Gott will keinen Euro, da ist sich Graeme Leach, Chefökonom des britischen Arbeitgeberverbands, ganz sicher. „Nach vielen Gebeten über viele Jahre hinweg bin ich davon überzeugt, dass Gott gegen eine britische Beteiligung am Euro ist“, verkündete der Wirtschaftsexperte im Wahlkampf des vergangenen Jahres. So stehen die Dinge im Vereinigten Königreich.
Deutschen Beobachtern ist die britische Haltung oft ein Rätsel. Sie verweisen auf die Nachteile, die der Industrie durch den hohen Pfund-Kurs entstehen: Ford droht deshalb seit längerem damit, ganz in die Eurozone abzuwandern. Die ehemalige BMW-Tochter Rover musste gerade ihre Verkaufsziele für den wichtigsten Exportmarkt Deutschland zurückschrauben. Doch solche Warnungen können die Regierung nicht schrecken. Denn die klassische Industrie ist auf der Insel nur noch von untergeordneter Bedeutung. Großbritannien ist heute vor allem eine Dienstleistungsgesellschaft.
Als viel entscheidender für das Wohl und Wehe der Wirtschaft gilt der richtige Zinssatz. Der britische Leitzins liegt bei 4 Prozent – gegenüber 2,75 Prozent in der Eurozone. Eine Senkung der Zinsen auf Euro-Niveau könnte nach vorherrschender Auffassung katastrophale Auswirkungen haben. Es geht dabei vor allem um ein ganz spezifisches Phänomen – die Hauspreise: Sie sind allein in den vergangenen zwölf Monaten um 25 Prozent gestiegen.
Hauptgrund dafür sind die für britische Verhältnisse schon jetzt sehr niedrigen Zinsen, die den Hauskäufern billige Hypotheken garantieren. Bei einer weiteren Zinssenkung und der damit einhergehenden noch stärkeren Verbilligung von Krediten befürchtet die Bank von England einen so extremen Anstieg der Hauspreise, dass ein Platzen der Spekulationsblase unvermeidbar wäre. Und ein solcher Crash hat die britische Wirtschaft Anfang der neunziger Jahre schon einmal in eine ihrer tiefsten Rezessionen gestürzt.
Das leuchtende wirtschaftliche Vorbild für Großbritannien sind außerdem nicht die Euroländer – wo die Arbeitslosigkeit im Schnitt um 60 Prozent höher liegt als in Tony Blairs Königreich – sondern die USA. Dazu kommen, und das ist womöglich das Entscheidende, starke politische Vorbehalte. Die ehemalige Premierministerin Margaret Thatcher hat heute keine große Gefolgschaft mehr, aber beim Euro dürfte sie noch immer für die Mehrheit sprechen: „Wenn man seine eigene Währung abgibt, verliert man seine Unabhängigkeit“, meint sie. „Wir beugen uns niemandem in Europa. Die Leute sind sehr stolz auf das Pfund. Sie mögen es nicht, ihre Währung zu wechseln. Euro? Nein, danke.“
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