Durch die Unwetter wurden Dutzende Keller überflutet, Straßen und Äcker überschwemmt, zudem stürzten Bäume auf Strom- und Telefonleitungen. Die Feuerwehren standen im Großeinsatz, berichtete Franz Resperger vom Landeskommando.Der entstandene Schaden war vorerst nicht zu beziffern. Verletzt wurde nach Feuerwehrangaben niemand.
100 Keller überflutet
Der Starkregen hatte gegen 19.45 Uhr ein- und in den beiden Bezirken bis 23.30 Uhr etwa 100 Keller von Einfamilienhäusern und Wohnhausanlagen unter Wasser gesetzt. Zudem wurden zahlreiche Gemeindestraßen vermurt und mussten von den Feuerwehren geräumt werden. Die Einsätze konzentrierten sich im Bezirk Tulln auf die Stadt Tulln selbst und auf Ortschaften südlich wie Zöfing, Baumgarten, Freundorf, Ollarn, Elsbach oder Sieghartskirchen. Straßen und Keller wurden dort bis zu 40 Zentimeter hoch überflutet. Im Bezirk wurden 25 Feuerwehren zu 80 Notfällen alarmiert.
75 Feuerwehreinsätze in St. Pölten
Ähnlich die Situation im Bezirk St. Pölten, wo vor allem die Gemeinde Pressbaum, aber auch die Nachbarortschaften Gablitz und Tullnerbach von den schweren Niederschlägen massiv betroffen waren. In diesem Bereich mussten ebenfalls Dutzende Keller ausgepumpt und vom Sturm gebrochene Bäume beseitigt werden. Im Bezirk St. Pölten wurden die Feuerwehren 75 Mal alarmiert. Einzelne Unwettereinsätze wurden auch aus den Bezirken Mödling und Neunkirchen gemeldet.
Insgesamt mussten in den Abend- bzw. Nachtstunden 45 Feuerwehren mit 550 Einsatzkräften ausrücken. 150 Notfälle waren laut Resperger zu bearbeiten.
Unwetter betraf auch Flughafen Wien in Schwechat
Die Unwetter vom Mittwochabend haben auch den Flughafen Wien in Schwechat betroffen. Die Bodenabfertigung musste aus Sicherheitsgründen für die Dauer von etwa 60 Minuten teilweise eingeschränkt bzw. unterbrochen werden, teilte Sprecher Peter Kleemann auf Anfrage mit.Schwechat. Die Gewitterzelle über dem Flughafen sei “sehr heftig” gewesen. Kleemann berichtete Donnerstagfrüh von starken Blitzentladungen und Sturmböen neben sintflutartigen Regenfällen.
Möglicher Tornado in Wien
In der Nähe von Wien wurde von Oliver Royer sogar ein Tornado gesichtet, Bildmaterial davon wurde auf der Facebook-Seite von “Aktuelle Wetterwarnungen für Österreich” gepostet. Die Administratoren der Seite kommentieren die Aufnahme wie folgt: “Wahrscheinlicher Tornado heute Nähe Wien!” Eine genaue Untersuchung des Tornado-Verdachts in der Nähe der Bundeshauptstadt soll folgen.
Heftige Gewitter sorgten im Osten für knapp 70.000 Blitze
Am Mittwoch kam es im Osten Österreichs zu einer außergewöhnlichen Gewitterlage. Besonders betroffen waren das östliche Niederösterreich, Wien, das Burgenland und die Oststeiermark, so gab es nach Angaben des Wetterdienstes UBIMET in Summe 70.000 Blitzentladungen. Spitzenreiter war Niederösterreich, hier kam es zu kleinräumigen Überflutungen und lokal auch zu Hagel. Am heutigen Donnerstag muss man besonders im östlichen Berg- und Hügelland neuerlich mit kräftigen Gewittern rechnen.
Blitze, Hagel und Sturmböen
Am Mittwoch lag der Alpenraum am Rande eines Tiefdruckgebietes mit Kern über dem zentralen Mittelmeerraum. Mit einer südöstlichen Strömung gelangten dabei außergewöhnlich feuchte und labil geschichtete Luftmassen in den Osten Österreichs. Zunächst entwickelten sich am Nachmittag erste kräftige Gewitter am Alpenostrand, so kam es im Bezirk Neunkirchen und im Osten von Wien lokal zu Hagelschlag. In den Abendstunden gab es dann im gesamten Osten kräftige Gewitter, im Wienerwald und im östlichen Tullnerfeld fielen teils ergiebige Regenmengen: „Besonders betroffen waren die Bezirke Wien Umgebung, Tulln und Mödling“, sagt Manfred Spatzierer, Chefmeteorologe bei UBIMET. „In Langenlebarn fielen innerhalb von wenigen Stunden rund 64 Liter pro Quadratmeter Regen“.
Gewitterhotspot Niederösterreich
In Summe wurden landesweit 69.948 Blitze detektiert, davon 49.631 in Niederösterreich, 8.707 in der Steiermark, 6.761 im Burgenland und 4.683 in Wien. „Diese Zahlen sind vergleichbar mit hochsommerlichen Gewitterlagen, für diese Jahreszeit ist das aber außergewöhnlich“, sagt der Meteorologe. Blitzreichste Gemeinde war Tulln an der Donau mit 2.261 Blitzen, gefolgt von Pressbaum mit 1.884 und Purkersdorf mit 1.668. Der stärkste Blitz mit einer Stromstärke von rund 225.000 Ampere wurde in der Gemeinde Schrattenthal im niederösterreichischen Bezirk Hollabrunn registriert. Neben vollgelaufenen Kellern, kleinräumigen Überschwemmungen und Vermurungen kam es auch zu Einschränkungen bei den Bodenabfertigungen am Flughafen Wien-Schwechat. Weiters wurden örtlich auch stürmische Böen verzeichnet: in Gumpoldskirchen (NÖ) 79 km/h, in Fürstenfeld (ST) 72 km/h, in Wien-Stammersdorf 68 km/h.
Weitere Gewitter am Donnerstag
Am Donnerstag liegt Österreich weiterhin unter dem Einfluss labil geschichteter Luftmassen. Der Schwerpunkt der Gewittertätigkeit liegt im zentralen bzw. östlichen Berg- und Hügelland, so sind am Nachmittag besonders in Teilen der Steiermark sowie im Mühl- und Waldviertel kräftige Gewitter zu erwarten. In den Abendstunden können die Gewitter dann auch den westlichen Donauraum erfassen. „Im Vergleich zum Mittwoch lässt der Höhenwind etwas nach, somit fällt die Verlagerungsgeschwindigkeit der Gewitter geringer aus“, erklärt der Experte. „Die Hauptgefahr stellen somit die heftigen Regenmengen dar, örtlich sind wieder kleinräumige Überflutungen zu erwarten“.
(APA/Red.)
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