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Streiks in Frankreich und Deutschland

Die Beschäftigten der deutschen Airbus-Werke Varel, Nordenham und Laupheim haben aus Protest gegen das Einsparprogramm am Donnerstag ihre Arbeit nicht aufgenommen.

„In Nordenham wird definitiv nicht gearbeitet“, sagte ein Sprecher der IG Metall in Hamburg. Auch in Varel und Laupheim werde wie geplant bis Freitag nicht gearbeitet, fügte er hinzu.

Der Airbus-Mutterkonzern EADS hatte am Vortag den Verkauf der Standorte in Varel und Laupheim angekündigt, für Nordenham soll ein industrieller Partner gefunden werden. In Deutschland will Airbus 3.700 Stellen streichen, konzernweit sollen 10.000 Arbeitsplätze wegfallen.

Im Lauf des Tages wollten der Gesamtbetriebsrat von Airbus und die IG Metall in Hamburg, wo Airbus seinen größten deutschen Standort hat, über das Sanierungsprogramm „Power8“ beraten. Auf einer Pressekonferenz sollten dann mögliche Protestmaßnahmen gegen die Einschnitte bekanntgegeben werden. Für Freitag sind laut Gewerkschaft zudem außerordentliche Betriebsversammlungen an allen deutschen Standorten geplant.

Der Generalsekretär des Europäischen Metallgewerkschaftsbundes, Peter Scherrer, hat der Politik vorgeworfen, nicht genügend für den Erhalt von Stellen beim Flugzeugbauer Airbus gekämpft zu haben. „Wenn die Politik das getan hätte, dann wäre es nicht zu einem so massiven Stellenabbau gekommen“, sagte Scherrer am Donnerstag im Deutschlandfunk. Die Gewerkschaften hielten sich Streiks gegen die am Mittwoch verkündeten Sanierungspläne bei Airbus offen. „Streiks sind möglicherweise ein Mittel, um Fehlentscheidungen abzuwenden.“

Bereits nach Verkündung der Pläne war es zu Arbeitsniederlegungen in Deutschland und Frankreich gekommen, die bis Freitag andauern sollen.

Die Gewerkschaften hielten das Sparprogramm „Power8“ grundsätzlich für falsch, betonte Scherrer. Von einem Erfolg könne angesichts des Abbaus von 10.000 Stellen keine Rede sein. So sei schleierhaft, wie Airbus durch den Abbau von Jobs in der Produktion künftig Flugzeuge schneller ausliefern wolle. Ein Unternehmen lasse sich nur nach vorne bringen, „wenn man gute, qualifizierte Arbeitskräfte behält“.

Der niedersächsische Wirtschaftsminister Walter Hirche wertete es als positiv, dass der Konzern angekündigt habe, sich Zeit für die Umsetzung zu nehmen. „Das bedeutet für mich, dass noch Hoffnung besteht auf Einwirkung“, sagte der FDP-Politiker im selben Sender. Für sein Land sei wichtig, die niedersächsische Kompetenz bei der Kunstfasertechnologie auszubauen und die Standorte eventuell umzuorientieren.

Auch Hirche bezeichnete das Sanierungskonzept in Teilen als unlogisch. So seien die Zeitarbeiter ursprünglich eingesetzt worden, um die Produktion zu erfüllen und die Zeitverzögerungen aufzuholen. „Von daher leuchtet mir noch nicht ein, was der Konzern gewinnen will, wenn er in der Produktion Arbeitsplätze abbaut.“

Auslöser der Krise waren technische Probleme und daraus resultierende Lieferverzögerungen beim neuen doppelstöckigen Airbus A380, die dem Flugzeugbauer rote Zahlen bescherten. Das Sanierungsprogramm soll Milliarden einsparen. Von den 10.000 wegfallenden Stellen entfallen rund 3.700 aus Deutschland und 4.300 aus Frankreich. Der Rest geht zu Lasten von Spanien und Großbritannien. Verkauft werden sollen die deutschen Werke in Varel und Laupheim sowie eine Fabrik im französischen Saint-Nazaire. Für die Werke im niedersächsischen Nordenham, im französischen Meaulte und Filton in Großbritannien sollen Partner gesucht werden.

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