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Bundespräsident Fischer: Europa sind wir

Die Salzburger Festspiele seien eine faszinierende und umfassende Präsentation österreichischer und internationaler Kunst, die Anerkennung und Wertschätzung finde. Bilder der Eröffnung    

Auf der Ebene der Europäischen Zusammenarbeit gelinge dies viel weniger, obwohl das Europäische Projekt zweifellos ein Erfolgsmodell sei, stellte Bundespräsident Heinz Fischer in seiner Eröffnungsrede fest. Europäische Demokratien hätten sich freiwillig sowie friedlich zusammengeschlossen und sich gemeinsame Institutionen geschaffen, in denen sämtliche Mitgliedstaaten vertreten sind – auch Österreich. “Europa, das sind nicht die anderen, das sind wir, und das dürfen wir nicht vergessen”, so Fischer.

Ein Vergleich der sechs Jahrzehnte vor dem Beginn der europäischen Integration mit den sechs Jahrzehnten seit dem Beginn: Sogenannte Erbfeinde hätten sich eine dauerhafte Partnerschaft aufbauen können und Länder, die jahrzehntelang unter Diktaturen litten oder gar nicht als selbstständige Staaten hätten existieren können, seien heute Demokratien, die am Europäischen Projekt aktiv und erfolgreich teilnehmen. “Krieg zwischen den Mitgliedstaaten der EU ist undenkbar geworden”, betonte der Bundespräsident.

Einem der Gründungsväter der Europäischen Union, Robert Schumann, werde der Satz zugeschrieben, dass er nicht mit der Ökonomie, sondern mit der Kultur beginnen würde, wenn es die Chance gäbe nochmals mit dem Europäischen Einigungsprozess zu beginnen. Er glaube aber, Schumann hätte diesen Versuch bald aufgegeben, “denn kulturelle europäische Zusammenarbeit, ohne das solide Fundament eines friedlichen Europa, eines ökonomisch gefestigten Europa, eines Europa ohne Binnengrenzen stünde auf dünnen Beinen und hätte nur flache Wurzeln”, stellte Fischer fest.

Die Vätergeneration der Europäischen Zusammenarbeit habe schon richtig begonnen, aber jetzt stünden wir auf dem Prüfstand, “ob wir in der Lage sind den Weg mit einem guten Orientierungssinn in die richtige Richtung fortzusetzen und auch die soziale Komponente dürfe nicht außer Acht gelassen werden, meinte der Bundespräsident. Denn so wie uns in der Musik Dissonanzen stärker ins Bewusstsein dringen würden als Harmonie, “besteht auch beim Projekt Europa die Gefahr, dass Mängel und Reibungen stärker wahrnehmbar sind als jene Bereiche, die sich harmonisch entwickeln”. Es gebe beispielsweise die Sorge, der Integrationsprozess könnte die kulturelle Identität, die nationale Eigenständigkeit der Staaten Europas zerstören.

Demgegenüber besteht für den den Bundespräsidenten kein Zweifel, dass die nationale Identität der EU Mitgliedsstaaten, ihre historischen Besonderheiten, ihre Kultur, ihre Sprachen auch und gerade in einem zusammenwachsenden Europa aufrecht bleiben würden und aufrecht bleiben könnten. “Europa hat ein gemeinsames Menschenbild, aber es besteht aus vielen Bausteinen: Das Ziel ist ein Europa des Pluralismus und der kulturellen Vielfalt”. Dieses Ziel nicht zu verfehlen sei ein Thema, “das uns alle angeht”.

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