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Russland-Hoch über dem Arlberg

Der russische Kompass zeigt nach Österreich. Freundliche Gäste in Zürs-Lech. "Wir forcieren schon seit einigen Jahren die östlichen Märkte", erklärt Gerhard Walter, Tourismusdirektor von Lech.

Die Kristalle glitzern andächtig unter der lachenden Wintersonne. Es ist kurz vor zwölf Uhr im Skigebiet Lech. Ein Hauch von Mittagsruhe liegt in der Luft. Skeptisch begutachtet Pavel einen mit Edelsteinen besetzten Ring, den seine Frau bei Swarovski über den Finger streift. „Wir sind schon zum zweiten Mal hier auf Urlaub. Freunde von uns sind in Österreich aufgewachsen und haben uns dieses Skigebiet empfohlen. Von Zeit zu Zeit kaufe ich meiner Frau etwas Schönes“, erzählt der gebürtige Russe mit süffisantem Lächeln. „Sie liebt eben Schmuck.“ Aufs Geld achtet Pavel dann nicht. Man ist ja auf Urlaub.

„Dobry den“ statt guten Tag heißt es vermehrt im Skigebiet Lech-Zürs. Denn die Klischees über ungehobelte russische Touristen stimmen so nicht. „Ich bin für drei Tage mit einem russischen Kind gefahren und habe die ganze Familie als sehr nett und höflich erlebt“, schildert Barbara Dellanoi, die neben ihrem Studium als Skilehrerin in Zürs arbeitet. Eine kuriose Geschichte fällt ihr dann doch noch ein. „Ein russischer Tourist wollte in einer Bar unbedingt ein Lied aus der Heimat hören und hat dem DJ dafür 500 Euro gegeben“, erwähnt die 25-Jährige schmunzelnd. Russisch musste die Skilehrerin für ihre osteuropäischen Schützlinge aber nicht lernen. „Englisch verstehen fast alle.“

„Ein perfekter Platz“

„Ich bin mit meinen Freunden von Moskau nach Lech gekommen und wir haben sehr viel Spaß hier“, gesteht die hübsche Maria und setzt sich dabei ihre trendige Sonnenbrille auf. An Österreich liebt sie die Berge und beginnt zu schwärmen. „Lech ist ein perfekter Platz zum Snowboarden und natürlich auch zum Feiern und Einkaufen. Und welche Frau geht nicht gerne shoppen?“, fragt die Russin selbstbewusst. Die Geschäfte hätte sie schon alle besucht und ist auch vermehrt fündig geworden. Vor allem Schmuck und Kleidung haben es ihr angetan. Stolz zeigt sie ihre neue Snowboard-Jacke. Über Geld spricht auch sie nicht.

Östliche Gäste beliebt

Auch Olga ist mit ihrer Familie nach Lech gekommen. Zehn Tage werden sie noch hier sein. „Am liebsten gehe ich mit meinen Kindern spazieren, Skifahren mag ich eigentlich nicht so gerne.“ Auf Lech ist sie im Internet gestoßen. „Letztes Jahr waren wir in Italien, Österreich ist aber freundlicher“, meint Olga in gebrochenem Englisch.

Bis zu 17.000 Mal übernachten Gäste aus der ehemaligen Sowjetunion pro Wintersaison im Skigebiet Lech-Zürs. „Wir forcieren schon seit einigen Jahren die östlichen Märkte“, erklärt Gerhard Walter, Tourismusdirektor von Lech. „Touristen aus der Ukraine und Russland sind sehr wichtige Gäste. Klischees diesbezüglich kann ich nicht bestätigen. Viele Urlauber sind Geschäftsleute und sprechen hervorragend englisch, manche deutsch“, berichtet Walter.

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