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Vorwürfe gegen Bischof Elmar Fischer

Feldkirch – Das Wochenmagazin „profil“ erhebt Vorwürfe gegen Bischof Elmar Fischer. Drei Männer erzählen, sie hätten als Buben in den Sechzigerjahren an einem Sommerlager im Bregenzerwald teilgenommen. Fischer war damals Kaplan.

Er habe das Lager geleitet. Die drei hätten sich vor einer Wanderung gedrückt. Fischer sei ausgerastet. Er habe einen von ihnen mit Ohrfeigen drei Mal zu Boden gestreckt. Dann habe er die drei nachts des Lagers verwiesen, obwohl kein Bus mehr fuhr. Geld hätten sie auch keines gehabt.

“Keinen niedergeschlagen”

Der Lustenauer VN-Leser Heinz G. kann sich gut an das Lager erinnern. Nur klingt seine Geschichte anders: Die drei hätten nichts als Probleme bereitet. Kaplan Fischer habe „bestimmt keinen niedergeschlagen“, sondern die Eltern der drei verständigt, dass sie das Lager verlassen müssten. Bischof Elmar Fischer selber reagierte gestern mit einem Hirtenbrief auf die Vorwürfe, der in allen Pfarreien verlesen wurde. Er selber habe einmal einem Jugendlichen eine Ohrfeige verpasst, das aber sofort bereinigt. Der Bischof betont, dass er „bereits damals jegliche Form körperlicher Übergriffe abgelehnt“ habe. Dass die Vorwürfe nun in den Zusammenhang von sexuellem Kindesmissbrauch gestellt würden, zeige seines Erachtens, wie ungenau und verallgemeinernd hier vorgegangen werde. Der Bischof will heute in einem Pressegespräch zu den Vorwürfen Stellung nehmen.

Hirtenbrief von Bischof Fischer

Indes wendet sich Bischof Fischer – laut eigenen Anhaben aufgrund der aktuellen Situation sowie der gegen Bischof Elmar Fischer erhobenen Vorwürfe – in einem Hirtenbrief, der am Samstag und Sontag in den Vorarlberger Kirchen verlesen wird, an die Gläubigen in Vorarlberg.

Der Wortlaut des Hirtenbriefes:

Liebe Gläubige!

Ich wende mich an Sie in einer schweren Zeit, in der Enthüllungen über sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Ordensleute und Priester die Kirche erschüttern. Die Situation ist beschämend und bedrückend. Viel Vertrauen in die Kirche geht in diesen Wochen verloren. Auch ist in dieser Situation der Blick verstellt auf all das Gute und Schöne, das es in der Kirche gibt und zu dem vor allem auch Sie beitragen, indem Sie sich am kirchlichen Leben vor Ort in Ihrer Pfarrgemeinde beteiligen.

Zwischenzeitlich werden auch gegen meine Person Vorwürfe erhoben. Mir wird vorgeworfen, dass ich Mitte der 60er Jahre einen 15-Jährigen geschlagen hätte. Ich erinnere mich an eine von diesem Vorwurf unabhängige Situation, in der ich einem Jugendlichen eine Ohrfeige gegeben habe. Dies ist mit ihm unmittelbar bereinigt worden. Ich kann besten Gewissens sagen, dass ich bereits damals jegliche Form körperlicher Übergriffe abgelehnt habe. Dass das nun in den Zusammenhang von sexuellen Missbrauchshandlungen gestellt wird, zeigt meines Erachtens, wie ungenau und verallgemeinernd hier vorgegangen wird.

Jedes Missbrauchs- und Gewaltdelikt in der Kirche macht mich betroffen und ich bitte die Opfer um Vergebung. Ich wünsche mir von Herzen, dass all dieses Unrecht aufgeklärt und aufgearbeitet wird. Es darf hier keine falsche Rücksichtnahme geben. Ich versichere Ihnen, dass wir alles tun, um den Opfern zu helfen, und dass wir mit aller Kraft und in Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen an vorbeugenden Maßnahmen arbeiten, um solche Vorkommnisse künftig zu verhindern.

Papst Benedikt XVI. hat bei der Ankündigung seines Pastoralbriefs an die Katholiken und Katholikinnen Irlands von seiner Hoffnung auf einen „Prozess der Reue, der Heilung und der Erneuerung“ in der Kirche gesprochen. Gerne teile ich diese Hoffnung. Es braucht in der Kirche einen Prozess der Erneuerung. Ich zähle und hoffe dabei auf Ihre Bereitschaft mitzudenken und mitzugestalten. Wir werden diesen Weg nur gemeinsam gehen können.

Ich danke allen Priestern, den Ordensleuten, allen Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen, die sich in der Kirche in den verschiedenen Bereichen engagieren: zum Beispiel in der Pfarre, im sozialen Bereich und im Religionsunterricht. Ich bedaure, dass Sie alle den Kopf hinhalten müssen für Fehler, die nicht Sie begangen haben und für die Sie nichts können.

Und nicht zuletzt danke ich Ihnen hier im Gottesdienst, dass Sie weiterhin zu Ihrer Kirche stehen, ich danke für Ihre Geduld und für jedes gute Wort, für das Bemühen um ein Klima des Vertrauens und der Wahrhaftigkeit und für Ihr Gebet.

+ Elmar Fischer

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