Ungeimpfte Kinder sind weniger krank – zumindest laut einer Studie aus den USA. Bei der Studie handelt es sich um eine sogenannte “Pilot-Studie”, sprich die erste ihrer Art. Die Gesundheit von 600 Schülern zwischen sechs und zwölf Jahren, 261 ungeimpfte und 405 teilweise oder vollständig geimpfte, wurden verglichen. Das angeblich bahnbrechende Ergebnis: Nicht geimpfte Kinder haben deutlich weniger Gesundheitsprobleme, besonders was Lungenentzündungen, Heuschnupfen, Mittelohrentzündungen oder chronische Erkrankungen angeht.
Mamas statt medizinischer Grundlage
Jetzt zum Haken an der Sache: Bereits kurz nach der Veröffentlichung der Studie kam heftige Kritik auf. Der Grund? Die Studie weist methodische Mängel auf, die dazu führen, dass die Veröffentlichung in einem medizinischen Journal zurückgezogen wurde. So wurde etwa keine medizinische Grundlage genutzt, um die Studie zu stützen, sondern allein die Angaben und Einschätzungen der Mütter per Fragebogen herangezogen. Als Begründung dafür wurde genannt, dass die Studie anonym gewesen sei und die Anonymität wäre durch das Verlangen nach medizinischen Unterlagen nicht gewährleistet gewesen.
Finanziert von Impfgegnern
Anthony Mawson, Professor an der Jackson-State-Universität in Mississippi und einer der Verfasser der Studie, ist in den USA kein Unbekannter. Er ist bekennender Impfgegner und hält – unterstützt von der Gruppe “Autism One” – Vorträge, denen nach Impfungen schuld an Autismus sind. Das ging aus den Nachforschungen von Mimikama, einem Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch, hervor. Finanziert wurde die Studie durch ein Fundraising der Gruppe “Generation Rescue”, ebenfalls Impfgegner. Es liegt nahe, dass die Forschung nur betrieben wurde, um zu beweisen wie schädlich Impfungen seien.
Keine valide Studie
Auf der offiziellen Homepage der Jackson-State-University sucht man vergebens nach der Studie. Sucht man die Studie in der Datenbank für valide Medizinische Studien der National Institutes of Health des US-Gesundheitsministeriums, bekommt man übrigens auch kein Ergebnis, was ebenfalls auf die Fragwürdigkeit der Studie hindeutet. Da sie aber als “Open Access Text” veröffentlicht wurde und das Internet bekanntlich nichts vergisst, ist sie immer noch abrufbar, obwohl sie zurückgezogen wurde.
Falsche Schlüsse gezogen
“Man kann über keine Studie reden, die inhaltlich schlecht und die nicht publiziert ist. Da erübrigt sich glaube ich jede Diskussion über den Inhalt dieser Studie”, sagte Primar Professor Dr. Burkhard Simma, Leiter der Kinder- und Jugendheilkunde am LKH Feldkirch im VOL.AT-Interview. “Diese Studie hat inhaltliche Mängel, zeigt Ergebnisse, die nicht richtig sind. Wenn man es noch schärfer formulieren will, kann man sagen, dass diese Studie falsche Schlüsse zieht beziehungsweise einfach falsch ist. Fake News also.”
Klare Richtlinien in Österreich
Welche Impfungen sind für Kinder sinnvoll? “Es gibt ganz klare Richtlinien in Österreich”, erklärt Simma und verweist auf den Impfplan 2018 des Bundesministeriums. “Das ist eine Vorgabe unserer Gesellschaft, in der wir leben.” Primar Simma hat auch eine Botschaft an Eltern, die ihre Kinder nicht impfen lassen wollen oder die Bedenken zum Thema Impfen haben: Es habe vor nicht allzu langer Zeit noch Erkrankungen gegeben, die es allein aufgrund der Impfungen nicht mehr gebe. “Das sind Erkrankungen, die für die Kinder damals lebensbedrohlich waren”, erläutert Simma. “Es (Anm. d. Red.: Das Impfen) ist einer der wesentlichen Erfolge der Kindermedizin. Die Kinder haben einen Nutzen davon – alle Kinder, nicht nur das eigene Kind.”
(Red.)
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