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"Behörden haben sich nichts vorzuwerfen"

Im Falle der drei von dem 73-jährigen Verdächtigen und seiner Ehefrau adoptierten bzw. in Pflege genommenen Kinder habe sich die zuständige Amstettner Jugendwohlfahrt "nichts vorzuwerfen", sagte Bezirkshauptmann und Leiter der Behörde, Hans Lenze, der APA.

Der Pensionist hatte den Behörden vorgegaukelt, seine vermeintlich vermisste Tochter, Elisabeth F., habe die Babys vor seiner Tür abgelegt. Alle drei Kinder wurden nach ihrer Auffindung medizinisch untersucht und waren “in gutem gesundheitlichen Zustand.”

Am 19. Mai 1993 wurde ein neun Monate altes Mädchen im Mehrparteienhaus der Familie gefunden. Bei dem Baby lag ein Begleitbrief, in dem die Mutter, Elisabeth F., um Hilfe für das Kind bat. Das Schreiben sei von einem gerichtlich beeideten Sachverständiger graphologisch untersucht worden, sagte Lenze. Die Handschrift konnte offenbar eindeutig der leiblichen Mutter, Elisabeth F., zugeordnet werden. Die Großeltern haben dann bei der zuständigen Behörde, der Jugendwohlfahrt Amstetten, eine Adoption beantragt. Dies sei bewilligt worden, da es keine Anzeichen für Unstimmigkeiten gegeben habe.

Am 15. Dezember 1994 wurde ein weiteres Kind, ein zehn Monate altes Mädchen an der gleichen Stelle abgelegt. Drei Jahre später, am 3. August 1997 wurde ein 15 Monate alter Bub an vor dem Haus gefunden. Auch bei diesen Babys lag ein Begleitbrief, in dem die leibliche Mutter um Hilfe rief. “Diese Schreiben wurden nicht mehr graphologisch untersucht, da der inhaltliche Tenor sowie die Handschrift ident mit dem ersten Brief waren”, sagte Lenze. Das Mädchen und der Bub seien dann von dem Verdächtigen und dessen Frau in Verwandtenpflege genommen worden. Lenze habe zwar Einsicht in die Akten, habe aber am Montagvormittag aufgrund des Mediendrucks und der laufenden Ermittlungen “keine Sekunde Zeit gefunden, hineinzuschauen”.

“Wenn wir (die Jugendwohlfahrt Amstetten, Anm.) nur irgendeine Möglichkeit gehabt hätten, einzuschreiten, hätten wir es getan”, sagte Lenze. Die Ehefrau des Verdächtigen habe die drei “Findelkinder” in “äußerst liebevoller Weise großgezogen”. Der mutmaßliche Täter habe mit “unglaublich viel Geschick” agiert. Oberst Franz Polzer, Leiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich (LK NÖ) konnte zu den damaligen Verwaltungsverfahren keine gesicherte Auskunft geben. “Soweit ich weiß, hat es damals eine Aufforderung des Gerichts gegeben, die Mutter der weggelegten Kinder zu suchen”, meinte er. Es handle sich um einen “dynamischen Straftäter”, der alle angelogen habe. Josef Schlögl, Gerichtsvorsteher des zuständigen Bezirksgerichts Amstetten, war am Montagvormittag nicht zu erreichen.

Vonseiten des Sozialministeriums gab es am Montagvormittag ebenfalls keine Stellungnahme zu dem Fall. Auch im Gesundheitsministerium konnte man keine Auskunft geben. Es handle sich um einen “sehr schlimmen Fall” und man hoffe auf baldige Aufklärung, sagte eine Sprecherin von Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (V).

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