Im Vergleich mit den anderen Bundesländern liegt Vorarlberg mit einer Lehrlingsquote von 50,5 Prozent im Spitzenfeld. In absoluten Zahlen sei die Zahl der Lehrlinge in den letzten Jahren jedoch leicht zurückgegangen, sagte Wallner im Anschluss an den “Lehrlingsgipfel”. Jeder fünfte Lehrling breche seine Ausbildung ab. Zudem sei die Zahl der Ausbildungsbetriebe gesunken, aufgrund der demografischen Entwicklung sei die Konkurrenz zwischen weiterführenden Schulen und Berufsschulen groß. Die beschlossenen Maßnahmen sollen hier Abhilfe schaffen, mit dem Ergebnis zeigten sich alle Beteiligten im Anschluss an die Sitzung zufrieden.
Vorarlberg will Lehrzwischenprüfung für alle Branchen einführen
Wie bereits in einigen Branchen üblich soll künftig in Vorarlberg auf freiwilliger Basis eine Leistungsüberprüfung in der Mitte der Lehrzeit für alle Branchen eingeführt werden. Diese soll in enger Kooperation mit den Berufsschulen und Betrieben durchgeführt werden und “eine wichtige Standortbestimmung” für Lehrling und Ausbildungsbetrieb sein, sagte Wallner. Dabei gehe es weniger um Reparatur als um Prävention, betonte der ehemalige Lehrlingsbeauftragte der Bundesregierung, Egon Blum. Defizite in der Ausbildung könnten bei der Prüfung erkannt und im Anschluss beseitigt werden. Vorarlberg werde diesen Weg auch alleine gehen, betonte der Landeshauptmann, “wenn wir auf Wien warten,kommt nichts”, ergänzte Wirtschaftskammerpräsident Manfred Rein.
Zahl der “Lehrlingscoaches” wird erhöht
Zur Unterstützung kleinerer Ausbildungsbetriebe – fast die Hälfte aller Vorarlberger Unternehmen bildet nur einen Lehrling aus – wird die Zahl der Ausbildungsberater von einem auf vier erhöht. Als “Lehrlingscoach” soll er auf Firmen zugehen und intensive Hilfestellung bei der Planung der Ausbildung anbieten. “Das geht tiefer als eine Beratung. Der Coach muss in den Betrieb gehen, ihn analysieren und gemeinsam mit einem Ausbildungsverantwortlichen ein Konzept erarbeiten”, betonte Arbeiterkammerpräsident Hubert Hämmerle. So könne eine hohe Qualität der Ausbildung garantiert werden, ergänzte ÖGB-Landessekretärin Manuela Auer. Kleine Unternehmen hätten schwierigere Bedingungen, eine Qualitätssicherung der Ausbildung sei da nicht einfach, so Hämmerle. Starten sollen die Ausbildungsberater wenn möglich “noch im ersten Quartal 2016”, forderte Wallner. Ein entsprechendes Konzept werde noch in diesem Jahr vorliegen.
“Ausbildungsstarthilfemodell”
Betrieben, die benachteiligten bzw. lernschwachen Jugendlichen einen Ausbildungsplatz bieten, wollen Land und Sozialpartner in Zukunft mehr Unterstützung angedeihen lassen. Das “Ausbildungsstarthilfemodell” sieht vor, dass Jugendliche die ersten sechs Monate ihrer Lehre im Überbetrieblichen Ausbildungszentrum (ÜAZ) absolvieren und dort neben der fachlichen Grundausbildung auch ein Training ihrer Kern- sowie sozialer Kompetenzen erhalten. Das ÜAZ bietet in Vorarlberg seit 2003 Ausbildungsplätze für Jugendliche an, die keine Lehrstelle gefunden haben.
Das “Vorarlberger Lehrlingsmodell” – es ermöglicht Lehrlingen parallel zur Ausbildung die Vorbereitung auf die Matura – werde man künftig noch besser bewerben, sagte Wallner. Es werde nicht so genutzt, wie es möglich wäre, trage aber wesentlich zu einer Imageverbesserung der Lehre bei. Der Fördervertrag für das Modell zwischen Bildungsministerium und Vorarlberger Landesregierung wurde Anfang September bis Ende 2018 verlängert.
Bis Ende 2015 sollen nun Konzepte erarbeitet und organisatorische sowie finanzielle Fragen geklärt werden. Anfang 2016 wollen Land und Sozialpartner in einem Treffen schließlich die weitere Vorgehensweise besprechen und planen. (APA)
Erwartungen an den Lehrlingsgipfel – LH Wallner im Gespräch:
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