Als Vorgeschmack auf sein im Herbst startendes Programm “Der Kanzler” gab der Kabarettist den slicken, mit Worthülsen um sich werfenden Politiker.
Kabarettist Düringer stellte neues Buch in Wien vor
Er habe sich in den vergangenen Jahren “etwas gehen lassen” und sei dabei “optisch verwahrlost”, erklärte Düringer dem zur Präsentation seines Buchs “Meine Stimme gilt! … und deine?” erschienenen Publikum in einer Wiener Buchhandlung. Das sei aber nur eine Maske gewesen, nun wolle er als Parteichef die “großen Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen”, angehen: Bankenkrise, EU-Zerfall, Erderwärmung und “ein authentischer US-Präsident”.
“Um das Bestehende zu bewahren, wird es Veränderung brauchen”
Denn es brauche “eine neue Politik”, die mutig und optimistisch sei und “das Gemeinsame vor das Trennende stelle” – politische Konkurrenz ausgenommen. “Um das Bestehende zu bewahren, wird es Veränderung brauchen”, hört man Düringer im staatstragenden Duktus reformenfordernde Phrasen dreschen, wie man sie – mehr oder weniger – von Vertretern der heimischen Spitzenpolitik im Ohr hat. Zehn Minuten dauert die “dreistündige Rede” als Vorgeschmack auf Düringers neue “Kanzler”-Rolle. Sie passt zum kürzlich gestarteten “Kunstprojekt”: Der Kabarettist – bisher bekannt u.a. als Benzinbruder, MA-2412-Beamter Breitfuß und zuletzt als eine Art Seminarleiter für Weltbetrachtung – will bei der Nationalratswahl mit der Liste “Ab jetzt G!LTs” antreten, ohne Programm, ohne Inhalt, ohne Parteistruktur.
Mechanismen des politischen Tagesgeschäfts bloßlegen
Er selbst wolle ja gar nicht ins Parlament, erklärte er – wie schon vor einigen Tagen im APA-Interview – noch einmal. Vielmehr gehe es darum, die Mechanismen des politischen Tagesgeschäfts bzw. des Wahlkampfs bloßzulegen und zugleich bisherigen Nicht- oder Ungültig-Wählern die Möglichkeit zu geben, eine gültige Stimme zu abzugeben, in der Wahlzelle eine Botschaft zu hinterlassen, die da in etwa lautet: “Geht’s sch***en.” Das Buch selbst – Düringer las zwei Auszüge daraus – beschreibt gewissermaßen die Genese der Projektidee und versteht sich wohl auch als Lektion in politischer Bildung für Politikverdrossene. Also vielleicht doch eine Art Parteiprogramm, wobei eigentlich ein Antipartei-Parteiprogramm. Oder so.
(APA/Red.)
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