Lustenau. Vor 80 Jahren wurde der Lustenauer Stürmer Ferdi Jussel in Krems (NÖ) “wegen politischer Agitation” verhaftet. Eine lustige, kuriose Geschichte.
Der Turnerbund Lustenau (heute: FC Lustenau) stand im Oktober 1930 im Endspiel der österreichischen Amateurliga. Der Gegner hieß SC Krems, der das erste Spiel in Lustenau souverän mit 7:2 Toren gewonnen hatte und somit schon als Meister feststand. So wurde der Gegner im Heimspiel unterschätzt und die Lustenauer erreichten einen 3:1 Sieg gegen die wegen ihrer Dressen so bezeichneten “Zebrahemden”.
“Politischer Wanderredner”
Nach dem Sieg zogen einige Lustenauer Fußballer durch Krems. Die Stimmung war ausgelassen. So stieg Stürmer Ferdi Jussel auf eine Kiste, in der sich Wachauer Keramik – ein Gastgeschenk der Kremser Fußballer – befand. Von seinem erhöhten Posten aus hielt Jussel eine übermütige Rede, die einzig und allein vom Fußballen handelte. Ein Augenzeuge berichtete: “Besonders überzeugende Sätze wurden von seinen Kameraden im Chor nachgesprochen. Ein vergnügliches Spiel, das bei der Kremser Jugend lebhaften Anklang fand. Es entstand also das, was die Behörden einen Auflauf nennen.”
“Lustenauerisch” als Fremdsprache
Da Jussel seine Rede in reinstem Lustenauerisch hielt, war sie für alle Kremser völlig unverständlich – auch für die Wachorgane. Diese vermuteten, er sei ein politischer Wanderredner und nahmen Jussel kurzerhand fest. Auf der Polizeiwache bediente sich Jussel des Hochdeutschen als Verständigungssprache. Somit war aus dem Polit-Agitator wieder ein fröhlicher Fußballer geworden. Vor dem Wachelokal war es in der Zwischenzeit zu einem echten Auflauf gekommen. Rund zweihundert Jugendliche warteten, was nun nach der Verhaftung geschehen würde. Als Jussel die Polizeiwache verließ, wurde er von seinen Kameraden und der Kremser Jugend mit Jubel begrüßt.
Der weitere Aufenthalt der Lustenauer verlief ohne Störung. Man stattete der Bundeshauptstadt Wien einen Besuch ab, logierte im Hotel Exzelsior, besuchte den Prater sowie das Stadion auf der Hohen Warte sowie das im Bau befindliche Prater-Stadion. Bei der Ankunft in Lustenau wurde die siegreiche Elf, von den Fans vor dem Gasthaus Engel mit Fahne, Trommeln und Pfeifen lautstark empfangen.
Bericht: Willi Rupp
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