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Die Burg - Kritik und Trailer zum Film

Ein Theater funktioniert im möglichst reibungslosen Zusammenspiel unterschiedlichster Abteilungen wie ein Betrieb, ein großes Theater wie ein Großbetrieb. Wem das nicht klar ist, der wird in Hans Andreas Guttners Dokumentarfilm "Die Burg" Überraschendes entdecken. Andere bekommen Einblicke in einen Alltag, der keineswegs immer vom Duft der großen, weiten Bühnenwelt erfüllt ist.

Guttner, 1945 in Niederösterreich geboren und in einem Kärntner Bergbauerndorf aufgewachsen, hat sich nach eigenen Angaben seit seinen Stehplatztagen als Student für den “unsichtbaren” Betrieb des Burgtheaters interessiert. Für “Die Burg” (Premiere am Montag, 11. Februar, im Wiener Filmcasino) nennt er Frederic Wiseman sein Vorbild, “der bevorzugt Institutionen in ihren inneren Abläufen schildert und damit ein viel komplexeres und tiefgründiges Bild der gefilmten Realität schafft”.

Die Burg: Kurzinhalt zum Film

Guttner hat für seinen Blick hinter die Kulissen nicht prototypisch einen einzigen Arbeitstag von früh bis spät genommen, an dem man das Haus und seine Abteilungen als brummende, summende Maschine wahrnimmt, in der parallel laufend an unzähligen Schauplätzen ständig was los ist, über das im Grunde niemand den Gesamtüberblick hat. Er hat sich aber auch nicht darauf beschränkt, den Entstehungsprozess einer einzigen Produktion zu dokumentieren – von der ersten Stückidee, dem Finden des Leading Teams über Konzeption und Besetzung bis zu Bauprobe, den Realisierungsaufträgen an die Gewerke und den Proben mit den Schauspielern bis zur Premiere. Er wählt eine Mischform. Und setzt auf Polyphonie.

Dennoch hat der Regisseur eine Produktion gewählt, zu der er immer wieder leitmotivisch zurückgekehrt: Also sieht man eine bei den Leseproben ganz zurückhaltende Regisseurin Tina Lanik ihren Spielern dabei zusehen, wie sie versuchen, sich das Stück “Geächtet” von Ayad Akhtar anzueignen. Fabian Krüger, Katharina Lorenz und Nicholas Ofczarek bekommen mehrmals Gelegenheit, sich über ihren Beruf zu äußern. Die Kamera ist aber auch dabei, wenn Christoph Radakovits zum Gesangstraining geht oder Kostümbildnerin Heidi Hackl darüber wacht, dass ihre Vorstellungen möglichst genau in die Tat umgesetzt werden. Erklärungen gibt es nie aus dem Off, ausschließlich von den Akteuren vor der Kamera. “Der Regisseur kann sagen: Ich spür, ich sehe, ich weiß, das ist falsch, aber er ist kein Kostümbildner, er kann mir nicht sagen, wie es richtig ist”, erklärt Hackl.

Die Burg: Die Kritik

Zwischen Schauspielerehrung und Publikumseinlass, Direktionssitzung und Beleuchtungsprobe kommt gefühlt fast jeder zu Wort. Fast, denn die technischen Gewerbe, die Werkstätten, Transporteure und Kulissenschieber kommen dabei ein wenig zu kurz. In der Dokumentation dieses mehr anstrengenden als aufregenden Arbeitsalltag gibt es aber auch ein paar kleine Highlights. Wenn etwa Karin Bergmann einen verloren gegangenen Zuschauer zur Technikshow führt und ihm auf Nachfrage, was denn ihr Job hier sei, sagt: “Ich habe die Ehre, die Direktorin dieses Hauses zu sein”; wenn Toilettenfrau Veronika Fileccia und Billeteur Karl-Peter Schmoll wahre Liebeserklärungen an ihren Beruf, an ihr Burgtheater und an ihr Publikum formulieren und sich dabei selbst als eigenwillige kreative Geister entpuppen – dann hat uns der Regisseur beinahe so weit, ehrfürchtig zu flüstern: “Das gibt es nur in Wien!”

>> Alle Spielzeiten auf einen Blick

(APA/Red)

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