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Erstes österreichisches Frauenhaus wird 25

Im Jahr 1978 gründeten feministische Sozialarbeiterinnen zusammen mit der späteren SP-Frauenministerin Johanna Dohnal in Wien das erste Frauenhaus Österreichs.

Heute, 25 Jahre später, gibt es allein in der Bundeshauptstadt vier derartige Einrichtungen, in denen Betroffene und Kinder Schutz vor gewalttätigen Partnern oder Ehemännern finden können. Anlässlich des Jubiläums forderte Wiens Frauenstadträtin Renate Brauner (S) weitere Gewaltschutzmaßnahmen, darunter ein Anti-Psychoterror-Gesetz.

Allein im ersten Halbjahr 2003 wurden in Wiens Frauenhäusern 242 Frauen und 215 Kinder aufgenommen. In den Jahren zuvor waren es insgesamt 7.859 Frauen und 7.708 Buben und Mädchen, es wurden 729.738 Aufenthaltstage gezählt. „Tausenden Frauen konnte geholfen werden, den Weg zurück in ein selbstbestimmtes, gewaltfreies Leben zu finden“, sagte Andrea Brem, Geschäftsführerin des Vereins Wiener Frauenhäuser, in einer Pressekonferenz: „Geblieben ist die Notwendigkeit, Frauen vor ihren Partnern, Kinder vor ihren Vätern zu schützen.“ Jede Fünfte in einer Beziehung erleide früher oder später Gewalt durch ihren Partner.

Notwendigkeit anfangs angezweifelt
Anfangs hätte es viele gegeben, die nicht an die Existenz von familiärer Gewalt und die Notwendigkeit von Frauenhäusern geglaubt hätten. Heute sei es dagegen eine Selbstverständlichkeit, dass die Gemeinde Wien die Einrichtungen voll finanziere und unterstütze, so Stadträtin Brauner. Weiterhin müsse aber daran gearbeitet werden, Gewalt aus der „Tabuecke“ herauszuholen und klarzumachen, dass es sich dabei nicht um ein Kavaliersdelikt oder eine Privatsache handle.

Laut Martina Ludwig, SPÖ-Gemeinderätin und Vereinsvorsitzende der Wiener Frauenhäuser, hat man es in Wien inzwischen geschafft, dass jede, die einen Platz im Frauenhaus benötigt, auch tatsächlich einen bekommt. Insgesamt 160 Frauen und Kinder können gleichzeitig aufgenommen werden. Der Weg dorthin ist oft schwer, betonte Frauenhaus-Mitarbeiterin Kornelia Piukovic: „Aus Angst vor noch stärkerer Gewalt scheuen sich viele, sich aus der Beziehung zu befreien.“ Außerdem drohe oft finanzielle Not wegen der ökonomischen Abhängigkeit vom Partner.

Besonders kompliziert sei die Lage für Migrantinnen: Sie seien besonders von ihren Männern abhängig, weil sie meist keinen eigenständigen Aufenthaltstitel in Österreich besitzen. Genau das sei aber notwendig, und zwar ebenso wie ein freier Zugang zum Arbeitsmarkt, forderte Piukovic. Mehr getan werden müsse auch bei der Ausbildung involvierter Berufsgruppen, wie etwa Polizisten, Ärzte und Pflegepersonal sowie Richter und Staatsanwälte. Besonders die letzte Gruppe sei besonders „fort- und weiterbildungsresistent“. Das Thema häusliche Gewalt sollte daher schon im Jus-Studium berücksichtigt werden, meinte Piukovic.

Service:
Informationen im Internet unter www.frauenhaeuser-wien.at und unter www.aoef.at. Die kostenlose 24-Stunden-Frauenhelpline gegen Männergewalt ist unter 0800/222555 erreichbar.

Redaktion: Claus Kramsl

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