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Eine Generation ohne Hoffnung

Die Studie der Uni Linz besagt: Fast 4000 Vorarlberger Jugendliche fristen ihr Leben im Grunde perspektivlos.
Die Studie der Uni Linz besagt: Fast 4000 Vorarlberger Jugendliche fristen ihr Leben im Grunde perspektivlos. ©APA
Schwarzach - Studie nennt 75.000 junge Österreicher und 4000 Vorarlberger quasi aussichtslos.
Die "verlorene Generation"
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Sie haben weder einen Job noch gehen sie zur Schule. Niemand hat sie in einer Trainingsmaßnahme „zwischengeparkt“. Sie leben allenfalls von Gelegenheitsjobs. Ihre Zukunftsaussichten tendieren gegen null. Die Foschung nennt sie „NEET“. Die Abkürzung steht für „not in education, employment or training“. In ganz Österreich leben 75.000 Jugendliche so – ohne Schulbesuch, Training oder Job. In Vorarlberg liegt ihre Zahl bei fast 4000. Für die Universität Linz hat der Soziologe Johann Bacher gemeinsam mit Dennis Tamesberger von der Arbeiterkammer die Zahlen erhoben. Als Basis dienten die Mikrozensus-Erhebungen der Jahre 2008 bis 2010. Sie erfassten jeweils 22.500 Haushalte.

Ohne Jobs, nicht in Ausbildung

Vorarlberg schneidet dabei schlecht ab. Dennis Tamesberger hat auf VN-Anfrage für den äußersten Westen drei Personengruppen ausgewertet: » Jugendliche mit geringer Bildung: 3808 der 20- bis 24-jährigen Vorarlberger hatten zum Zeitpunkt der Befragung höchstens eine einjährige berufsbildende mittlere Schule absolviert oder nur die Pflichtschule oder nicht einmal Hauptschulabschluss. » Frühe Schulabgängerinnen und -abgänger: 4547 Jugendliche zwischen 16 und 24 Jahren verfügen über dasselbe Bildungsniveau, befanden sich auch nicht mehr im Bildungssystem. » Jugendliche ohne Ausbildung, Beschäftigung oder Training: Auch in dieser Kategorie wurde die Gruppe der 16- bis 24-Jährigen untersucht. Auf 3952 Jugendliche trafen alle drei Merkmale gleichzeitig zu. Damit verzeichnet Vorarlberg hinter Wien in dieser besonders betroffenen Personengruppe den österreichweit zweithöchsten Wert. Im Bundesdurchschnitt sind es knapp acht Prozent, Vorarlberg liegt bei 9,2 Prozent.

20 Prozent Migranten

Univ.-Prof. Dr. Johann Bacher beziffert den Anteil der Migranten an dieser verlorenen Generation mit 20 Prozent. Vor allem trifft es Mädchen. Unter den Jugendlichen, die erst nach der Geburt zugewandert sind, verfügt jeder dritte (31,3 Prozent) nur über geringe Bildung. Auch bei den Migranten, der zweiten Generation, trifft das immer noch auf beinah jeden dritten Jugendlichen (28,7 Prozent) zu. Jugendliche ohne Migrationshintergrund sind nur zu rund elf Prozent betroffen. Seit Ende 2011 versucht die Republik Schulabbrechern zu ermöglichen, ihre Bildungsabschlüsse kostenlos nachzuholen. 50 Millionen Euro stehen dafür bereit. Aber das reicht nicht, fürchtet Bacher. Denn der Druck auf die Jugendlichen wächst. Die Zeit der niedrigqualifizierten Jobs ist vorüber: 2010 lag in Österreich das Arbeitslosigkeitsrisiko für Menschen mit maximal Pflichtschulausbildung bei 18,1 Prozent, aber bei Menschen mit einem Lehrabschluss bei nur 6,2 Prozent.

(VN/ Thomas Matt)

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