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Wenn Worte Flügel bekommen

Heinz Starchl, Bernadette Kegele und Heinz Schallert (v.l.) mit Hawa und Onur.
Heinz Starchl, Bernadette Kegele und Heinz Schallert (v.l.) mit Hawa und Onur. ©edithhaemmerle
Menschen aus der Heimat: Seit fünf Jahren werden Schüler der Grundschule von Ehrenamtlichen schulisch unterstützt.   Dornbirn (EH) „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“. Dieses bekannte Zitat von Erich Kästner setzte Heinz Starchl in die Tat um.

Nach seiner Pensionierung soll es für ihn die Grundlage für ein sinnerfülltes Leben bilden. Mit zaghaften Schritten bekamen die schönen Worte allmählich Flügel. Es schwebte ihm schon länger im Kopf, Kinder zu fördern und schulisch zu untersützen, die nicht auf Rosen gebettet sind. Kinder, für die es nicht selbstverständlich ist, von ihren Eltern die nötige Förderung und das finanzielle Polster für die Weiterbildung zu erhalten. So nahm denn Starchl’s Vision in einem kleinen Raum, der im Stadtzentrum gemietet wurde, ihren Anfang. Ungefähr zehn Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren kamen regelmäßig vorbei, um sich bei ihren Hausaufgaben unterstützen zu lassen. „Es waren nicht allein die schulischen Difizite der Kinder, die es galt in den Griff zu bekommen, sie fanden bei uns auch Ansprache und so etwas wie eine familiäre Atmosphäre“, erklärt Starchl, der sich bei dem einen oder anderen Kind in der Funktion des fürsorglichen Vaters wiedergefunden hat. Die fundierte Untersützung und die mütterliche Komponente brachte seine Lebenspartnerin Bernadette Kegele ein, die beruflich in der Schülerbetreuung an der VS Oberdorf tätig ist. Als Beispiel erwähnt das Paar eine Familie mit fünf Kindern, deren Vater sie von heute auf morgen verlassen hat. „Für die alleinerziehende Mutter war das kostenlose Angebot zur Lernförderung ihrer Kinder besonders wertvoll“, erzählt das Paar. Während sich Heinz Starchl als Idealist in der Rolle des gutmütigen „Lehrers“ sieht, übernimmt seine Frau jenen Part, der den Schülern die nötigen Grenzen setzt, „damit man nicht überrollt wird“, lacht der 67-Jährige.

Als Verein registriert

 

Aus bescheidenen Anfängen entstand der Schülerclub Dornbirn als Verein, der inzwischen amtlich eingetragen ist. Es ist beachtlich, was aus dem Projekt entstanden ist. Mit zehn ehrenamtlichen Helfern werden heute zwischen 150 bis 170 Kinder betreut. Der ursprüngliche Raum im Gebäude der Viehmarktstraße 3 wurde bald zu klein. Er erweiterte sich zu einem gesamten Stockwerk. „Finanziell gefördert wurden wir anfänglich vom Kiwanis Club und den Naturfreunden“, zieht Starchl Bilanz, der zum Geschäftsführer des neu gegründeten Vereins ernannt wurde. „Ohne diese Untersützung wäre es nicht machbar gewesen“, zeigt er sich heute dankbar. Großes Engagement zeigte Wernfried Amann, der damalige Präsident der Dornbirner Kiwanis, der sich in Folge auch als Obmann für den Schülerclub zur Verfügung stellte. Finanzielle Zuwendung kommt auch seitens der Stadt, die monatlich die Miete übernimmt. Nicht unerwähnt lässt Starchl das Entgegenkommen des Vermieters, „der uns mit einem günstigen Mietpreis unter die Arme greift.“ Für Betriebskosten, Lernmaterial, Computer und sonstige fördernde Lernhilfen kommt der Verein auf, der erfreulicherweise nach wie vor mit Spenden gefördert wird.

Ehrenamt

Familienfreundlich zeigt sich der gemeinnützige Verein auch bei den Öffnungszeiten. Von Montag bis Freitag steht den Schülern die Türe den ganzen Nachmittag, von 14 bis 18 Uhr, offen. Im Kreise der Ehrenamtlichen befindet sich auch der Dornbirner Notar Dr. Heinz Schallert, der es als sinnvolle Aufgabe sieht, sich im Ruhestand für den Lernerfolg bei Schülern einzubringen. Er sitzt gerade mit Hawa und Omur über den Büchern. Dabei ertappe auch er sich oft in der Funktion des fürsorglichen Vaters. Hawa und Omur besuchen die 4. Klasse der Volksschule Oberdorf. „Hier macht Lernen Spaß“, bestätigen die beiden mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Denn zwischendurch gibt es auch Zeit für Spiele. „Für diese Aufgabe braucht man sehr viel Geduld und vor allem gute Nerven“, sagt Schallert, ebenfalls mit einem Lächeln. „Doch es kommt auch viel zurück.“ Das Erfolgserlebnis der Schüler entschädige für vieles, meint der pensionierte Notar. In dieselbe Kerbe schlägt auch Bernadette Kegele: „Hinter unserer Ideologie steht der enge Kontakt mit Eltern und Lehrkörper. Nur ein Miteinander schließt den Kreis zum Wohle des Kindes“, weiß sie aus Erfahrung und erwähnt mit Stolz ein „Meisterstück“, wobei es gelungen ist, einem Schüler aus der Sonderschule in die allgemeine Mittelschule zu verhelfen. „Die soziale Institution nützt nicht nur Schülern, sie hilft auch geplagten Eltern, die dadurch ihre teils begrenzte Freizeit mit ihren Schützlingen mit weniger Stress verbringen können.“ Zudem sei die zentrale Lage der Einrichtung ideal für Schüler wie auch für Ehrenamtliche, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar ist, nennen Bernadette Kegele und Heinz Starchl, die Begründer des Schülerclubs Dornbirn, weitere Vorteile.

Zur Person:
Heinz Starchl
Geb: 29. 3. 1948  
Wohnort: Dornbirn
Familie: In Partnerschaft mit Bernadette, zwei gemeinsame Kinder
Hobbys: Lesen, soziale Medien, Schülerbetreuung
Lebensmotto: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“

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