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Ferienheim Amerlügen schließt seine Pforten

Das 36 Jahre alte Gemeinschaftshaus fällt der Spitzhacke zum Opfer
Das 36 Jahre alte Gemeinschaftshaus fällt der Spitzhacke zum Opfer ©Helmut Köck
Der Verein „Feldkircher Ferienheim Amerlügen“ wurde aufgelöst und der Verkaufserlös wird Feldkircher Kindern und Jugendlichen zugute kommen.
Ferienheim Amerlügen

Feldkirch-Frastanz. (koe) Kein Kinderlachen, keine Abschiedstränen, kein Sport und Spiel wird es mehr im Ferienheim Amerlügen geben. Noch im Jahre 2010 wurde das 100-jährige Vereinsjubiläum begangen. Die ursprüngliche Zielsetzung des Vereins war vor allem gesundheitlich oder sozial schwachen Kindern einen kostengünstigen Urlaub zu ermöglichen. In der Generalversammlung vom 3. Februar 2012 hat nun der Vorstand schweren Herzens seine Auflösung beschlossen. “Wir haben sehr lange überlegt, verschiedene Szenerien diskutiert, aber ohne genügend Einnahmen, ohne volle Turnusse war der Betrieb nicht mehr finanzierbar, berichtet Gertrud Pescoller-Tiefenthaler, die ehemalige Obfrau des Vereins „Feldkircher Ferienheim Amerlügen“.

Zu wenige Kinder

Der Verein sah sich nicht mehr in der Lage, seine zwei Ferienhäuser in Amerlügen längerfristig zu erhalten und die Ferienwochen in der gewohnt guten und kostengünstigen Art und Weise anzubieten. In den letzten Jahren war die Nachfrage von erholungsbedürftigen Schulkindern, die den Sommer in Amerlügen verbringen wollten, stark zurückgegangen. Im vergangenen Jahr hatten sich 28 Kinder weniger angemeldet, das bedeute € 7.500, welche für die Kostenabdeckung fehlten. Im Jubiläumsjahr wurden noch einige Investitionen, wie der Kanalanschluss und die Erledigungen von behördlichen Auflagen in die Häuser investiert. Die gesetzlichen (kostenintensiven) Vorgaben für den Betrieb eines solchen Ferienheimes wurden erheblich verschärft.

Zum Wohle der Kinder

“Wenn Häuser und Grundstücke verwertet werden, sollen die Mittel wieder Kindern und Jugendlichen zugute kommen. Damit ist gesichert, dass der ursprüngliche Vereinszweck weiterlebt und neue, der Zeit angepasste Ferienangebote finanziert werden können”, ist Gertrud Pescoller-Tiefenthaler überzeugt. Der Verein „Feldkircher Ferienheim Amerlügen“ möchte sich bei der Stadt Feldkirch für die über hundert Jahre währende Unterstützung bedanken, standen sie seit jeher in einer besonders engen Beziehung: So hat die Stadt Feldkirch gemeinsam mit wohltätigen Feldkircher Unternehmern und Bürgern den Verein bei Bedarf regelmäßig mit entsprechenden Subventionen unterstützt. Ein Dank gilt auch allen Mitgliedern und ehrenamtlich Tätigen für ihr oft jahrzehntelanges Engagement und nicht zuletzt allen Kinder und Jugendlichen, die ihre Ferien im Ferienheim Amerlügen verbracht und die Häuser mit Leben gefüllt haben.

Abriss eines Hauses

Die Stadt Feldkirch nimmt diesen einstimmig gefassten Beschluss des Vereins zur Kenntnis und bedankt sich ausdrücklich bei allen in diesem Verein über viele Jahre ehrenamtlich tätigen Mitgliedern für das großartige Engagement im Interesse der. Der Verein war bei der Vereinsauflösung schuldenfrei und gemäß § 15 der Vereinsstatuten geht sämtlicher Besitz des Vereins durch dessen Auflösung in das Eigentum der Stadt Feldkirch. Es handelt sich dabei um eine Liegenschaft im Ausmaß von über 22.000 Quadratmetern, die als Freifläche-Sondergebiet, Ferienheim bzw. als Freihaltegebiet-Freifläche und teilweise als Wald gewidmet sind. Auf dieser Liegenschaft befinden sich außerdem zwei Gebäude: Das eigentliche, nun 36 Jahre alte „Ferienheim Amerlügen“ (= Gemeinschaftshaus) ist aufgrund aktueller Richtlinien weder als Ferienheim, noch für eine andere Nutzung geeignet. Es soll daher abgetragen werden. Die Abbruchkosten in Höhe von rund 60.000 Euro hat die Stadt Feldkirch zu tragen.

Das zweite Gebäude, ein 1986 errichtetes dreigeschossiges Wohnhaus ist gut erhalten. Darin könnte drei Wohnungen errichtet werden. Von der Marktgemeinde Frastanz in Aussicht gestellt ist die Umwidmung einer Teilfläche von 4500 Quadratmetern in Baufläche-Wohngebiet oder Baufläche-Mischgebiet: Hier könnten ca fünf Bauplätze geschaffen und verkauft werden. Dagegen soll der bestehende Spiel- und „Tschuttplatz“ der Marktgemeinde Frastanz übergeben werden.

Erlös für Kinderbetreuung

Sämtliche Erlöse aus dem möglichen Verkauf des Vereinsvermögens werden statutengemäß als zweckgebundene Rücklage vornehmlich Kindern und Jugendlichen aus Feldkirch zugute kommen. Damit sollen bereits bestehende Ferienangebote der Stadt Feldkirch wie z.B. Kinderstadt “KleinFeldkirch”, Spiel und Spaß, Normandiereise, Semesterferien- und Osterferienprogramme etc. gestützt werden. Der damit bereits befasste Stadtrat stimmte der Schenkung und den damit verbundenen Bedingungen bereits einstimmig zu. Das „letzte Wort“ hat aber die Stadtvertretung, welche darüber in ihrer nächsten Sitzung am 13. März beraten und abstimmen wird.

Zur Geschichte

Die Bemühungen schulpflichtigen und gleichzeitig erholungsbedürftigen Kindern aus Feldkirch kostengünstige Ferienwochen anzubieten, gehen auf das Jahr 1909 zurück. Es waren die Feldkircher Kaufleute Franz Xaver Vonbun und Gebhard August Meyer, die am 10. November 1910 den Grundstein zur „Ferienkolonie Feldkirch-Amerlügen“ legten.

1911 fanden die ersten Ferienwochen für 18 Kinder statt
1913 Erweiterung mit einem Speise- und Erholungssaal
1927 kam ein Schlafsaal mit 30 Betten dazu
1953 Erwerb des ersten Ferienheims – 3-Schwestern-Haus
1976 Neues Gemeinschaftshaus mit Küche und Spielräumen
1986 Neubau des Drei-Schwestern-Heimes
2010 Das 100-Jahr Jubiläum wird gefeiert

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