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Trotz Warnungen: Kautionsbetrug-Serie geht weiter

Die Täter rufen pro Tag Hunderte potenzielle Opfer an.
Die Täter rufen pro Tag Hunderte potenzielle Opfer an. ©HERBERT PFARRHOFER
Obwohl Polizei und Medien davor warnen, reißt eine bundesweite Serie an Kautionsbetrügen nicht ab.

Trotz ständiger Warnungen von Polizei und Medien reißt die bundesweite Serie an Kautionsbetrügereien nicht ab. Am Dienstag wurden allein in Oberösterreich zehn Versuche angezeigt, am Mittwoch lockten Täter einem Opfer 100.000 Euro heraus. Es gelte die einfache Gleichung “Geldforderung am Telefon = Betrug” – dafür solle die jüngere Generation die ältere sensibilisieren, rät das Landeskriminalamt.

Betrüger fordern Kaution

Bei dieser speziellen Betrugsmasche rufen Personen, die sich als Polizisten oder Kriminalbeamte ausgeben, an und behaupten, dass die Tochter bzw. der Sohn des Gesprächspartners einen schweren Verkehrsunfall verursacht habe. Nun müsse er oder sie eine Kaution zahlen, um nicht ins Gefängnis zu wandern. Um der Dramatik der Situation Nachdruck zu verleihen, war in manchen Fällen im Hintergrund sogar Weinen zu hören. Die Geldforderungen lagen zwischen 27.000 und 200.000 Euro. Geht das Opfer darauf ein, wird ein Mittelsmann geschickt, der das Geld abholt.

Neffentrick-Betrug bereits bekannt

Während der klassische Neffentrick-Betrug, bei dem sich Anrufer als Verwandte in Not ausgeben, bereits seit Jahren bekannt sei, habe sich die Kautionsmasche erst vor einigen Monaten entwickelt, erklärte Gerald Sakoparnig, der im Landeskriminalamt OÖ für Betrugsermittlungen zuständig ist, der APA. Er sieht einen zeitlichen Zusammenhang zwischen dem Anlaufen dieser Welle und Berichten über einen 18-jährigen Oberösterreicher, der in den USA inhaftiert war, weil er mit seiner minderjährigen Freundin Sex gehabt haben soll. Der Bursch kam gegen Kaution frei, die hohe Summe war durch Spenden aufgebracht worden. Durch diesen Fall wurde den Österreichern das System einer Kaution zur Haftvermeidung, das in den USA gängig ist, offenbar erst geläufig, vermuten die Ermittler.

Die Polizei geht davon aus, dass die Täter ihre Opfer anhand der Vornamen, die auf ältere Personen hindeuten, auswählen und am Tag Hunderte potenzielle Opfer anrufen. Dabei dürften sie sich etappenweise auf bestimmte Regionen konzentrieren, erklärte Sakoparnig, da ja Abholer zu entsenden sind, wenn jemand anbeißt. Die Hintermänner vermuten die Kriminalisten im Ausland, vermutlich in Osteuropa.

Betrugsserie setzt sich trotz Berichten fort

Obwohl die Polizei seit Wochen regelmäßig vor der Betrugsmasche warnt, fallen immer wieder Leute darauf hinein. Am Dienstag verhinderte ein Bankangestellter in letzter Minute, dass eine Kundin aus dem Mühlviertel 80.000 Euro an die Betrüger übergab. Am Mittwoch hatten die Täter mehr Erfolg und es kam in Linz zu einer Geldübergabe in der Höhe von 100.000 Euro. Die Polizei rät, auf Geldforderungen am Telefon nicht einzugehen, das Gespräch zu beenden und den Notruf zu wählen.

(APA/Red)

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