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RSG-Millionenpleite: "Mussten acht Monate in Ferienwohnungen leben!"

Joachim Mangard (VOL.AT) joachim.mangard@russmedia.com
Rene Wachter zählt zu den Geschädigten im Falle der millionenschweren Insolvenz des Bregenzer Bauträgers. Mit VOL.AT spricht er über schamlose Lügen, katastrophale Fehlkalkulation, geprellte Handwerker und Geschädigte, die nun vor dem Ruin stehen.
Herausfordernde Zeiten für Bauträger

Die Millionen-Insolvenz des Bregenzer Bauträgers RSG sorgte kürzlich für Schlagzeilen, der Betrieb stand bereits seit mehreren Monaten unter Zwangsverwaltung.

Neben zahlreichen Handwerkern, die wohl vergeblich auf das Bezahlen ihrer Rechnungen warten, bleiben vor allem jene Käufer von Eigentumswohnungen auf der Strecke, die beispielsweise bei einem aktuellen Projekt in Koblach sich ihren Traum vom Eigenheim verwirklichen wollten.

Rene Wachter spricht über
seine Erfahrungen mit RSG

Einer von ihnen ist Rene Wachter. Der gebürtige Gaschurner COO eines Webunternehmens entschied sich 2019 für den Kauf einer Wohnung im Rahmen des RSG-Projekts in Koblach. Kolportierter und vom Bauträger garantierter Einzugstermin: Mai 2020, schlüsselfertig.

Rene Wachter konnte seine Wohnung in Eigenregie fertigstellen. Seine Nachbarn hatten weniger Glück.

"Musste acht Monate in Ferienwohnungen leben"

Der Fußballtrainer der Kampfmannschaft des FC Nenzing vertraute auf die Kompetenz des Bauträgers, wurde aber bald eines Besseren belehrt. Zunächst verzögerte sich der Einzugstermin wegen ungeklärter Fragen in Sachen Denkmalschutz, auf eine Ausrede folgte die nächste. Dem gebürtigen Montafoner wurde das Ganze zu bunt, auch weil seine Wohnsituation ihm keine andere Wahl mehr ließ.

Die RSG schlitterte in die Insolvenz.

"Letztlich musste ich gemeinsam mit meiner Partnerin insgesamt acht Monate in Ferienwohnungen ausharren, weil wir natürlich im Vertrauen auf die RSG unser Mietverhältnis aufgekündigt hatten. Mein gesamtes Hab und Gut wurde während dieser Zeit in Bludenz eingelagert, großer Dank gilt hier der Firma Wohnfloor, ohne die das Ganze nicht möglich gewesen wäre", erzählt Wachter im VOL.AT-Interview.

Im Treppenhaus des Blocks wird nun von den Bewohnern selbst Hand angelegt.

Außergerichtliche Einigung

Als dann, auch nach Gesprächen mit Handwerkern, die vergeblich auf Zahlungen des Bregenzer Wohnbauträger warteten, immer offensichtlicher wurde, dass eine Fertigstellung in weite Ferne rückte, erstattete Wachter Anzeige. Und erzielte letztlich eine außergerichtliche Einigung, um die entstandenen, erheblichen Mehrkosten für ihn einzufordern.

Leben auf der Baustelle: Alltag für die Bewohner des Objekts in Koblach.

"Schließlich konnten wir die Wohnung in Eigenregie fertigstellen und sind vor rund einem halben Jahr endlich eingezogen. Leid tut es mir um die zahlreichen Nachbarn, die nun vor vollendeten Tatsachen stehen. Dementsprechend groß ist die Wut, wenn man sich im Haus und den betroffenen Objekten in der Nachbarschaft umhört. Die Kritik richtet sich vor allem gegen den Geschäftsführer, der teilweise jungen Käufer das Blaue vom Himmel versprochen hat und sie letztlich um ihr Erspartes und den Traum der Schaffung von Eigentum gebracht hat", resümiert der geschädigte Wohnungsbesitzer.

Aufgrund fehlender Bezahlung haben die Handwerker ihre Tätigkeiten eingestellt.

"Grob fahrlässig, so kann man einfach nicht wirtschaften"

Auch die Ausrede, die Corona-Pandemie und die gestiegenen Kosten hätten dazu geführt, dass sich der Bau so verzögert habe, kann Wachter nicht so stehen lassen: "Wenn ich als Betriebswirt so kalkuliere, ist das grob fahrlässig oder aus Kalkül heraus. Es wird auch spekuliert, dass die RSG die durch den Verkauf eingenommen Gelder für die Fertigstellung eines anderen Projekts verwendet hat. So kann man einfach nicht wirtschaften."

Im gesamten Haus wird an allen Ecken und Enden gearbeitet.

Erste Gläubigerversammlung
am 19. Jänner

Die Verbindlichkeiten des Bauträgers mit Sitz in Bregenz belaufen sich nach Angaben mehrerer Kreditschutzverbände auf über zwei Mio. Euro, denen Aktiva in Höhe von etwa 600.000 Euro gegenüberstehen. Zu den genauen Ursachen des Vermögensverfalls gebe es noch keine Angaben, gegen den Schuldner seien aber etliche Exekutionen anhängig, hieß es. Vom Insolvenzverfahren sind 70 bis 80 Gläubiger betroffen.

Bei dem 2015 gegründeten Bauträger wurde bereits im Oktober Lukas Pfefferkorn als Zwangsverwalter eingesetzt, er wurde nun auch zum Insolvenzverwalter bestellt. Die am Freitag am Landesgericht Feldkirch erfolgte Eröffnung des Konkursverfahrens ging auf einen Gläubigerantrag zurück. Als Gesellschafter der RSG Wohnbau GmbH fungieren die Bodensee Plus Invest GmbH, die "forsite" IT Management Consulting und Entwicklung GmbH mit jeweils 40-prozentigem Anteil sowie Alexander Giesinger (20 Prozent), der auch Geschäftsführer ist. Die erste Gläubigerversammlung findet am 19. Jänner statt.

Rene Wachter zog sich vorzeitig aus dem Vertrag zurück und konnte das Schlimmste verhindern.

(VOL.AT)

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