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Von Tosters nach Tansania

Alexander Wostry aus Tosters ist in Tansania für nachhaltige Landwirtschaft aktiv.
Alexander Wostry aus Tosters ist in Tansania für nachhaltige Landwirtschaft aktiv. ©Wostry
Im Interview: Alexander Wostry hat seine Feldkircher Heimat verlassen, um in Afrika Entwicklungsarbeit zu leisten. Mit seinem Projekt hilft er Bauern in Tansania, ihre Ernährung durch nachhaltige Landwirtschaft auf sichere Beine zu stellen.
Garten der Solidarität - Entwicklungsarbeit in Tansania

Steigende Rohölpreise spürt der Autofahrer hierzulande an der Zapfsäule. Einen afrikanischen Bauern können sie schnell die Existenz kosten. Verteuert sich der Rohstoff, steigen nämlich die Preise für chemische Dünger und Pestizide. Das hat der Tostner Alexander Wostry erkannt. Mit seinem Projekt Bustani Ya Tushikamane, zu Deutsch „Garten der Solidarität“, hilft er den Bauern in Tansania, ihre Ernährung durch nachhaltige Landwirtschaft auf sichere Beine zu stellen.Der Feldversuch

Begonnen hat alles mit einem Experiment. Als Praktikant war der gelernte Maschinenschlosser mit einem Entwicklungshilfe-Projekt nach Tansania gekommen. Mit einem Bauern vereinbarte er einen Vergleich. Sein Feld sollte der Bauer wie gewohnt bearbeiten, ein zweites bestellte Wostry selbst ohne chemische Hilfe. Die ökologische Methode erwies sich gegenüber der chemischen Keule am Ende als überlegen, Wostry fuhr die größere Ernte ein.

Das sprach sich herum, immer mehr Bauern fragten Wostry nach dem Erfolgsrezept. Damit war die Idee geboren für den „Garten der Solidarität“, der sich schnell zum Vorzeigeprojekt entwickelte. Mit Bustani Ya Tushikamane hat Wostry einen Ort der Begegnung geschaffen, der den Bauern im ländlichen Morogoro umweltfreundliche Anbaumethoden näherbringt.  Dazu gehört ein Informationszentrum ebenso wie ein Demonstrationsgarten.

Hilfe zur Selbsthilfe

Wostrys nachhaltiges Entwicklungsprojekt kommt in Tansania gut an. Rund  80 Prozent der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft und verdienen weniger als zwei US-Dollar am Tag. Hilfe zur Selbsthilfe ist die Devise: Wostry will keine Symptome lindern, sondern Ursachen bekämpfen. Ihm geht es um die Verbreitung von Know-how, um den Bauern langfristig zu helfen.

Fachgemäße Kompostierung, organische Schädlingsbekämpfung, Anpflanzung von Mischkulturen: Das lernen Farmergruppen in den Trainings, die sie als biologisch zertifizierte Bauern abschließen. „Es ist ein Geben und Nehmen,“ sagt Alexander Wostry. „Der Erfahrungsaustausch mit den Bauern hilft uns, unsere Methoden ständig weiter zu entwickeln.“ Auch Studenten und Forscher der landwirtschaftlichen Sokoine Universität begleiten die Schulungen und Experimente mit wissenschaftlichem Rat.

Bio-Produkte gefragt

Für ökologische Produkte besteht vor Ort eine große Nachfrage, wie eine Marktstudie von Sustainable Agriculture Tansania (SAT) zeigt: Neun von zehn Haushalten wünschen sich ein Angebot biologisch zertifizierter Lebensmittel. Diese können die Bauern in einem projekteigenen Bioladen anbieten, der am 21. April eröffnet wird. Durch den Verzicht auf Kunstdünger und Pestizide sparen sie viel Geld und können preislich mit den konventionellen Bauern mithalten.

„Der Lex ist durch und durch ein Idealist,“ weiß sein Bruder Florian. Wie die einheimischen Bauern lebt Alexander unter einem Wellblechdach in einfachsten Verhältnissen. Eine Solarzelle liefert Strom für Licht und Laptop. Viel Idealismus ist nötig, um so ein Projekt durchzuziehen. Aber ohne Geld geht es nicht. Unterstützung erhält der 33-Jährige aus der Heimat. Über den Verein Nachhaltige Landwirtschaft Ostafrika (NLO) unterstützen private und öffentliche Sponsoren sein Projekt. Zu den Spendern aus Feldkirch zählen unter anderem der Lions Club, die Pfarre Tosters und der FC Tosters 99.

Alexander Wostry im Interview

Woher nimmst Du die Energie für Dein Engagement, mit so vielen Entbehrungen,in einem Malaria-gefährdeten Gebiet in Tansania?

Nachhaltige Landwirtschaft ist das Um und Auf, um ein Überleben für die nächsten Generationen zu sichern. Dabei ist Malaria nur eine Mücke gegenüber den Elefanten Klimaerwärmung und Bodenerosion. Das Thema geht uns alle an, insofern würde so ein Projekt auch im Ländle Sinn machen. In meinen Augen ist die österreichische Landwirtschaft von einer ernst zu nehmenden Nachhaltigkeit noch weit entfernt. 

Wie kommen die Spenden den Menschen zugute?

Von Seiten des Fördervereins NLO fallen keine Administrationskosten an, da alle Mitglieder ehrenamtlich arbeiten. Daher können wir die gesamten Spenden direkt vor Ort verwenden, wobei der Löwenanteil direkt in das Arbeiten mit den Bauerngruppen fließt. Schon für sechs Euro kann für einen Tag das Infobüro betrieben werden, für zehn Euro stellen wir 200 Blätter Schulungsmaterial her.

 Was ist in nächster Zukunft geplant?

Am 21. April eröffnen wir unseren Bioladen, der von unseren zertifizierten Bauern mit Gemüse beliefert wird. Zurzeit sind über 90 Prozent der biologisch produzierten Lebensmittel für den Exportmarkt bestimmt. Unser Ziel ist es, für den lokalen Markt zu produzieren. Die Nachfrage ist da! Ein weiterer großer Schritt wird die Eröffnung unseres Farmertraining Center sein. Dabei werden wir von den PfadfinderInnen Österreich  mit dem Bau eines Guesthouse für Bauern und Bäuerinnen unterstützt. 

Kontakt

Förderverein Nachhaltige Landwirtschaft Ostafrika

Hirschgraben 19, 6800 Feldkirch.

www.nlo.at

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