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Wilderergeschichten aus Vorarlberg

Sigi Schwärzler hat mit "Keine Schonzeit" sein zweites Buch herausgebracht.
Sigi Schwärzler hat mit "Keine Schonzeit" sein zweites Buch herausgebracht. ©Beate Rhomberg
Im Buch „Keine Schonzeit“ erzählt Sigi Schwärzler Geschichten über das Wildern in Vorarlberg.

Dornbirn. Über drei Jahre lang hat sich der Dornbirner, Sigi Schwärzler mit seinem aktuellen Buch beschäftigt. Die Idee dazu kam dem 57jährigen beim Schreiben über das Dornbirner Schützenwesen vor vier Jahren und solange hat es auch gedauert, die vielen Geschichten, die es in „Keine Schonzeit“ zu lesen gibt, zusammenzutragen. „Das war anfangs gar nicht so einfach. Eine Bekannte hat mir einen Tipp gegeben und mir den Kontakt zu einem ehemaligen Wilderer vermittelt“, erzählt er. „Von ihm habe ich alte Tagebücher bekommen, die ich nach und nach erst entziffern musste und so entstand auch die erste Geschichte.“ Dass es nicht einfach werden würde, den Wilderern ihre Geschichten zu entlocken, war ihm klar. „Im Bregenzerwald und im Montafon waren die Leute natürlich skeptisch, als ich ihnen von meinem Buch erzählte“, erinnert sich Schwärzler, der selbst kein Jäger ist, sondern seine Leidenschaft für das Thema auf seinen Namen zurückführt. Der Name Schwärzler stamme nämlich ursprünglich von der Gewohnheit der Wilderer und Schmuggler ab, ihr Gesicht zu schwärzen, um auf ihren Touren unerkannt zu bleiben. Unter diesen Voraussetzungen blieb ihm wohl gar nichts anderes übrig, als die Thematik des Wilderns monografisch aufzuarbeiten.

In weiser Voraussicht brachte er zu den weniger gesprächigen Wilderern also eine Flasche Wein mit, um nach einer Absage wenigstens noch ein Gläschen zu trinken. „Meistens ging es nicht lange und spätestens mit der ersten Flasche Wein kamen dann auch die Geschichten ins Laufen“, schmunzelt Schwärzler. Für seine Recherchen war er im ganzen Land unterwegs und bekam auch bei den Bezirksgerichten Akteneinsicht, die oft zeitaufwendig und nervenaufreibend war. Angst, sich dabei die Finger zu Verbrennen hatte der Hatler, den man hier auch als Ranger Sigi kennt, nie. Schließlich hat der Buchautor als Berufssoldat eine Spezialausbildung beim Jagdkommando absolviert, war zehn Jahre lang für die Scharfschützenausbildung verantwortlich und hat selbst so einige Geschichten aus dem Leben zu erzählen. „Um so ein Buch zu schreiben muss man selbst mitfühlen, miterleben und dabei sein“, weiß er.

„Keine Schonzeit“ soll aber nicht nur Jäger ansprechen. Die einzelnen, in sich abgeschlossenen Geschichten, sind spannend und geben einen Einblick in das Leben der Wilderer und die Geschichte Vorarlbergs, denn wenngleich die Thematik des Wilderns in Vorarlberg nicht neu ist und seit Jahrhunderten fremdes Wild illegal erlegt wird, so ist es bis zum heutigen Tag medial ein eher wenig bearbeitetes Kapitel. Dennoch betont Schwärzler in seinem Buch die Illegalität der Wilderei, die nach wie vor als schwerer Diebstahl geahndet wird und keinesfalls ein Kavaliersdelikt ist. „Die Dunkelziffer scheint immer noch sehr hoch zu sein und wer meint, dass heute der „klassische Wilderer“ mit geschwärztem Gesicht durch die Nacht streift, der irrt. Es wird offiziell gewildert, denn auch unter den Jägern gibt es einige schwarze Schafe“, weiß Sigi Schwärzler zu erzählen. Aber auch damals waren die Strafen nicht ohne, so wird zum Beispiel überliefert, dass ein Wilderer einen lebendigen Hasen essen musste und elendig erschickte. Ein abgehackter Zeigefinger war geradezu eine der harmlosesten Strafen, aber was sich in dieser Zeit noch für skurrile Geschichten zugetragen haben, gibt es im Buch nachzulesen.

„Historisch prägnant – fachlich hoch interessant – spannender als jeder Krimi!“, lautete die Zusammenfassung von Jens Gassmanns Rezension. Das Buch ist in Vorarlbergs Buchhandlungen erhältlich.

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