So mancher hat schon festgestellt, dass das Einzigartige an Bregenz die über 10.000 Theaterplätze in einer 28.000-Einwohner-Stadt sind. Dass sich an möglichst vielen Spieltagen im Sommer die rund 7000 Tribünenplätze am See füllen, ist ein Gebot. Der Einzelne profitiert davon ebenso wie die gesamte Region. Kein Wunder, dass jegliche Diskussion über die Festspiele Wogen schlägt. Bregenz ist nicht Sommerspektakel, sondern weltweit beachteter Musiktheaterproduzent erster Güte. Wofür manche Intendanten Jahre Zeit haben, das muss Bregenz, betrachtet man die Zuschauerzahlen, in wenigen Wochen schaffen. Mit einem Stück. David Pountney, einst selbst Regisseur am See, hat draußen auf Alfred Wopmanns Konzepte aufgebaut und im Haus viel verändert, Roland Geyer soll ab 2015 – während er auch noch in Wien Intendant ist – innovativ sein. Eine generelle Neukonzeption hat er nun, wie berichtet, überhaupt erst als Antrittsbedingung ausgerufen. Wenn sie den Einjahresrhythmus des Spiels auf dem See miteinschließt, ist die Idee nicht neu. Das Konzept „zwei Saisonen, eine Oper“ hat imposante Aufführungen erst möglich gemacht, wurde von den risikobereiten Festspielen aber nie als zementiert betrachtet. Während sich ein 6 bis 7 Millionen Euro kostender Bühnenaufbau in zwei Jahren amortisiert, wäre der Flop einer Produktion, die im nächsten Jahr wieder läuft, eine Tragödie. Passiert ist eine solche nie, dennoch tüftelten Technik-Chef Gerd Alfons und sein Team immer wieder an der Möglichkeit eines raschen Programmwechsels, das heißt an kostengünstigeren Aufbauten, ohne Inszenierungskonzepte zu reduzieren. Gelingt die Lösung, mag es fürs Publikum freilich spannender werden, aber auch ein Umdenken fordern, gingen viele beim hoch gelobten „André Chénier“ heuer ja davon aus, auch nächstes Jahr noch die Möglichkeit zum Besuch zu haben.
Nicht nur abends am See
„Wir arbeiten an der Saison 2012 und an der ,Zauberflöte‘ für 2013“, umreißt der kaufmännische Direktor Michael Diem die Zeit, für die es detaillierte Pläne gibt. Gedacht werde in allen Richtungen. Auch das scheinbar Unmögliche ist dabei. Während man eine Seebühnen-Aufführung bereits vor einigen Jahren als Late Night Special anbot, um zur Primetime den großen Regenausweichsaal im Haus für ein Konzert frei zu haben, gibt es Überlegungen, Mozarts Märchenoper auch am Nachmittag für Kinder und Jugendliche zu spielen. Visionen zu konkretisieren ist den Bregenzern nicht fremd, in Sachen Budget bleibt man pragmatisch. Der Aufregung über die von der nächsten Intendanz via Wiener Medien geforderten Finanzierung von Seebühnenumbauten begegnen Landesrätin Andrea Kaufmann und Bürgermeister Markus Linhart gegenüber den VN gleichermaßen gelassen: „Wir setzen uns erst mit schlüssigen Konzepten auseinander.“
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