FELDKIRCH. (sch) Der 1958 in Graz geborene und dort auch am 1. Jänner 1994 tragisch verstorbene Dramatiker Werner Schwab bat mit wenigen Bühnenwerken in seinem kurzen Leben der deutschen Literatur einen elementaren Schock versetzt. Er begründete mit seiner Sprache das sogenannte „Schwabisch“, eine Kunstsprache, deren „Ästhetik“ aber darin besteht, dass Schwab fast alles enttabuisiert, was der normale Umgangston vermeidet, und mit Fäkalausdrücken bzw. Abortszenarios auftrumpft. Schwab wollte die gängige Bühnensprache attackieren, ihr eine Realität mit Mundartanklängen, ordinärer Diktion, immer wieder aber auch skurril-komisch und leicht blasphemisch verpackt, gegenüberstellen. Die Vitalität seiner Sprachkraft wirkt auch heute noch. Schwab schlug wie eine Bombe ein, .neben anderen Werken begründeten vor allem „Die Präsidentinnen“ (Uraufführung 1990 in Wien) den Ruhm des österreichischen Dramatikers. In den Neunzigerjahren war er einer der meistgespielten Autoren. Nach einer gewissen Absenz auf den Bühnen ist Schwab mit seinen „Präsidentinnen“ (Graz, Wien, Projekttheater) aber aktuell wieder gefragt und behagt auch neuen Publikumsgenerationen.
Projekttheater
Das vom Vorarlberger Theatermann Dietmar Nigsch und der genialen Volksschauspielerin Maria Hofstätter gegründete Projekttheater hat sehr früh eine bis heute gültige Produktion der „Präsidentinnen“ mit dem Regisseur Walter Hiller erarbeitet (1995) und war wieder einmal mit zwei ausverkauftem Vorstellungen im Theater am Saumarkt zu Gast. Dietmar Nigsch als lebenslustige, schrille Grete, Maria Hofstätter als Mariedl mit ihrer Klo-Fixierung und Martina Spitzer als die frömmelnd-erzkonservative Erna sind eigentlich Freundinnen (laut Schwab „Präsidentinnen ihres eigenen Unglücks“) und fantasieren über ihr Leben, über Sex, Kinder etc. Als dann der Alkohol dazukommt und Mariedl wie eine Kassandra vom Land böse Zeiten durch die Kinder prophezeit, wird sie von den andern – geköpft. Das reichlich bekannte Stück ist gewiss kein Aufreger mehr, wenn aber das Trio Nigsch, Hofstätter und Spitzer am Werk ist, dann sind die „Präsidentinnen“ auch heute noch ein Theater-Hochgenuss. Etwa Maria Hofstätter als Mariedl, die nur mit bloßen Händen die verstopftesten Klos wieder scheiß-fit macht, war in Gestik und betulichem Erzählton ganz große Klasse!
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