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Experte Fehr: Wie man die Impfbereitschaft steigert

Verhaltensökonom Gerhard Fehr in der "ZIB2" des ORF.
Verhaltensökonom Gerhard Fehr in der "ZIB2" des ORF. ©Screenshot ORF
Verhaltensökonom Gerhard Fehr hat am Dienstag in der "ZIB2" über Impfpflicht, Prämiensysteme und Strafen gesprochen - Und ob diese wirken, um die Impfquote zu erhöhen.
Impfpflicht und Lockdown: Der Fahrplan
"Keine Querdenker, sondern Nicht-Denker"

"Die Impfpflicht per se wird das Problem nicht lösen", ist Verhaltensökonom Fehr überzeugt. Die Regierung habe es verschlafen, rechtzeitig entsprechende Maßnahmen einzuführen, die geeignet gewesen wären die derzeitige Spaltung der Gesellschaft abzumildern.

Die 3G-Regel sei etwa viel zu früh gekommen. Anstatt auf Dialog zu setzen und auf Befürchtungen und Ängste vieler Menschen einzugehen, habe man viele einfach ausgeschlossen.

Immer noch zu wenig Erststiche

Den Grund für den massiven Widerstand sieht Fehr aber auch im Internet an sich. Vorbehalte gegen Impfungen habe es immer gegeben, durch das Internet hätten Skeptiker heute aber immer breiteren Zugang zu "alternativen Fakten".

Wie hoch muss die Impfquote sein?

Nicht 100 Prozent, sondern 90 Prozent müsste die Impfquote sein, meint der Verhaltensökonom in der "ZIB2". Fehr meint, 80 Prozent seien mit einer lockeren und bürgernahen Auslegung der Impfpflicht zu erreichen, weitere zehn Prozent mit einer strengeren Auslegung.

Unter dem Strich hält es Fehr aber für sinnvoll, bürgernah und mit "gesundem Augenmaß" die Impfpflicht umzusetzen. Es sei beispielsweise Strafen nach einer erfolgten Impfung auch wieder zu erlassen.

Tatsächlich gebe es etwa zehn Prozent Menschen in der Bevölkerung, die sich nicht impfen lassen wollen und auch bereit wären, dafür Einschränkungen und Strafen in Kauf zu nehmen. Die könne man sich als Gesellschaft aber leisten. Es müsse sie nicht jeder impfen lassen, betont Fehr. Und mit Bürgernähe und empathischen Auslegungen der Impfpflicht ließen sich zusätzliche 15 Prozent erzielen.

(K)ein Prämiensystem

Prämien als Impfanreiz gegenüber zeigt sich Fehr eher skeptisch. Sie würden zwar funktionieren, hätten aber große Nachteile. Zum einen wisse man nicht, wie lange man ein Prämiensystem aufrechterhalten müsste, was eine Kostenfrage nach sich zieht. Andererseits verweist Fehr darauf, dass viele Menschen in der Folge nicht zur Impfung gehen würden, wenn es eben keine "Belohnung" mehr dafür gebe.

Sicher ist sich der Experte auch bei den Corona-Tests: die müssen laut Fehr gratis bleiben. Würde man Tests bereisen, würden die Leute sich nicht mehr testen lassen. Die Gewohnheit des "sich Testen lassen" gehe dann verloren, meint Fehr, und das könnten wir uns aktuell nicht leisten. Tests komplementieren die Impfung, sagt der Verhaltensökonom.

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