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Seestadt-Areal: "Eier legende Wollmilchsau"

Bregenz - Für unterschiedliche Reaktionen sorgten am Dienstag die tags zuvor präsentierten Seestadt-Ideen. So sprach ZIMA-Vorstand Nussbaumer davon, dass man hier offenbar die "Eier legende Wollmilchsau" suche. VOL Live 

“Offensichtlich soll hier eine Eier legende Wollmilchsau geschaffen werden, die alles kann, niemandem weh tut – und dabei wirtschaftlich erfolgreich ist“, beschreibt ZIMA-Vorstand Alexander Nussbaumer seinen bisherigen Eindruck vom neuen Planungsanlauf zur Neugestaltung des brach liegenden Seestadt-Areals nicht ohne Ironie.

Rolle der Bauträger

Wie berichtet, wollen Illwerke, Hypobank, Stadt und ÖBB bis März 2008 einen Entwurf zu einem „Masterplan“ präsentieren, wie die Seestadt ein urbanes Zentrum mit Einkaufsmöglichkeiten, Freizeiteinrichtungen und Wohnflächen werden kann. Auch eine neue Verkehrsführung ist denkbar, der Wunsch nach einer Untertunnelung steht im Raum. Bereits 2003 hat die ZIMA einen Entwurf zur Seestadt-Entwicklung eingereicht, damals gelangte keiner der Pläne zur Umsetzung. Dieses Mal sollen Bauträger nach der Präsentation des „Masterplans“ gesucht werden. Denn die Illwerke wollen sich mittelfristig aus der Projekt-Gesellschaft zurückziehen. „Mich stört, dass kein Bauträger oder Projektentwickler von Anfang an mit dabei ist“, so ZIMA-Vorstand Nussbaumer. Das Interesse mitzuarbeiten bestehe nach wie vor. Wenig hält er aber – in Richtung Illwerke – davon, dass „Leute, die aussteigen wollen, Projekte entwickeln“.

Auch Rhomberg Bau hat gemeinsam mit Schertler-Alge vor vier Jahren ein Konzept eingereicht – und setzt nach wie vor auf die Seestadt. „Wir sind nach wie vor an der Entwicklung sehr interessiert und werden uns mit guten Ideen beteiligen“, sagt Bauunternehmer Walter-Heinz Rhomberg. Noch seien aber die Zielvorstellungen der Projektgruppe nicht bekannt. „Im Rahmen des Masterplans soll ein Gebiet berücksichtigt werden, das groß genug ist – nicht dass das ein Flickwerk wird“, mahnt Rhomberg.

Tabu ist gebrochen

Nun soll der Zürcher Stadtplaner Prof. Carl Fingerhuth mit dem neuen Grundkonzept die Richtung für die Seestadt vorgeben. Ins Rollen gekommen ist die Diskussion um Einbeziehung der ÖBB-Flächen beim Bregenzer „VN“-Stammtisch im Frühjahr. „Es ist das Tabu gebrochen worden, dass nichts verändert werden kann“, sagt DI Karl Schmid von der ÖBBInfrastruktur Bau AG.

Aus heutiger Sicht seien die ÖBB-Anlagen in Bregenz nicht mehr in dem vorhandenen Umfang nötig: „Der Bahnhof ist zu groß für uns“, so Schmid. Die Strukturierungen der vergangenen Jahre hätten viele Anforderungen verändert. „Wir brauchen hauptsächlich das Reisebüro, einen Bereich für den Kunden, um Reiseproviant oder Zeitungen zu beschaffen, und ein, zwei Personen, die Informationen geben können“, so Schmid.

Das jetzige Gebäude habe eine immense „Trennwirkung“. Karl Schmid: „Der Bahnhof ist kein Bollwerk. Wie das Gebäude in zukünftige Planungen passt, wird man sehen. Aber auch der Abtrag eines alten Bahnhofes muss denkbar sein.“

„Handlungsbedarf groߓ Für gemischte Reaktionen bei den Bregenzer Parteien sorgten die am Montagabend präsentierten Seestadt-Pläne. So kritisierte SPÖ-Stadtrat Michael Ritsch, dass die Opposition einmal mehr via Medien informiert worden sei, nicht vom Bürgermeister direkt. Wie bewertet Ritsch das Projekt selbst? Die ÖVP wolle etwas verkaufen, was sie bereits bei den Wahlen 1990 angekündigt habe: „Passiert ist immer noch nichts, der Handlungsbedarf folglich groß.“ Eine weitere Bewertung wolle er erst vornehmen, wenn er weitere Details kenne: „Hoffentlich erfahren wir diese Details in einem städtischen Ausschuss.“ Auch Werner Karg sagt, dass die Verwertung des Areals längst überfällig sei: „Gewartet hat man lange genug, es liegen gute Vorschläge vor.“ Das Zögern der Stadt versteht der parteifreie Abgeordnete nicht: „Die Stadt ist Baubehörde, kann also immer ihr Veto einlegen, wenn ihr ein Projekt nicht gefällt.“

Karlheinz Marent, Chef von Bregenz Denkt, ist mit dem Präsentierten dagegen zufrieden: „Positiv ist vor allem, dass man der Stadt Zeit gibt, zu wachsen.“ Bürgermeister Markus Linhart meldete sich mit einem Appell: „Der Entwicklungsprozess ,SeestadtÑ soll nicht an parteipolitischen Hürden scheitern – dafür ist er für Bregenz zu wichtig.“

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