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Schönborn: Rücktrittgesuch von Vatikan genehmigt

Einem Rüffel für Rom hat es von Österreichs Bischöfen am Montag bei ihrer Sondersitzung zur Kirchenkrise gegeben. Per Hirtenbrief wurde die Mahnung versandt, bei Bischofsernennungen künftig mit "höchster Sensibilität" vorzugehen.

Im Falle des umstrittenen und mittlerweile wieder zurückgetretenen designierten Weihbischofs Gerhard Maria Wagner sei jedenfalls der “verkürzte Weg” gegangen worden, sagte Kardinal Christoph Schönborn am Montag in einer Pressekonferenz.

 

Klar appellierten die Bischöfe an den Vatikan, Verfahren zur Prüfung von Bischofs-Kandidaten einzuhalten. Vor einer solchen Entscheidung müsse es “verlässliche und umfassend geprüfte Grundlagen” geben. Für Schönborn hat sich dieses Verfahren bewährt, wenn dieses “in vollem Umfang” durchgeführt wird. Dass es weiterhin einen Weihbischof in Linz brauche, ist für Schönborn klar. So sieht es auch der dortige Diözesanbischof Ludwig Schwarz, der aber laut eigenen Aussagen noch keinen Ersatz für Wagner beantragt hat.

Schönborn räumte nach der Sondersitzung ein, dass es sich bei der Causa Wagner vor allem auch um Fragen der Kommunikation gehandelt habe. Auch die Kirche habe Fehler gemacht, gestand der Kardinal abermals.

Deutliche Worte gab es auch in der Causa der lefebvrianischen Gemeinschaft – die Aufhebung ihrer Exkommunikation durch Papst Benedikt XVI. hat eine internationale Kirchenkrise ausgelöst. Diese müsse die “ausgestreckte Hand ergreifen” und tatsächlich Versöhnung zu suchen.

Unterdessen gab es auch beim Adressaten des Hirtenbriefs, dem Vatikan, leichte Irritationen, was Wagners Rückzug betrifft. Dort will man sich vorerst nicht zu den jüngsten Ereignissen in Österreich äußern, hieß es. “Sollte der Heilige Vater die Bitte annehmen, wird der Verzicht auf die Bestellung zum Weihbischof öffentlich im Bulletin des Presseamtes des Vatikans bekanntgegeben”, erklärte Pater Ciro Benedettini, stellvertretender Pressesprecher des Vatikans.

Schönborn zeigte sich, dazu befragt, verwundert: Die Entscheidung müsse eigentlich wahrgenommen und im Bulletin veröffentlicht worden sein. Unter den “Vaticanisti”, den am Heiligen Stuhl ständig akkreditierten Journalisten, herrschte unterdessen Unverständnis über Wagners Beschluss.

Nicht mehr Verständnis für den Schritt Wagners zeigten hingegen manche Bürger in dessen Pfarrgemeinde Windischgarsten in Oberösterreich. Bei einem Lokalaugenschein war die Rede von einer “unglaublichen Sauerei” und einer “Frechheit” – natürlich in Richtung der Kritiker des Pfarrers, die mit öffentlichem Druck die Entscheidung hervorgerufen hatten.

Wagner selbst sah den Rummel und die Empörung über ihn in der Öffentlichkeit gelassener. “Dieser Rücktritt geschieht aus freien Stücken”, meinte er am Montag nur, “ich bin sehr erleichtert aufgestanden, im Vergleich zu den letzten Nächten”. Er habe “von Anfang an, als ich ernannt wurde, natürlich den Widerstand gespürt”, bekannte der Geistliche – er müsse “auch ehrlich sagen, auf sehr oft unbarmherzige und lieblose Weise”. Schönborn appellierte deswegen nach der Krisensitzung an alle Gruppen, das Gespräch zu suchen und nicht gegenseitig “zu verteufeln und zu verketzern”.

Noch erleichterter als Wagner zeigten sich manche Kirchenkritiker einen Tag nach dem Bekanntwerden des Verzichts. “Eine erfreuliche Entspannung” nannte es Kirchen-Plattform-Mitbegründer Hubert Feichtlbauer. Für den Probstdorfer Pfarrer Helmut Schüller wurde ein “erster Schritt getan, den Erwartungen der Kirchenbasis Rechnung zu tragen”. Für die Homosexuellenvereinigung HOSI Linz hat Wagner, der mit Theorien über angebliche “Heilung” Homosexueller für Kopfschütteln gesorgt hatte, “offensichtlich die Zeichen der Zeit erkannt und daraus Konsequenzen gezogen”.

Nicht ganz befriedigt durch den Rückzug Wagners und die Worte der Bischöfe zeigten sich hingegen die oberösterreichischen Generaldechanten, die mit deutlicher Mehrheit gegen die Personalentscheidung gestimmt hatten. Sie forderten “eine Art Untersuchungskommission”, die klären soll, welche “graue Eminenz” sich in Rom für die Ernennung Gerhard Maria Wagners zum Linzer Weihbischof stark gemacht hat. Eher ruhig verhielt sich der konservative Linzer Priesterkreis, der für die weitere Vorgangsweise eine Verschnaufpause vorschlägt.

Aber auch die Politik kommentierte ausnahmsweise die Vorgänge in der römisch-katholischen Kirche. So zeigte sich die derzeit wahlkämpfende Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (S) “sehr erleichtert”. Rudi Anschober, Landessprecher der oberösterreichischen Grünen, wertete Wagners Rückzieher als “Zwischenerfolg”. Die “Arbeitsgemeinschaft der Christen in der FPÖ” nimmt Wagners Verzicht hingegen “mit Bedauern” zur Kenntnis.

 

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