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Terrorexperte: "Österreich keine Insel der Seligen mehr"

Unmittelbar nach Bekanntwerden der verhinderten Terror-Anschläge in Deutschland am Mittwoch hat Sicherheitsexperte Robert Sturm zur erhöhten Wachsamkeit auch in Österreich aufgerufen. D: Schock nach verhinderten Anschlägen

„Dramatisch ist, dass sich die Terrorzellen jetzt den Auftrag selbst geben. Damit sind sie unkontrollierbar“, sagte der nun für den Unternehmensberater CIN (Corporation Information Network) tätige frühere Chefinspektor der Einsatzgruppe zur Bekämpfung des Terrorismus (EBT) im Gespräch mit der APA. Es sei fatal, sich in Österreich „in Sicherheit zu wiegen.“

„Die großen Hintergrund-Ermittlungen beginnen erst jetzt“, sagte Sturm. Die Jihad-Union, der die Tatverdächtigen den deutschen Ermittlern zufolge angehören sollen, sei eine neue Formation, die der Al-Kaida angehöre. Ob die ausgehobene Zelle „nur“ eine pakistanisch-deutsche Verbindung sei oder eine europaweite Gefährdung bedeute, würde in den nächsten Tagen feststehen. Die verhinderten Attentate – offenbar im Maßstab der Anschläge von Madrid 2004, als 191 Menschen starben – bestätigen für den Terrorexperten aber das allgemeine Bedrohungsszenario, auch für Österreich: „Wir gehören zum gefährdeten Raum.“

„Das ist nur 250 Kilometer von uns entfernt passiert (Hochsauerland in Nordrhein-Westfalen, Anm.) und die Leute können sich rasch und leicht über Grenzen bewegen.“ Österreich spiele zwar nicht „diese gravierende Rolle in der Weltpolitik“ wie etwa die USA und Deutschland, die Truppen in islamischen Ländern stationiert haben. „Aber sich deshalb in Sicherheit zu wiegen, wäre fatal“, meinte Sturm. Theoretisch sei es denkbar, dass auch Österreicher in pakistanischen Lagern ausgebildet würden. Dennoch warnte der Risikoanalyst vor Panikmache, da keinerlei konkrete Hinweise auf eine unmittelbare Bedrohung vorlägen. Sein Rat: „Achtsam sein und lieber einmal zu viel als einmal zu wenig die Polizei rufen.“

Erstaunlich sei, dass die mutmaßlichen Terroristen unvermindert weitermachten, „obwohl ihnen die Polizei auf den Fersen war“. Dies beweise, „welchen Umsetzungswillen diese Gruppen haben und wie groß der Hass besonders auf die USA ist.“ Vor allem die technischen Möglichkeiten des Internet haben Sturm zufolge das Terrornetzwerk Al-Kaida neu strukturiert: „Früher hat Osama Bin Laden Aufträge gegeben. Heute agieren lose Zellen und geben sich selbst die Aufträge.“

Nach Angaben des deutschen Bundeskriminalamtes (BKA) planten islamistische Terroristen gleichzeitige Anschläge mit Autobomben gegen US-Einrichtungen an mehreren Orten in Deutschland. Bereits im Dezember 2006 habe einer der Festgenommenen zwei amerikanische Kasernengebäude im hessischen Hanau als potenzielles Anschlagsziel ausgespäht. Das Bundeskriminalamt habe monatelang ermittelt, wie Generalbundesanwältin Monika Harms am Mittwoch in Karlsruhe mitteilte. Es sei gelungen, eine der bisher schwerwiegendsten Terroranschläge rechtzeitig zu verhindern.

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