Das Risiko an sich bedeutet noch keine Katastrophe. Es kann allerdings damit enden, wenn keine entsprechenden Maßnahmen gesetzt werden. Das gilt auch und vor allem für die Gesundheit. Zwar steigt die Lebenserwartung, doch speziell in höherem Alter nehmen auch die Erkrankungen zu. Die drei größten gesundheitlichen Übel der Menschheit sind zu hohe Cholesterinwerte, Bluthochdruck sowie das Rauchen. Seit 15 Jahren betreibt das VIVIT-Institut im LKH Feldkirch zu diesen Themen erfolgreich angewandte Forschung. Davon zeugen bereits mehr als 180 internationale Publikationen.
Krankheiten verhindern
Die Gefahren, die ein gesundes Leben bedrohen, standen auch im Mittelpunkt des Mini Med Studiums im Cubus in Wolfurt. Nach den „Herbstferien“ füllte sich der große Veranstaltungssaal wieder mit vielen wissbegierigen Mini-Med-Studenten. Sie brauchten, ihr Kommen nicht zu bereuen, denn Primar Dr. Heinz Drexel und Doz. Dr. Christoph Säly (beide LKH Feldkirch) fassten in kompakten Vorträgen zusammen, was es braucht um bis ins Alter gesund zu bleiben. Ziel müsse es sein, so Heinz Drexel, Krankheiten möglichst lange zu verhindern. Im Zusammenhang mit dem Cholesterin heißt das unter anderem „nie unbeweglich werden“, wie der Internist betonte. Das müsse die Gesellschaft aber noch lernen. Auch eine fettarme Ernährung sowie Medikamente bei erblicher Belastung können helfen, den Cholesterinwert in vertretbaren Höhen zu halten. Zu hohe Cholesterinwerte sind nämlich eine sichere Bank für Gefäßschäden. Damit wiederum steigt das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenversagen.
Heimtückische Entwicklung
Primar Heinz Drexel führte aus, dass ein Infarkt immer eine Verstopfung darstellt. Im Fall der Gefäße wird die Innenhaut durch Cholesterin- ablagerungen blockiert. Dieser Prozess kann über Jahre gehen und verursacht lange keine Beschwerden. Drexel: „Es ist heimtückisch, wenn sich etwas im Körper langsam zum Schlechten entwickelt.“ Umso wichtiger sei es, das Risiko rechtzeitig zu erkennen. Warum das nicht immer gelingt, liegt daran, dass Engstellen einem Vulkan gleich auch bei vermeintlich gesunden Personen plötzlich aufbrechen können. Das Blut in der Engstelle bildet ein Gerinnsel und verstopft das Gefäß. „Dabei handelt es sich um einen Schutzmechanismus, damit wir nicht verbluten“, erklärte der Arzt. Das ist von der Natur zwar gut gemeint, aber in diesem Fall schlecht getroffen, weil ein solches Vorkommnis tödlich enden kann. Vorbeugend wirken Bewegung sowie fettarme Ernährung. Cholesterinsenker sind beispielsweise Knoblauch, Bärlauch, Artischocken und Grapefruit. Heinz Drexel warnte jedoch vor übertriebenen Erwartungen. Die Wirkung sei gering, weil zwei Drittel des Cholesterins vom Körper selbst gebildet würden. In jedem Fall eine starke Wirkung zeigen cholesterinsenkende Medikamente. Zum Thema Bluthochdruck informierte Dozent Dr. Christoph Säly. Beim Bluthochdruck handelt es sich um ein häufiges Phänomen. Rund 1,5 Millionen Österreicher leiden daran, doch nur wenige werden adäquat behandelt.
Blutdruck gut einstellen
Ein gewisser Druck ist nötig, um das Blut durch die Gefäße zu bringen. „Ein dauernd zu hoher Druck schädigt die Gefäße jedoch“, warnte Säly. Bluthochdruck führt aber nicht nur zu Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, er macht die Gefäße auch durchlässiger für Cholesterin. Vor allem bei älteren Menschen habe man dem Bluthochdruck früher kaum Bedeutung beigemessen, räumte Christoph Säly ein. „Heute wissen wir, dass auch Senioren von einem gut eingestellten Blutdruck profitieren“, betonte er. Die besten Maßnahmen gegen Bluthochdruck sind laut Säly die Reduktion von Alkohol und Kochsalz, körperliche Aktivitäten sowie eine Ernährungsumstellung, wobei er das Abnehmen als besonders wirksam anpries. Allerdings muss man seinen Blutdruck kennen, um eingreifen zu können. Messungen sind beim Arzt oder selbst möglich. Der obere Wert sollte laut Säly nicht über 140 liegen. Ideal wäre ein Blutdruck von 120/80. Mitunter sind zur Regulierung Medikamente nötig. „Alles in allem ist der Blutdruck jedoch gut behandelbar“, versicherte Säly. Während man sich gesundheitliche Belastungen durch Cholesterin oder Bluthochdruck nicht immer aussuchen kann, stellt das Rauchen ein vermeidbares Risiko dar. Trotzdem wird geraucht, was das Zeug hält. Europaweit gesehen sind Österreichs Teenager diesbezüglich unrühmliche Spitze. Mit dramatischen Auswirkungen: Nikotin fordert jährlich rund 10.000 Todesopfer allein in Österreich.
Mehr oder weniger anfällig
Allerdings gibt es auch beim Rauchen eine genetische Komponente und somit Menschen, die mehr und weniger empfänglich sind für die süchtigmachenden Substanzen. im Tabakrauch. Das hat eine VIVIT-Studie an 951 Vorarlberger Herzpatienten ergeben. Das ändert aber nichts daran, dass Rauchen wertvolle Lebensjahre kostet. Im Durchschnitt sind es zehn. Krebs, Lungenkrankheiten, Arteriosklerose und vorzeitige Hautalterung werden vielfach freiwillig inkauf genommen. Der Appell des Internisten an die Mini- Med-Besucher: „Am besten nie mit Rauchen anfangen und schon auf Kinder präventiv einwirken. Bei Jugendlichen ist es oft zu spät.“ Da es wegen des hohen Suchtpotenzials, das Nikotin hat, für viele sehr schwierig ist, davon loszukommen, sollte für die Raucherentwöhnung ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden, so der Ratschlag von Dozent Christoph Säly.
Das Risikobarometer
Und weil auch Unfälle die Gesundheit bedrohen können, verwies Primar Dr. Heinz Drexel zum Abschluss der Vorträge noch auf das von Klaus Heilmann verfasste Buch „Das Risikobarometer“. Es listet auf, wie hoch das Risiko für den Einzelnen bei bestimmten Tätigkeiten ist.
Fragen aus dem Publikum
Drexel: Das ist ein Thema, an dem die Kardiologie derzeit sehr intensiv forscht. Denn könnte man voraussagen, welches Gefäß-sstück für einen Herzinfarkt gefährdet ist, könnte man frühzeitig entgegenwirken. Was wir wissen ist, wenn eine Stelle überhitzt ist, sind mehrere Bereiche im Körper gefährdet. Allerdings ist es noch nicht möglich, den Zeitpunkt für das Ereignis zu bestimmen. Das könnte frühestens in zehn Jahren der Fall sein.
Drexel: Nein, Hochdruckkrisen sind nicht das Entscheidende.
Säly: Arteriosklerose ist eine fortschreitende Erkrankung. Einlagerungen führen erst allmählich zu Engstellen. Dann kann es unter Belastung auch zu Beschwerden kommen. In Ihrem Fall heißt es, der Blutfluss ist noch ausreichend, aber es ist eine Behandlung notwendig.
Säly: Im Gegenteil, ein langsamer Puls ist ein gutes Zeichen. Eine hohe Pulsfrequenz bei Herzpatienten zeigt ein hohes Risiko für Schlaganfall an. Drexel: Körperliches Training ist das beste Mittel, den Puls in eine niedrige Zone zu bringen.
Drexel: Das Problem beim Vorhofflimmern ist, dass sich Gerinnsel bilden. Bei älteren Menschen kommen blutverdünnende Medikamente zum Einsatz, bei jüngeren Patienten, die besonders stark unter dem schnellen Herzschlag leiden, kann er mittels Schock reguliert werden. Es besteht auch die Möglichkeit, einen Teil des Vorhofes auszuschalten. Diesen Eingriff nennt man Ablation. Er ist bei Vorhofflattern sehr wirksam, beim Vorhofflimmern aber noch nicht die beste Therapieform.
Drexel: Weder das eine noch das andere führt zu Wadenkrämpfen. Es kann aber mit der Behandlung zu tun haben, da die eingesetzten Medikamente zu Magnesium- und Kaliummangel führen können. Das sollte genau abgeklärt werden.
Säly: Aspirin ist in höheren Dosen ein Schmerzmedikament. Es hemmt das Verklumpen von Blutplättchen und kann dadurch oft einen Infarkt verhindern. Drexel: Gesunde Menschen sollten Aspirin nicht vorbeugend verwenden. Ob es in höherem Alter Sinn macht, darüber wird diskutiert. Aber Sie können sich eines merken: Wenn die Forschung lange für einen Wirkungsnachweis braucht, dann hat das Medikament eine schwache Wirkung.
Drexel: Das Blut, das aus dem Bauchfett abtransportiert wird, kommt direkt in die Leber, unsere chemische Fabrik. Das Fett aus den anderen Körperteilen kommt zuerst in den Kreislauf, es kann also auch in der Muskulatur verbraucht werden. Säly: Zudem sind die Gefäße beim bauchbetonten Übergewicht entzündet. Die Kombination Rauchen und Bauchfett ist besonders schlecht.
Drexel: Beim Lungeninfarkt kommt es zum Verschluss von Lungenbläschen. Dieser Verschluss führt zu einer Embolie. Davor hat der Patient typischerweise eine Thrombose, ausgelöst z. B. durch zu langes Liegen. Ein Blutklumpen löst sich, gelangt zum Herzen und von dort in die Lunge. Dies geht über den rechten Herzteil und nicht wie beim Herzinfarkt über den linken. Eine Lungenembolie macht in vielen Fällen keine Beschwerden. Kommt es zum Absterben von Lungengewebe, reden wir von einem Lungeninfarkt. Leider kann eine Lungenembolie mitunter auch so ausgeprägt sein, dass das Herz völlig überlastet und ein Herzstillstand die Folge ist. Das typische Symptom beim Lungeninfarkt ist eine plötzliche Atemnot. Tritt eine solche auf, etwa nach längerer Bettlägerigkeit, braucht der Betroffene eine schnelle ärztliche Abklärung.
Drexel: Liegt keine genetische Veranlagung vor, reicht es, das Mittel ein Jahr zu nehmen. Im anderen Fall muss die Blutverdünnung auf Dauer erfolgen. Es wird bald neue Medikamente geben, die einfacher anzuwenden sind.
Video: Gesund bleiben bis ins hohe Alter
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