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Die Dohnal - Kritik und Trailer zum Film

Johanna Dohnal war eine Heldin im Kampf um die Frauenrechte - und ist heute dennoch allenfalls als schwaches Echo eines vergangenen Nimbus präsent. Regisseurin Sabine Derflinger setzt der 2010 verstorbenen SPÖ-Politikerin nun mit ihrem Dokumentarfilm "Die Dohnal" ein Denkmal in Form eines umfangreichen Heldinnenepos.

Johanna Dohnal war eine Heldin im Kampf um die Frauenrechte - und ist heute dennoch allenfalls als schwaches Echo eines vergangenen Nimbus präsent. Dass die 2010 verstorbene SPÖ-Politikerin zu Unrecht ein wenig vergessen wurde, zeigt nun Regisseurin Sabine Derflinger mit ihrem Dokumentarfilm "Die Dohnal". Ein so umfangreiches wie unkritisches Heldinnenepos. Ab Freitag im Kino.

Die Dohnal - Kurzinhalt zum Film

Beeindruckend bleibt bis heute die Vita der umtriebigen Frauenrechtlerin Johanna Dohnal, die 16 Jahre lang unter drei Kanzlern für die Rechte der Frauen kämpfte - ab 1979 als Staatssekretärin für Frauenfragen und seit 1990 in der Funktion einer Bundesministerin für Frauenangelegenheiten. Bis sie im März 1995 von Franz Vranitzky (SPÖ) gegen ihren Protest aus der Regierung entlassen wurde. Schließlich sah sich Dohnal über ihre Karriere hinweg nicht nur mit dem Widerstand verschiedener Männerbastionen, sondern auch mit Gegnern in ihrer eigenen Partei konfrontiert, die den Umschwung der gesellschaftspolitischen Stimmung Mitte der 1990er mitvollzog und sich der Unbequemen entledigte - wohl ein Grund, weshalb der Stern "der Dohnal" heute nicht mehr so hell strahlt.

Dabei verblüfft nach wie vor die Fülle an Initiativen, Gesetzen, Regelungen und Einrichtungen, die direkt auf die Initiative der Politikerin zurückgehen oder zumindest stark von ihr befördert wurden. Das Spektrum reicht hier von der Einführung der Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe über die Anrechnung von Kindererziehungszeiten für die Pension bis zur Gründung des ersten Frauenhauses. Auch für das erst 1997 beschlossene Gewaltschutzgesetz war Dohnal noch Wegbereiterin.

Die Dohnal - Die Kritik

Derflinger konzentriert sich in ihrem Projekt beinahe ausschließlich auf diese öffentliche Johanna Dohnal. Weder ihr Leben vor der Politik noch die Jahre nach dem unfreiwilligen Ausscheiden aus dieser spielen eine Rolle in der zentral auf Interviews aufbauenden Eloge. Weggefährtinnen und wenige Steine-in-den-Weg-Leger kommen ausführlich zu Wort. Brigitte Ederer und Ferdinand Lacina oder Emmy Werner erinnern sich in Anekdoten an das gemeinsame Wirken, Alice Schwarzer sinniert: "Die haben eine kämpferische Frauenrechtlerin in der Regierung gehabt - das hat schon Spaß gemacht." Und die langjährige ÖVP-Ministerin Maria Rauch-Kallat verrät, wie beide im heimlichen Rollenspiel Verschlechterungen für die Frauen in der Regierungspolitik verhinderten.

Auch wenn Derflinger ("Anna Fucking Molnar") sich auf ausführliche Gespräche verlässt, baut "Die Dohnal" nicht ausschließlich auf Talking-Heads. So verquickt die Regisseurin, ausgehend vom unrühmlichen beruflichen Ende ihrer Heldin, Tagebucheintragungen mit Ausschnitten aus alten TV-Diskussionen und -Beiträgen und schreibt somit auch ein Stück Fernsehgeschichte.

Weit weniger Raum nimmt da die private Johanna Dohnal in Derflingers Porträt ein. Nur stellenweise blitzt kurz auf, welcher Mensch sich hinter der engagierten Frauenrechtlerin verbarg. So spricht erstmals Dohnals Lebensgefährtin Annemarie Aufreiter ausführlich öffentlich über das Leben mit der früh Verstorbenen. Und auch Enkelin Johanna-Helen Dohnal erinnert sich in einer gemeinsamen Autofahrt mit Dohnals einstigem Chauffeur an die Zeit, in der sie die Oma im Dienstwagen mitnahm, um die arbeitende Mutter zu entlasten.

Dennoch belässt es "Die Dohnal" bei diesen kurzen, privaten Schlaglichtern, versteht sich der Dokumentarfilm doch im Wesentlichen als politisches Zeugnis, das Derflinger mit entsprechenden Gesprächspartnerinnen auch ins Heute hebt. Während SPÖ-Nachwuchspolitikerin Julia Herr darüber klagt, dass der Fortschritt "einfach so unglaublich langsam" sei, verwundert angesichts der von Dohnal erreichten Marksteine die Analyse einer Runde junger Journalistinnen ein wenig, dass man in der Frauenpolitik in jeder Generation bei 0 beginnen müsse.

Dieses selbst in engagierten Kreisen teils lückenhafte historische Bewusstsein ob des Erreichten - ungeachtet der noch offenen Punkte - dürfte nicht zuletzt auf die fehlende Geschichtsschreibung zurückzuführen sein. Hier kann "Die Dohnal" ein Stück zur Korrektur des Bildes beitragen. Insofern ist Sabine Derflingers Dokumentarfilm ein Muss für jeden zeitgeschichtlichen interessierten Österreicher - und jede Österreicherin.

Alle Spielzeiten auf einen Blick

(APA/Red)

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