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Entwarnung nach CJ-Todesfall

„In Österreich gibt es pro Jahr zehn bis zwölf Fälle der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD). Sie tritt mit einer Häufigkeit von einer bis eineinhalb Erkrankungen pro Million Einwohner auf", gibt ein Experte Entwarnung.

“Hier hat sich in den vergangenen Jahren nichts geändert. Mit BSE haben diese Erkrankungen nichts zu tun“, sagte am Mittwoch der Leiter des Klinischen Instituts für Neurologie am Wiener AKH, Univ.-Prof. Dr. Herbert Budka. Am Dienstag war ein Todesfall in Wien bekannt geworden.

Die 75-Jährige war im Neurologischen Zentrum Rosenhügel verstorben. Den klinischen Symptomen zufolge hat sie an der sporadisch auftretenden Variante der Creutzfeldt-Jakob Krankheit gelitten. Budka: „Ich kenne den Fall. Ich habe ihn selbst aufgedeckt.“ Bis zur endgültigen pathologischen Abklärung werden allerdings noch einige Tage vergehen.

Die Frau hatte sich im August im Hanusch-Krankenhaus einer Augenoperation wegen Grauen Stars unterzogen. Der Operationssaal wurde vorsorglich gesperrt. Zwischen Operation und der Entdeckung der Erkrankung am 1. September waren dort 370 Patienten operiert worden. Da an dem Spital aber die so genannte alkalische Sterilisation bei dem Operationsbesteck angewendet wird, welche auch die CJD-auslösende Prionen vernichtet, dürfte keine Gefahr einer Übertragung bestehen. Laut dem Wiener Experten wird aber trotzdem Operationsbesteck, bei dem auch nur die geringste Möglichkeit eines Kontakts mit Prionen-kontaminierten Gewebe bestanden haben könnte, nicht mehr weiter verwendet. Dies trotz der Möglichkeiten der wirksamen Sterilisation.

Budka: „Für die Reaktion auf einen solchen Fall gibt es internationale Richtlinien, die auch bei uns national gültig sind. Das Auge wird insofern als Risikogewebe betrachtet, weil die Netzhaut im hinteren Auge Teil des Gehirns ist. Sie wird (in Sachen CJD, Anm.) wie Gehirnmaterial behandelt. Auch die Hornhaut im vorderen Teil des Auges wird als mit einem gewissen Risiko behaftet angesehen. Hier hat es Fälle gegeben, bei denen durch eine Hornhauttransplantation CJD übertragen wurde. Bei den international sehr vielen Hornhauttransplantationen waren das drei gesicherte Fälle.“ Eine Hornhautübertragung im Zusammenhang mit dem Fall in Wien wurde nicht durchgeführt.

Die klassische – sporadische – Form der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ist seit Jahrzehnten bekannt. 85 bis 90 Prozent der Erkrankungen entfallen auf diese Varianten. Weitere zehn Prozent dürften „familiär“, also genetisch bedingt gehäuft in bestimmten Familien auftreten. Bei dem unheilbaren Leiden (englisch:
Creutzfeldt-Jakob-Disease/CJD) löst sich das Gehirn wie bei BSE-kranken Tieren schwammartig auf. Ein Zusammenhang mit BSE konnte bei der klassischen Form bisher jedoch nicht nachgewiesen werden.

Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit äußert sich beim Menschen zunächst durch Gedächtnisstörungen, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit. Sie führt zu fortschreitendem Gedächtnis-Verlust und schließlich zum Tod. Die neue Variante der Krankheit (vCJD) trat zunächst in England auf. Von 1990 bis 2. September 2005 wurden in Großbritannien 150 Todesfälle durch vCJD registriert. Hingegen starben allein 799 britische Patienten, die an der sporadischen Form von CJD gelitten hatten (Gesamt-Todeszahl: 1.068). Extrem selten sind vCJD-Fälle auch in anderen Ländern aufgetreten. Nach Einschätzung von Experten hatten sich die Patienten höchstwahrscheinlich durch Nahrungsmittel infiziert, die BSE Erreger konsumiert hatten.

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