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Salzburg Museum zeigt "entartete Kunst"

Salzburg-Stadt - In zwei Sonderausstellungen beschäftigt sich das Salzburg Museum ab Mittwoch, mit den Abgründen des Nazi-Regimes. Eine Sonderausstellung im Salzburg Museum zeigt "entartete Kunst". Video 

Unter dem Titel “Entdeckte Moderne 1910-1945” sind bis zum 12. Oktober 126 Bilder des deutschen Sammlers Gerhard Schneider zu sehen, die als “entartet” gebrandmarkt wurden. Die zweite Ausstellung, “Lebens(un)wert: NS-Euthanasie im Land Salzburg”, dokumentiert bis 2. November die Ermordung von mehr als 400 kranken und behinderten Salzburgern während des Zweiten Weltkrieges.

Schwerpunkt der Ausstellung “Entdeckte Moderne” sei, unbekannte Künstler einer verlorenen Generation an die Oberfläche zu bringen und ihnen wieder einen Namen zu geben, betonte der Direktor des Salzburg Museums, Erich Marx, am Dienstag bei einer Pressekonferenz in der Museums-Kunsthalle der Neuen Residenz. Sie sei die erste, große und in sich geschlossene Ausstellung in Österreich, die speziell im Nationalsozialismus verfolgte Künstler thematisiere, sagte Marx.

Das Museum bemüht sich damit um eine ideelle Restitution, es will den “verfemten” Künstlern im Gedenkjahr 2008 jenen gebührenden Platz in der Kunstgeschichte bieten, “den sie auch nach 1945 leider nicht erlangen konnten”, bedauerte der Direktor. Warum das bisher so war, darauf fand Kunstsammler Gerhard Schneider aus Olpe in Nordrhein-Westfalen eine Antwort: Zwar wurde der Expressionismus nach dem Zweiten Weltkrieg rehabilitiert, doch in den Genuss des Nachruhmes kamen fast ausschließlich jene, die sich schon vor den Jahren der Schreckensherrschaft einen Namen gemacht hatten. Schneider hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten über 2.000 Werke von mehr als 300 deutschen und österreichischen Malern, “die zum zweiten Mal ins Abseits gedrängt und vergessen wurden”, wiederentdeckt und gesammelt.

Völlig übergangen wurden dagegen jüngere Künstlerpersönlichkeiten, die den Expressionismus auf vielfältige Weise weiterführten. Jene, welche die Nazi-Herrschaft überhaupt überlebten, standen nach 1945 im Schatten der abstrakten Kunst, die das Privileg der Modernität für sich beanspruchte. Man ging so weit, alles figurative Schaffen auf die Seite autoritärer politischer Systeme zu stellen. “Diese Künstler mussten neuerlich dem massiven Druck eines Kunstdiktats weichen”, so Schneider.

In Salzburg zu sehen ist zum Beispiel das 1933 mit Öl auf Hanffaser gemalte Bild “Propagandaminister” von Oscar Zügel. Es wurde ein Jahr später von den Nazis beschlagnahmt und vom Künstler erst 1950 wiederentdeckt. Schneider hat das Werk aus einer Konkursmasse erworben. Von den Nazis verpönt war auch “Der Abgrund” von Georg Netzband. Das Bild war bis 1936 in der deutschen Akademie der Künste ausgestellt. “Die Abbildung des Falls ins Bodenlose hat den Nazis nicht gefallen”, erklärte Schneider. Die Ausstellung zeigt auch Exponate von Salzburger Künstlern wie Valentin Nagel und zudem Werke von vier Künstlern, die 1937 in der Münchner Ausstellung “Entartete Kunst” als degenerierte Moderne bezeichnet worden waren. Während des Dritten Reiches wurden insgesamt rund 20.000 Werke von rund 1.400 Künstlern in Museen und Ateliers beschlagnahmt.

Erstmals in der Stadt Salzburg wird die Wanderausstellung “Lebens(un)wert” gezeigt. In der Säulenhalle des Salzburg Museums hängen von der Decke 400 weiße Bänder mit den Namen, Geburts- und Sterbedaten von Salzburgern, die der NS-Euthanasie zum Opfer fielen. “Wir wollen diesen Menschen wieder ihre Lebensgeschichte zurückgeben”, erläuterte Alois Autischer-Norman, Geschäftsführer der “Laube, sozial-psychiatrische Aktivitäten GmbH” und Konzipient der Dokumentation.

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