Die Berndt-Umfrage beschert der Katholischen Kirche ein Wechselbad der Gefühle: Der Glaube nimmt an Bedeutung ab. Andererseits hielten 74 Prozent der Katholiken auch im Krisenjahr 2010 ohne Austrittsgedanken zu ihrer Kirche. Die Popularitätswerte von Bischof und Papst sackten in den Keller. Aber an ihren künftigen Oberhirten knüpfen die Vorarlberger konkrete Erwartungen: Modern soll er sein und nah am Volk.
Glaube verliert an Bedeutung
Wie wichtig ist den Menschen ihr Glaube? 2005 gaben noch 53 Prozent der Befragten an, dass er ihnen wichtig, sogar sehr wichtig sei. Dieser Wert schwindet. Er lag heuer nur mehr bei 47 Prozent. Bei den unter 30-Jährigen kann nur noch jeder Dritte etwas mit Glauben anfangen. Der Glaube wird einerseits mehr und mehr zum Unterschichtthema, er ist andererseits in Dörfern bis 3000 Einwohner mit 55 Prozent stärker verankert als in der Stadt mit 42 Prozent. 4709 Vorarlberger traten 2010 aus der Katholischen Kirche aus. Sie taten das der Umfrage zufolge freilich nur zu 28 Prozent wegen der Skandale bzw. zu 16 Prozent, weil die Kirche zu rückständig sei. 67 Prozent der befragten Ausgetretenen gaben an, dass sie wegen des Kirchenbeitrags die Katholische Kirche verlassen haben. Der noch immer als Kirchensteuer im Volksmund geläufige Kirchenbeitrag hat ein beträchtliches Imageproblem. 29 Prozent der Vorarlberger Katholiken sind überzeugt, dass die Gelder nicht richtig eingesetzt werden, 32 Prozent glauben das nur teilweise. Ein Drittel kann die Frage gar nicht beantworten, nur neun Prozent sind sich sicher, dass es mit dem Kirchenbeitrag schon seine Richtigkeit habe. 18 Prozent der Katholiken haben 2010 einen Austritt zumindest erwogen. Für 74 Prozent kam so ein Schritt gar nicht in Frage.
Kirche mit verheerenden Imagewerten
An Bekanntheitsgrad hat Bischof Elmar Fischer 2010 nicht mehr zugelegt. 78 Prozent der Vorarlberger identifizieren ihn klar. Die Jungen haben Mühe. Nur 62 Prozent der unter 30-Jährigen wissen sicher, wie Vorarlbergs Bischof heißt. Die Zufriedenheit mit seiner Amtsführung hat allerdings einen Tiefstpunkt erreicht. Nur noch ein Prozent der Befragten ist mit Bischof Fischer sehr zufrieden, neun Prozent sind zufrieden. 41 Prozent üben Kritik, 32 Prozent finden Bischof Fischers Arbeit bestenfalls mittelmäßig. Diese Werte haben sich innerhalb von zwei Jahren dramatisch verändert. Analog sanken auch die Beliebtheitswerte für Papst Benedikt XVI. in den Keller. Die mit Bischof und Papst Zufriedenen findet man am ehesten noch jenseits der 60 Jahre und in der Unterschicht. Bischof Elmar Fischer wird im Oktober 2011 nach seinem 75. Geburtstag in Rom seinen Rücktritt einreichen. Damit steht die Frage nach einem Nachfolger an. Wie der sein muss, da haben die Vorarlberger klare Vorstellungen. Der nächste Diözesanbischof muss nicht zwingend wieder ein Vorarlberger sein. Das wünschen sich 44 Prozent der Katholiken, 37 Prozent ist es egal. Aber 81 Prozent der Befragten wünschen sich einen modernen Bischof, 76 Prozent hoffen, dass er nah am Kirchenvolk agiert, 51 Prozent wünschten sich mehr Eigenständigkeit. Nur 24 Prozent ist es wichtig, dass sich der nächste Bischof vorrangig am Evangelium orientiert.
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