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Sticklers Weckruf an die ÖFB-Kicker

In einem Jahr beginnt die Fußball-EM 2008, bei der Österreichs Nationalteam vor Heim-Publikum für Euphorie sorgen soll. ÖFB-Präsident fordert daher mehr Herzblut.

Wie die jüngsten beiden Länderspiele gegen Schottland (0:1) und Paraguay (0:0) zeigten, ist die ÖFB-Truppe von einer EURO-Form noch weit entfernt. ÖFB-Boss Friedrich Stickler (58) nahm zur aktuellen Lage Stellung und gab einen deutlichen Weckruf Richtung Teamkicker ab.

APA: Wo steht Österreichs Nationalteam genau ein Jahr vor der Heim-EM?
Stickler:
“Nach den positiven Spielen gegen die Schweiz und Trinidad sehe ich nun einen gewissen Rückfall, man braucht nichts schönzureden. Aber ich bin nicht so besorgt, dass ich in Panik gerate. Wir gehen einen schwierigen Weg. Aber ich bin nach wie vor optimistisch, dass wir die positive Überraschung dieser EM werden. Momentan sind wir Außenseiter, aber der Knoten kann sehr schnell platzen.”

APA: Was muss passieren, dass der Knoten platzt?
Stickler: “Einige Spieler müssen sich noch viel mehr der Bedeutung dieses Ereignisses bewusst werden. Was für sie persönlich und für ganz Österreich auf dem Spiel steht. Diese EM ist ein ’Once-in-a-lifetime’-Event, diese historische Chance erleben wir einmal und nie wieder. Dieser Verantwortung muss sich jeder Beteiligte bewusst sein. Jeder, der dabei sein möchte, muss der Vorbereitung auf dieses Ereignis alles unterordnen.”

APA: War das bisher nicht der Fall?
Stickler: “Ich habe den Spielern beim Trainingslager in Bad Tatzmannsdorf ans Herz gelegt, dass jeder von ihnen eine eigene EM-Quali spielt. Es gibt mehr Bewerber als Auserwählte. Es soll keiner meinen, dass er auf jeden Fall dabei ist. Jeder ist gut beraten, Verantwortung für das Land zu übernehmen und mehr als 100 Prozent zu geben. Das ist eine Einstellung, die ich bei manchen nicht sehe. Es wird ein Prozess kommen, bei dem Leute aussortiert werden. Und ich glaube, dass der Teamchef das nicht anders sieht.”

APA: Ist es nicht schön langsam notwendig, den Ton zu verschärfen?
Stickler: “Der Ton wird mit Sicherheit verschärft. Aber man darf nicht vergessen, dass wir eine sehr junge Mannschaft haben. Wir dürfen sie nicht einstampfen, da ist Psychologie gefragt. Und dafür ist Josef Hickersberger genau der richtige Mann.”

APA: Wie steht Teamchef Hickersberger derzeit öffentlich da?
Stickler: “Fußball ist ergebnisorientiert. Wenn man gewinnt, hat man Recht. Wenn man verliert, dann nicht. Derzeit haben wir nicht Recht.”

APA: Die EM ist einerseits eine Riesenchance, andererseits kann man auch sehr viel Image verlieren….
Stickler: “Auch andere Veranstalter wie Belgien sind früh ausgeschieden und die Fußball-Welt dreht sich noch. Ich will nicht vorbauen, aber eine Erklärung muss erlaubt sein: wir haben Versäumnisse aus der Vergangenheit mit im Programm, uns fehlen zwei Generationen. Das wird alles wieder gut. Aber ein Nachwuchsprogramm dauert eben rund zehn Jahre.”

APA: Ist die Mannschaft die größte Baustelle bzw. haben Sie punkto Organisation ein gutes Gefühl?
Stickler: “Organisatorisch fühle ich mich sehr wohl, wir sind in diesem Bereich sehr gut aufgestellt. Wie mir EM-Geschäftsführer Martin Kallen bestätigte, sind wir mit unseren Projekten weiter als alle anderen EM-Organisatoren zuvor. Es gibt kein Projekt, das in Gefahr ist, zu spät fertig zu werden.”

APA: Wie beurteilen Sie die Hasstiraden gegen Andreas Ivanschitz mit ein wenig Abstand?
Stickler: “Ich verspürte einen unglaublichen Zorn. Da ist etwas geschehen, das international beispiellos ist. So etwas gibt es nirgends anders. Dieser kleine Teil der Fans hat dem Klub und dem österreichischen Fußball extrem geschadet.”

APA: Ist ansonsten der Rückhalt der Fans wie erwünscht?
Stickler: “Sehr viele Leute in Österreich interessieren sich für Fußball. Aber wenn es ums Demonstrieren des Interesses geht, dann hapert es. Ich würde mir wünschen, dass die Mannschaft unterstützt wird, auch wenn es nicht so läuft.”

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