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Strategie

Die Veröffentlichung einer Kultur-Strategie (!), der als „Strategie“ eigentlich das Geheime eigen ist, verspricht Spannung. Erfährt man doch welcher Art das „Feldherrentum“ von Landesrat, Abteilungsleiter, Mitarbeiter, dem Kukoapparat, bestehend aus Kunstkommissaren, Kunstkommissionen, Kulturbeirat, Projektteam umgeben von kotauenden Höflingen der Bregenzer KUGES-Kulturburgen beschaffen ist und was sie nicht nur demnächst sondern weit länger mit uns, den kleinen Gemeinen, vorhaben. Staatskunst? Die Strategie solle über 2019 hinausreichen und Handlungsmaxime werden.

Am Beginn steht Eigenlob: Das Kulturförderungsgesetz 2009 als Basis besteche bereits durch Kürze, Offenheit und partizipativen Entstehungsprozess. Hier „aufgegleist“ (zit.) worden sei die Arbeit der Kulturabteilung. Kürze weist der aufgegleiste „Zug“ der Kulturstrategie mit 78 Seiten nicht auf, im Gegenteil, Entgleisung ist zu befürchten. Der Strategiezug mit 19 Waggons solle über 2019 hinausreichen und Handlungsmaxime werden. Offenheit und partizipativen Entstehungsprozess wird zumindest per Aufforderung zur Stellungnahme angestrebt. Was von eingeholten Bürgermitsprachen bleibt, ist meist das Wegbleiben. Der anlassgebende Hintergrund war offenbar nicht die Unzufriedenheit mit der Kulturpolitik (ist eh wurscht) sondern der Rechnungshof, der kulturpolitische Leitlinien fordert. Dahinter verbirgt sich, das ist unschwer zu erraten, Messbarmachung der Effizienz der Geldausgaben, also ein ökonomischer Grund.

Der große Worte- und Wörteraufwand ist nicht zu schmal gewählt. Gesellschaftspolitische Modeworte, Trendwörter, Soziologeien, Kulturphilosophereien stehen im Einsatz sog. „schnittstellenrelevanten ExpertInnen“, die sich „mit brennenden Konfliktthemen“ beschäftigen und „Problemfelder“ behandeln sollen. Man ist gespannt welche das sind. Es ist die groß-artige Rede von zu schaffenden Querverbindungen zu Kulturfeldern, Spartenfächern, Rückkopplungen, Analysen, Bewertungen und Gewichtungen u.a.m. Daraus werde dann die Kulturstrategie Vorarlberg destilliert. Wie wird der Schnaps?

Jede Form der Kultur sei als eine Angebots- und Nachfrage zu betrachten, wird von den Strategen voraussetzend bekanntgegeben. Der Zaunpfahl winkt damit deutlich, die Strategie soll Richtung Wirtschaft marschieren. Eine „schnittstellenrelevante“ Realkonsequenz lässt sich filtern daraus: Kultur muss künftig mit ou geschrieben werden. Der Bregenzer Kultourimus hat Kunst- und Kultur ohnedies längst im Eventgriff, die Kulturabteilung sollte daher ehrlicherweise dem Wirtschaftsreferat angeschlossen werden. Der Landesrat für Kultur hat seit vielen Jahren an Bedeutung verloren. Das beweist (1) der ständige Personalwechsel, (2) das Partei-Kalkül Personen über den Kulturlandesratsposten politisch aufzubauen (als Bürgermeisterin, als Landtagspräsident) sowie (3) die rasant zunehmende Fachfremdheit der Kulturlandesräte. Soweit der vermessene Anfang der Strategie, dann trampelte die Kulturhauptstadt herein. Wen wunderts.

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