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Thiem und Melzer in Wien out, Murray weiter

Melzer gab Match aus der Hand
Melzer gab Match aus der Hand
Österreich ist beim Tennis-Erste Bank Open in Wien im Einzel nicht mehr vertreten. Sowohl Dominic Thiem als auch Jürgen Melzer sind am Donnerstag im Achtelfinale ausgeschieden. Der 23-jährige Thiem musste sich dem Serben Viktor Troicki 2:6,5:7 geschlagen geben. Melzer verlor gegen Albert Ramos-Vinolas 6:3,4:6,0:6. Eine Runde weiter ist Andy Murray nach einem 4:6,6:2,6:2-Sieg über Gilles Simon.


44 unerzwungene Fehler bei nur zehn Winnern sprechen eine deutliche Sprache. Thiem war von seiner Bestform weit entfernt. “Ich glaube, dass es einen ziemlichen Leistungsabfall gegeben hat, im Vergleich zur ersten Runde”, konstatierte Thiem. “Ich habe einen schlechten Start erwischt, der erste Satz war dann eh schnell weg, und ich habe mich auf den zweiten konzentriert”, erklärte der Weltranglisten-Neunte. In diesem seien einige Chancen da gewesen – konkret ließ der Niederösterreicher nicht weniger als sieben Breakbälle ungenützt. “Teilweise habe ich da zu viel, teilweise zu wenig gemacht. Ich habe nie die richtige Mitte gefunden, und er hat auch gut serviert bei Breakbällen. Die Niederlage geht leider in Ordnung.”

Der diesjährige French-Open-Halbfinalist wollte seine Leistung nicht als katastrophal einstufen, als er jedoch von seiner Fehlerstatistik hörte, war er doch alles andere angetan. “44 Fehler, das sind klar zu viele.” Mit dem Druck, dem er bei seinem Heimturnier ausgesetzt ist, habe das nichts zu tun. “Ich wollte aus welchem Grund auch immer teilweise nicht die Rallyes gehen, was normale meine große Stärke ist.”

Grundsätzlich habe er aber für Wien keine so große Erwartungshaltung gehabt. “Wenn man sieht wie ich in den Wochen seit den US Open gespielt habe, wäre es eine Riesenüberraschung gewesen, hätte ich da jetzt alles niedergerissen.” Das Ergebnis spiegle seine aktuelle Form wider.

Weder ein spätes Doppel vom Vorabend, noch körperliche Mankos wollte Thiem als Ausrede gelten lassen. “Sicher fehlt ein bisschen die Selbstverständlichkeit, vielleicht ist es damit zu erklären.”

Sowohl im ersten Match gegen Gerald Melzer, aber auch im Training habe er den Ball gut auf dem Schläger gehabt. Nun will er sich in einigen Einheiten bis zum nächsten Einsatz – seinem vorletzten oder letzten des Jahres – auf Paris-Bercy vorbereiten. Und im Kampf um einen Platz bei den ATP-Finals der besten acht Spieler des Jahres hat er noch immer gute Karten. “Natürlich werde ich ein bisschen auf Basel schielen, schauen, was die Konkurrenten machen und hoffen, dass es sich für London ausgeht.”

Voraussichtlich am Samstag wird er nach Paris fliegen zum letzten ATP-Masters-1000-Turnier des Jahres. “Ich weiß jetzt nicht genau, was ich erreichen muss. Ich schaue, dass ich ein paar Runden gewinne, und ich glaube, das sollte dann reichen.” Tomas Berdych hat in Wien gleich, David Goffin ebenfalls am Donnerstag in Basel verloren.

“Ich gehe mit einem ganz guten Polster nach Paris”, sagte Thiem. “Es war eine Supersaison, und es wäre die absolute Krönung. Wenn es jetzt trotz der sehr guten Ausgangsposition nicht klappen sollte, dann werde ich trotzdem nicht so traurig sein.”

Das Out ereilte auch Melzer – und das nach einer durchaus ansprechenden Leistung. “Zu sagen ‘hergeschenkt’ wäre ein bisschen brutal, aber in die Richtung geht es schon. Ich habe gut angefangen, habe eigentlich sehr gut gespielt und mir ist das Match dann Ende des zweiten und im dritten komplett aus der Hand geglitten”, sagte Melzer enttäuscht. Auf körperliche oder mentale Schwierigkeiten wollte Melzer den glatten dritten Satz jedenfalls nicht schieben. Ramos-Vinolas habe aggressiver gespielt, er selbst wurde von der Rückhand fehleranfällig.

Zweimal lag er mit Break voran im zweiten Satz, auch wenn Ramos-Vinolas dann im zweiten Durchgang besser ins Spiel gekommen sei. “Ich habe Probleme bekommen, das Ganze zu kontrollieren. Dann mache ich bei 4:3 im zweiten drei leichte Fehler, und das bricht mir das Genick.” Das 0:6 im dritten Durchgang empfindet er als “ein bisschen ungerecht”, zu Beginn des Satzes hatte er gleich mehrere Chancen vergeben.

Zweimal hat Melzer nun wieder vor über 7.000 Leuten gespielt, schon in Kitzbühel hatte er mit einem Sieg über Dominic Thiem sensationell das Viertelfinale erreicht und gezeigt, dass man ihn noch nicht abschreiben sollte. “Das war sicher eine gute Erfahrung, es hat Riesenspaß gemacht, aber jetzt überwiegt der Ärger, dass ich nicht morgen noch einmal spielen kann. Das tut schon weh, auch wenn man viel verletzt war.”

Nach dem Aus der beiden Lokalmatadore Thiem und Melzer hatte auch der Topstar am Donnerstag viel Mühe, aber er kam durch. Andy Murray qualifizierte sich vor rund 7.000 Zuschauern in der Wiener Stadthalle gegen Gilles Simon mit einem 4:6,6:2,6:2 für das Viertelfinale des Erste Bank Open.

“Ja, das war ein langes Match mit vielen langen Rallys und langen Games. Zeitweise war die Qualität des Spiels gut, teilweise ziemlich schlecht”, sagte Murray. “Aber es ist immer schwer gegen Gilles, weil er sich extrem gut bewegt. Und manchmal ist es so: Je härter man den Ball schlägt, desto schneller kommt er zurück.

Murray stellte in direkten Duellen mit dem Franzosen bereits auf 16:2-Siege. Der zweifache Olympiasieger steuert damit weiter auf seinen zweiten Wien-Titel nach 2014 bzw. den siebenten Turniertriumph in diesem Jahr zu. Am Freitag trifft er (nicht vor 19.00 Uhr) auf den US-Aufschlag-Riesen John Isner.

“Morgen werde ich viele Asse bekommen, das weiß ich sicher”, scherzte Murray. Der Weltranglisten-Zweite hatte sich unmittelbar nach dem Marathonmatch auch in der Ö3-Challenge zehn ausgewählten Hobby-Spielern gegenübergestellt, die allesamt versucht hatten, dem Schotten ein Ass zu schlagen. Dies ist aber keinem gelungen, Isner wird es dem derzeit besten Spieler auf der Tour da wohl weit schwerer machen.

Turnierdirektor Herwig Straka war freilich erleichtert, dass Murray weitergekommen ist. Der Schotte ist ja neben Thiem wohl der Ticketseller des diesjährigen Turniers. “Für Freitag und Samstag sind derzeit je 8.000 Karten verkauft, für Sonntag etwa 6.000”, sagte Straka.

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