umbauarbeiten seit seinem fast 100-jährigen Bestehen durch. Nach erfolgter Seeentleerung wird in der Zwischenbetriebsphase der Grundablass geschlossen und das Kraftwerk vorübergehend mit der alten Druckrohrleitung betrieben. Alle Arbeiten finden unter Einhaltung aller Sicherheitsbestimmungen im Hinblick auf COVID-19 statt, heißt es in einer Aussendung.
Umbau beim Kraftwerk Spullersee
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In den Jahren 1919 bis 1925 wurde das Kraftwerk Spullersee von den ÖBB als Bahnstromkraftwerk errichtet. Derzeit steht das Kraftwerk mitten in einem der größten Umbauvorhaben seiner rund 100-jährigen Geschichte. „Mit der Revitalisierung unseres Kraftwerks Spullersee stellen wir sicher, dass die Versorgung mit grünem Bahnstrom für die Zukunft garantiert wird. Bei den ÖBB als größtem Klimaschutzunternehmen Österreichs arbeiten alle Bereiche im Kampf gegen den Klimawandel zusammen“,
erklärt Andreas Matthä, CEO der ÖBB-Holding.

Das Ziel ist, auch künftig eine effiziente Erzeugung von umweltfreundlichem Bahnstrom sicherzustellen. Nach erfolgreicher Vergabe des Bauloses 1 Ende August 2019, wurde rechtzeitig von Winterbeginn mit Hochdruck an der Einrichtung einer wintersicheren Hochgebirgsbaustelle gearbeitet. Parallel dazu wurde Ende September der Zugangstunnel als Teil des neuen Ausrüstungskonzeptes angeschlagen. Mit Erreichen des bestehenden Rohrstollens Mitte Jänner 2020 wurden insgesamt rund 480 Meter Stollen ausgebrochen und der Zugangstunnel fertiggestellt. Der Ausbruch von COVID-19 hat auch die Arbeiten am Kraftwerk Spullersee vor neue Herausforderungen gestellt.

Baustellenbetrieb wurde an die neuen Umstände angepasst

Nach Bekanntwerden der Corona-Auswirkungen und Verkündung der Handlungsanweisung der Bau-Sozialpartner wurde der Baustellenbetrieb an die neuen Umstände angepasst. Dank der hohen Disziplin der Baufirmen der ÖBA, des Werkspersonals und Projektbeteiligten konnte bzw. kann an der Revitalisierung des Kraftwerks Spullersee weitergearbeitet werden. Dies bedeutet aber auch, dass Bauvorgänge, die zuvor parallel geplant gewesen wären, seriell hintereinander abgearbeitet werden. Der erhöhte Zeitaufwand wird durch einen Zwei-Schichtbetrieb und Wochenendarbeit kompensiert. Für die Erreichbarkeit der Baustelle, wurden Bescheinigungen „ÖBB wichtige Infrastruktur“ für die Auftragnehmer ausgestellt.

Der Einsatz bzw. Wechsel des Personals wurde auf ein unbedingt erforderliches Maß beschränkt. Die Arbeiten werden in allen Belangen vom Werkspersonal mit hohem persönlichen Einsatz unterstützt. Die Fahrten mit der Betriebsseilbahn wurden so geregelt, dass der erforderliche Mindestabstand von einem Meter eingehalten wird. Jetzt werden jene Arbeiten forciert, die zum Erreichen der Zwischenbetriebsphase erforderlich sind. Bau- und Koordinationsbesprechungen wurden nach Möglichkeit auf Skype umgestellt, wodurch maximal 20 Prozent persönliche Anwesenheit der Teilnehmer erforderlich ist. Um die ursprünglich vorgesehene Begehung der Talsperren mit dem Unterausschuss der Staubeckenkommission zu vermeiden, erstellt die ÖBB-Infrastruktur AG eine exakte Dokumentation der unterwasserliegenden Bauteile im Speichersee.

Nächste Schritte im Bauablauf

Anfang Jänner haben die ÖBB-Verantwortlichen den Speicher Spullersee bis auf den Restsee entleert. Im Rahmen dieser Seeentleerung ist auch eine neue seeseitige Apparatekammer ausgebrochen worden. Zudem wurden maschinenbauliche Anlagen wie z.B. neue notschlusstaugliche Absperrklappen eingebaut. Mit dem Start einer Zwischenbetriebsphase von Mai bis Juli 2020 wird das Schmelzwasser des Einzugsgebietes des Speichers abgearbeitet. In dieser Zeit wird das Kraftwerk vorübergehend mit er alten Druckrohrleitung betrieben. Ab Juli werden die Einlaufklappen geschlossen und das alte Stollenrohr aus dem Jahr 1924 wird auf der gesamten Länge von 1.826 Meter getauscht. Diese Arbeiten dauern bis Februar 2021. Das Stollenrohr und die Steilrohrleitung bilden den sogenannten Kraftabstieg, einen wesentlichen Anlagenteil des Kraftwerks Spullersee.

Druckrohrleitungen werden durch neues Stahldruckrohr ersetzt

Im Bereich der Steilrohrleitung (Baulos 2) werden als nächster Schritt die Fundamente der Material- und Personenseilbahn errichtet. Zum Schutz der Arlbergbahnstrecke vor den Bauarbeiten wurde bereits im Vorfeld im vergangenen Oktober eine Schutzeinhausung errichtet. Seit März werden die Vorarbeiten zum Tausch der Druckrohrleitung ausgeführt. Nach Abschluss der Zwischenbetriebsphase werden die drei alten Druckrohrleitungen abgetragen und ab Juli 2020 ein neues, erdverlegtes Stahldruckrohr errichtet. Diese Arbeiten sind höchst herausfordernd, da die Arbeiten im bis zu 40° steilen, unzugänglichen Gelände durchgeführt werden müssen. Die Arbeiten an der Druckrohrleitung sollen bis Februar 2021 abgeschlossen sein, im Anschluss daran geht das Kraftwerk Spullersee mit 36MW Ausbauleistung – entspricht der ursprünglichen Leistung des Kraftwerks - in den Probebetrieb.

Kontroll- und Wartungsarbeiten im Kraftwerk Spullersee

Parallel zur baubedingten Abstellung des Kraftwerks werden umfangreiche Kontroll- und Wartungstätigkeiten im Kraftwerk Spullersee durchgeführt. Darunter fällt u.a. auch die Inspektion der Generatoren, eine Erneuerung der Leittechnik und auch eine Erneuerung der mechanischen Turbinenregler. Nach Abschluss der Restarbeiten soll das Projekt im Jahr 2022 abgeschlossen sein.

100 % österreichische erneuerbare Energie

Durch seine bauliche Auslegung ist das Kraftwerk in der Lage, gemeinsam mit dem Kraftwerk Braz die Bahnstromversorgung in ganz Vorarlberg bei Bedarf sicherzustellen. Es kann Lastspitzen aus dem Bahnstromnetz ausregeln, und es dient der Stabilität des ÖBB-Stromnetzes. Das Kraftwerk Spullersee produziert also nicht nur 100 Prozent österreichische erneuerbare Energie, sondern fungiert auch als Motor für die regionale Wirtschaft. In der Region West (Tirol und Vorarlberg) betreiben die ÖBB neben Braz und Spullersee noch das Kraftwerk Fulpmes an der Ruetz im Stubaital. Diese drei Kraftwerke produzieren jährlich rund 220.000 Megawattstunden (MWh) Strom. Der Verbrauch der ÖBB in beiden Bundesländern liegt demgegenüber bei rund 275.000 MWh, was dem Jahresverbrauch von ca. 55.000 Haushalten entspricht. Rund 80 Prozent der benötigten Energie für Westösterreich erzeugen die ÖBB in der Region selbst, der Rest wird von Partnerkraftwerken und von der ÖBB Kraftwerksgruppe Stubachtal bezogen.

(Red.)

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