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"Es hagelte sehr viele Anzeigen"

Reinhard Mennel, Markus Feurstein, Gerald Peter und Jürgen Spiegel veranstalten seit 20 Jahren das berühmt-berüchtigte Steinebach-Clubbing. Ein Grund zum Feiern!
Reinhard Mennel, Markus Feurstein, Gerald Peter und Jürgen Spiegel veranstalten seit 20 Jahren das berühmt-berüchtigte Steinebach-Clubbing. Ein Grund zum Feiern! ©Wann & Wo/Sams
Das Steinebach Clubbing ist eine fixe Institution in der Vorarlberger Nightlife-Szene. Zum 20. Jubiläum erinnern sich die Gründer an die besten und lustigsten Geschichten der vergangenen zwei Jahrzehnte.



(Wann & Wo / Harald Küng)

WANN & WO: 20 Jahre Steinebach, eine echte Erfolgsstory. Wie fing das Ganze aber eigentlich an?

Gerald: Die ersten Partys haben wir schon 1994 veranstaltet – damals noch im namengebenden Steinebach. Wir hatten keinerlei Erfahrung, kamen aus völlig anderen Branchen – drei von vier waren Banker. Wir bekamen von der Hämmerle-Holding eine alte Fabrikshalle zur Verfügung gestellt. Inspiriert wurden wir von den Sofiensälen in Wien. Der Jagerhofer war damals der große Clubbingmensch und wir dachten uns, das wär auch bei uns eine coole Sache. In der Gastroszene waren wir allerdings nicht so gern gesehen: Die Krawattenträger, was wollen die eigentlich. Wir wurden belächelt, alle dachten, dass die Geschichte eh bald wieder vorbei ist. Als die Partys größer wurden, stand irgendwann die BH vor der Tür. Die Auflagen waren so hoch, dass wir am alten Ort nicht weitermachen konnten. Eine neue Location musste her. Dann meldete sich Jürgen.

Jürgen: Ich war 1994 schon auf der einen oder anderen Party als Gast dabei, kannte die Jungs aber damals noch nicht. Ich wollte aber unbedingt auch so etwas machen. Nach dem Ausstieg von Matthias Ratt, der sich mehr um seinen eigenen Betrieb kümmern wollte, meldete ich mich dann bei ihnen und stieg mit ein.

Reini: Jürgen hatte etwas ganz Wichtiges, das uns fehlte – einen Veranstaltungsort. Aber auch in der neuen Halle im Wallenmahd wehte uns Gegenwind entgegen. Wir hatten auch hier jede Menge Auflagen zu erfüllen. Und als behördlich alles geklärt war, wurden wir regelmäßig – meist anonym – angezeigt. Der stärkste Gegenwind, der uns heute entgegenweht, ist das Alter (lacht).

Markus: Zu Beginn waren wir etwas skeptisch, raus aus Dornbirn in die Peripherie. Auch über den Namen machten wir uns nochmal Gedanken. Passt der dann überhaupt noch? Aber wir haben es einfach probiert – und es hat geklappt. Das Steinebach kennt jeder.

Gerald: Wir waren jung, hatten kein Geld. Deshalb haben wir auch alles selbst gemacht – Wände eingerissen, Boden aufgeschremmt, Kabel verlegt. Auch unsere damaligen Freundinnen haben mitgeholfen und uns mit Leberkässemmeln versorgt.

WANN & WO: Waren die Partys von Anfang an ein Erfolg?

Gerald: Schon 1994 standen bei unserer ersten Veranstaltung knapp 400 Menschen vor der Tür. Und auch als wir 1998 richtig starteten, war das Haus immer voll. Unser Grundgedanke war ja eigentlich, eine Party von Freunden für Freunde zu veranstalten. Und wir hatten keinen Plan, was wir da eigentlich tun. Aber wir hatten wohl grad eine Phase erwischt, in der das Publikum hungrig nach solchen Events war. Die meisten Vorarlberger hatten aber keine Ahnung, was ein Clubbing sein soll.

Markus: Als wir im Steinebach begonnen haben, war das ein reines Hobby. Wir waren absolute Amateure, mussten uns selbst alles beibringen. Freunde von uns halfen aus, standen hinter der Bar. Um die Leute dann ins Clubbing in der neuen Halle zu bringen, begannen wir, Flyer zu verteilen. Wir haben das Flyern in Vorarlberg quasi erfunden (lacht). Damals fand das Clubbing aber noch nicht jeden ersten Freitag im Monat statt, sondern wurde von uns sporadisch angekündigt. Mit der Zeit wurde das Flyer verteilen aber doch recht anstrengend und wir einigten uns irgendwann auf den Freitagstermin.

Reini: So sehr der Freitag dann auch immer Spaß gemacht hat, das Aufräumen am Samstag war der Horror. Die Zigarettenstummeln auf dem Kiesparkplatz zusammenzusammeln ist eine furchtbare Arbeit.

Gerald: Als Junge waren wir auch noch etwas unvernünftiger und haben ordentlich mitgetschechert. Umso härter war das Aufräumen am nächsten Tag. Ein Freund, der uns aushalf, meinte einmal völlig verkatert, er müsse eine Ruhepause einlegen. Das war mitten im Winter. Er hat sich dann für ein Nickerchen auf eine Rampe gelegt und ist eingeschlafen. In der Zwischenzeit begann es zu schneien. Irgendwann fragten wir uns, wo er bleibt, und als wir ihn auf der Rampe entdeckten, war er schon unter einer dicken Schneeschicht begraben (lacht).

WANN & WO: In 20 Jahren erlebt man eine ganze Menge. Woran erinnert ihr euch besonders gern?

Markus: Schön war: Ein Paar lernte sich auf dem Clubbing kennen. Zehn Jahre später kamen sie wieder und erzählten uns, dass sie mittlerweile verheiratet sind. Es haben sich viele Menschen auf dem Clubbing gefunden, aber es gab auch sicher die eine oder andere Scheidung deswegen.

Reini: Da in meinem Café am Freitagabend immer viel Betrieb herrscht, war ich nur selten vor Ort. Wenn ich es mir aber einrichten konnte, bin ich mit Freunden hin gegangen. Eines Abends – wir hatten damals grad neue Securitys bekommen – stand ich mit meinen Freunden vor der Tür und wollte hinein. Der Security schaute mich an und sagte: Du nicht. Ich habe ihm dann zu erklären versucht, dass ich der Reini bin und zum Team gehöre, aber das hat ihn nicht interessiert, das könne jeder sagen, so seine Antwort. Ein anderer hat sich einmal als mein Neffe ausgegeben und den ganzen Abend gratis getrunken.

Markus: Lustig war auch: Wenn die WCs voll waren, sind die Männer auf die Wiese hinter der Halle und haben dort ihr Geschäft verrichtet. Dann gab es aber auch Leute, die gratis reinwollten. Die robbten dann durch diese Wiese, um zum Hintereingang zu gelangen – und krochen voll durch das Outdoor-Klo. Die Leute hatten sich ihren Clubbing-Besuch dann auch wirklich hart erkämpft (lacht). Später wurde aber ein Gitter montiert, dann war der Spaß vorbei.

Gerald: Es war auch immer wieder mal chaotisch. Bei einem der ersten Clubbings hatten wir einen Wasserschaden. Die Rohre waren nicht in der Wand verlegt, sondern außerhalb. Vermutlich machte sich ein Gast im Partymodus an den Rohren zu schaffen. Für uns war das ein ziemliches Theater, wir hatten nämlich keine Ahnung, wo man das Wasser abdreht. Die Gäste nahmen das aber ganz entspannt hin.

WANN & WO: Das Clubbing war für euch immer eine Freundschaftssache. Stellte das Projekt eure Freundschaft auch mal auf die Probe?

Reini: Natürlich waren wir uns in den 20 Jahren nicht immer einig und gingen uns auch mal auf die Nerven. Aber das gehört dazu und kommt überall vor. Wir sind ja auch ganz unterschiedliche Typen. Ich bin aber überzeugt, dass vier Partner besser funktionieren, als wenn man nur zu zweit ist. Man kann sich gegenseitig besser einbremsen, oder eine Idee weiterbringen, die ein anderer vielleicht nicht so toll findet.

Gerald: Es hat eigentlich alles super funktioniert. Wenn man bedenkt, was man in 20 Jahren herunterspult, was Finanzamt, behördliche Auflagen, etc. betrifft. Wir haben aber eine gute Aufgabeneinteilung: Jürgen ist für die Halle zuständig, Reini ist der Gastronom. Markus kümmert sich um Marketing und Personal und ich mache den finanziellen Part. Manchmal verschwimmen die Bereiche natürlich auch etwas.

WANN & WO: Hattet ihr nie den Gedanken, das Clubbing mehrmals monatlich zu veranstalten?

Markus: Wir haben uns von Anfang an auf diese zwölf bis 14 Events im Jahr geeinigt. Das war vielleicht auch mit ein Grund für den Erfolg des Clubbings. Ich glaube, es gibt keinen Vorarlberger, der den Namen nicht zumindest schon einmal gehört hat. Hätten wir es noch öfter gemacht, hätte ich heute noch weniger Haare.

WANN & WO: Wie lange macht ihr das Ganze noch? Treffen wir uns in 20 Jahren zum 40. Jubiläum wieder?

Markus: Vielleicht, aber dann komm ich mit dem Rollator.

Gerald: Es ist ja jetzt bereits der Fall, dass nicht mehr unsere eigenen Freunde und Kollegen ins Clubbing kommen, sondern ihre Söhne und Töchter – im Publikum hat sich der Generationenwechsel also längst vollzogen. Wir haben aber immer gesagt, wir machen solang weiter, wie wir Spaß dran haben. Es kommt ja auch drauf an, was mit dem Gebäude passiert. Die Halle wurde 1832 gebaut, ist eine der ältesten Industriehallen des Landes. Das sieht man ihr auch an. Und wenn Rhomberg Bau, der Besitzer der Halle, in zwei, drei Jahren entschließt, sie platt zu machen, dann macht er sie eben platt.

Jürgen: Ich war 30, als ich angefangen habe. Damals hatte ich eigentlich vor, das nur so ein, zwei Jahre zu machen. Heute bin ich 51 – und es macht mir immer noch richtig Spaß. Es ist ja auch so: Aus dem normalen Geschäftsalltag reißt einen so ein Clubbing richtig heraus. Es macht jünger und man taucht in eine ganz andere Welt ein.

Reini: Jeder von uns hat einen Sohn – das wird unter denen dann ausgeknobelt.

WANN & WO: Noch ein paar letzte Worte, bevor am 5. Oktober dann die große Jubiläumssause über die Bühne geht?

Gerald: Ja, ein großes Dankeschön an alle, die uns über all die Jahre begleitet und unterstützt haben. Angefangen bei den Mädels hinter der Bar bis zu den Jungs auf dem Parkplatz, unsere Gäste, Freunde, Sponsoren. Jeder, der sich eingebracht hat, hat seinen Teil zum Erfolg des Steinebach Clubbings beigetragen. Wir hätten damals allerdings nie geglaubt, dass das Ding mal so groß wird und solange läuft. Es fing als Spaßprojekt an und Spaß macht es uns auch heute noch immer sehr viel.

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