Die Realisierung der Wiener Nordost-Umfahrung (S1) samt Untertunnelung der Donau und der Lobau ist nach Angaben aller Beteiligter auf Schienen. Waren bisher nur die Grünen dagegen, gibt es nun auch in der ÖVP wieder Überlegungen für Alternativen, etwa durch einen Ausbau der Südost-Tangente (A23). Man solle nicht alle Türen zuschlagen und bei Bedarf auch weitere Varianten prüfen, hieß es dazu aus der Volkspartei, zu der kürzlich der Grün-Gemeinderat Günter Kenesei übergelaufen ist.
Einen Vorstoß dazu hatte es zuletzt vom VP-Nationalrat und Raiffeisen-Generalsekretär Ferry Maier gegeben. Im Jänner des Vorjahres forderte er, der Tangente ein zweites Stockwerk aufzusetzen und dadurch die Lobau vor Zerstörung zu schützen. Mehr als ein Jahr später formuliert es Norbert Walter, Landesgeschäftsführer der Wiener ÖVP, wesentlich vorsichtiger. Nur wenn die derzeitigen Untersuchungen von Bund und Land der Umfahrung die Machbarkeit absprechen würden, sollte man auch weitere Alternativen prüfen, meinte er zur APA.
Maiers Ideen waren bereits im Vorjahr von der SPÖ als Uralt-Pläne, die schon vor zehn Jahren völlig unrealisierbar waren, zurückgewiesen worden. Ähnlich sieht man das heute im Büro von Planungsstadtrat Rudolf Schicker (S). Der Wiener Regionenring würde ad absurdum geführt, wenn man den Verkehr erst recht wieder durch die Stadt leite, so ein Sprecher. Rüdiger Maresch, Umweltsprecher der Wiener Grünen, ortet gar eine absolute Schnapsidee. Eine Transitautobahn mitten durch die Stadt werde von den Grünen massiv abgelehnt.
Bürgermeister Michael Häupl (S) hat sich Anfang März mit Infrastrukturminister Hubert Gorbach (B) auf die Umfahrung geeinigt. Nun sei dies eine Sache, wo nur noch über Details geredet wird, betonte er am Dienstag am Rande seiner wöchentlichen Pressekonferenz. Auch bei der Autobahnfinanzierungsgesellschaft Asfinag geht man davon aus, dass das Paket der Umfahrung wie vereinbart geschnürt wird. Ein allfälliger weiterer Ausbau der Tangente sei unabhängig davon zu sehen.
Klar ist jedenfalls, dass es eine zusätzliche Verbindung von der Hanson-Kurve der Tangente zur S1 geben soll. In der Häupl-Gorbach-Vereinbarung wurde dies bereits festgeschrieben. Laut Asfinag muss diese Straße vom Infrastrukturministerium noch ins hochrangige Straßennetz aufgenommen werden. Wann der Bau realisiert werden könnte, ist noch offen.
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