Eng war´s auf der Bühne, die mit Flügeln, Pulten, Musikern und (immer wieder störend lauten) Fernsehteams voll gestopft war. Die Camerata, Dirigent Jonathan Nott sowie die Solisten Pierre-Laurent Aimard und Tamara Stefanovich fanden ihre Sitze, aber sie fanden nie wirklich zueinander. So holperte und tröpfelte das Doppelkonzert, das Mozart für sich und seine Schwester Nannerl komponiert hatte, so vor sich hin. Eine derart lasche und obendrein schlecht geprobte Interpretation müsste, ja dürfte einem überwiegend wohl fachkundigen Publikum wie jenem der Salzburger Mozartwoche eigentlich nicht mehr vorgesetzt werden.
So war die Bühne leicht freigemacht für Johannes Maria Staud und sein “Im Lichte”. Staud hat dabei nicht Mozarts dialogisches Konzept verfolgt, sondern nach Verschmelzung der Klaviere mit dem Orchester gesucht. Er verwendete Glissandi von Streichern und Lotusflöten in allen Varianten, beißend schrille Bläsersätze und vier Perkussionisten, die für martialische Wucht und raffinierte, aber nie wirklich durchtragende Rhythmen in moderat gehender Motorik sorgten. Wenn schon nicht gerade üppig ausgestattet mit thematischen oder wenigstens klangfarblichen Ideen, so bewies Staud auch in diesem Auftragswerk Gefühl für Dramatik und Dynamik und hat seinen (das Mozart-Konzert deutlich übertreffenden) Applaus durchaus verdient entgegengenommen.
Wie wenig Töne es braucht um viel zu sagen, das wurde aber erst in Anton Weberns kultigen “Fünf Stücken für Orchester” deutlich. Diese Orchester-Miniaturen sind zwischen 30 und 65 Sekunden lang, und doch kann das 1926 uraufgeführte Werke als die Substanz der Moderne bezeichnet werden. Pierre Boulez bezeichnete die “Fünf Stücke” als die fehlerloseste Musik, die je komponiert wurde und tatsächlich gibt es wenige Werke, bei denen man so explizit den Wunsch verspürt, sie gleich und auf der Stelle noch einmal hören zu wollen.
Sprunghaft ging´s dann zurück zu Mozart und zwar zur charmanten, adretten und ein wenig harmlosen Antretter-Serenade in D-Dur KV 185. Doch die schien von der Camerata besser geprobt als das bisherige Programm, und so fand Notts sympathisches Dauer-Lächeln (ob vor echter Freude oder wegen der TV-Kameras erschloss sich nicht) wenigstens hier eine musikalische Entsprechung.
Christoph Lindenbauer/APA
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