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Von Antlass-Eiern und Ölberg-Singen

Ostern ist eine Zeit, die durch reichhaltiges Brauch­tum gekennzeichnet ist. Dieses wird im Land Salz­burg nach wie vor gepflegt: So kommen den Eiern vom Gründonnerstag besondere Bedeutung zu.

Sie werden im Volksmund Antlass-Eier (antlass= Entlassung, Ablass, Lossprechung) genannt und gelten als Fruchtbarkeits- und Heilsymbol.

“Wir ratsch’n, wir ratsch’n dö Fast’n aus, unseren Herrn Jeso Christ sein Leid’n is aus”: Mit diesem Spruch ziehen Salzburger Buben ab dem Gründonnerstag – vor allem in den ländlichen Gemeinden – mit hölzernen Klangkörpern verschiedener Größe durch die Ortschaften und erzeugen einen eigentümlichen dumpfen Lärm. Diese Ratschen sollen die Kirchenglocken ersetzen, die dem Volksglauben nach am Gründonnerstag nach Rom geflogen sind und erst zur Auferstehungsfeier wiederkehren.

Die Ratschen sind je nach Gegend verschieden: Es gibt Flügel-, Hammer-, tragbare Kasten-, Walzen- oder Schubkarrenratschen sowie die großen unbeweglichen Turmratschen. Geratscht wird meistens in den Morgenstunden, mittags und abends. Für ihre Mühe erhalten die Ratschenbuben Eier, Selchfleisch, Kuchen oder auch Geld.

Der Gründonnerstag und Karfreitag werden nirgendwo im Land Salzburg so Bibel nah gefeiert wie in Großarl im Pongau: 20 bis 25 Landwirte und Bauernburschen finden sich vor dem Pfarrhof zum Ölberg-Singen oder auch “traditionelles Leiden-Christi-Singen” zusammen, um zu jeder vollen Stunde zwischen 20.00 Uhr und 4.00 Uhr früh die Bewohner zum Gedenken des Leidensweges Christi aufzurufen. Kaum ist der letzte Glockenschlag verhallt, setzt der Vorsänger mit dem Nachtwächterruf ein, der jeder Strophe vorangeht: “Merkt auf ihr Herren und lasst euch sagen …” – die übrigen Sänger folgen im Chor, und so ertönt zweistimmig das Gründonnerstagslied in die Frühlingsnacht hinaus.

Der Inhalt des Liedes behandelt alle Begebenheiten, die sich der Heiligen Schrift gemäß nach dem Tode des Herrn ereignet haben sollen. Die letzte Strophe klingt in einem Weckruf an die Schläfer aus. Mit bewundernswerter Treue blieben die Großarler diesem Brauch seit Jahr und Tag bis auf heute verbunden.

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