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Tickende Zeitbombe Diabetes

"Wir sitzen bei Diabetes auf einer tickenden Zeitbombe." Mit diesen Worten schlug am Mittwoch bei der EU-Konferenz zur Prophylaxe von Typ-2-Diabetes in Wien Univ.-Prof. Ulf Smith Alarm.

Das urbane Leben macht offenbar zuckerkrank, Programme zur Verhinderung des Leidens gibt es kaum.

„Im Jahr 2003 gab es weltweit 194 Millionen Diabetiker bei 6,3 Milliarden Menschen. Im Jahr 2025 werden es 333 Millionen Zuckerkranke bei acht Milliarden Erdenbewohnern sein. In Europa wird die Zahl der Patienten von 48,4 auf 58,6 Millionen steigen. 1995 wurden weltweit 3,8 Milliarden US-Dollar für Diabetes-Medikamente ausgegeben, im Jahr 2005 waren es 17,8 Milliarden und im Jahr 2010 werden es 27,9 Milliarden sein“, sagte Smith, um die Bedeutung des Problems zu charakterisieren.

Eindeutig: Der Wechsel vom Landleben mit viel Bewegung und einer zumeist gesünderen Ernährung zum Lebensstil der westlichen urbanen Gesellschaft verursacht Diabetes, vor allem Typ-2-Diabetes (ehemals „Altersdiabetes“). Das sind fettreiches Essen, kaum noch körperliche Betätigung, Rauchen und Übergewicht.

Der Wiener Diabetologe Univ.-Prof. Dr. Michael Roden (Hanusch-Krankenhaus) belegte das anhand der österreichischen Daten: „In Österreich sind 1,9 Prozent der Männer und 2,1 Prozent der Frauen wegen Diabetes in Behandlung. In Wien sind es 2,7 Prozent der Männer und 2,4 Prozent der Frauen, in Vorarlberg 0,8 Prozent der Männer und 1,4 Prozent der Frauen.“

Nimmt man die Landbevölkerung als Beispiel und gibt ihr Diabetes-Risiko mit dem Faktor 1 an, beträgt es in den österreichischen Städten 1,14, in Wien gar 1,56 – es ist in der Metropole um 56 Prozent erhöht.

Umgekehrt könnte man durch groß angelegte Programme für einen gesünderen Lebensstil einen Großteil dieser Erkrankungen verhindern. Dr. Michaela Moritz vom Österreichischen Bundesinstitut für Gesundheitswesen (ÖBIG): „Wir haben aber in einer Untersuchung in Österreich und Europa festgestellt, dass es in Österreich einen Mangel an solchen Präventionsprogrammen gibt. In ganz Europa gibt es kaum Programme für sozial Benachteiligte und keine Richtlinien für die Diabetes-Vorbeugung und die möglichst frühe Diagnose.“

Hier will Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (V) im Rahmen der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft einen neuen Anstoß geben. Der Plan sei es, ein gemeinsames Vorgehen in der EU bei der Prävention und der Betreuung von Diabetikern zu finden. Alle Staaten hätten ähnliche Probleme, erklärte sie bei der Konferenz.

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