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"Reproduktionsmedizin-Tourismus"

Unterschiedliche Gesetzgebungen in den europäischen Ländern verursachen einen regelrechten „Reproduktionsmedizin-Tourimus“. „Frauen gehen dahin, wo ihr Wunsch erfüllt werden kann“, so Herbert Zech vom Instituts für Reproduktionsmedizin.

„Die Patientinnen, die Therapien brauchen, sprechen von sich aus jene Zentren an, in denen ihr Kinderwunsch erfüllt werden kann“, sagte Herbert Zech, der Vorstand des Instituts für Reproduktionsmedizin in Bregenz, am Samstag am Rande einer Fachtagung für Reproduktionsmedizin und Geburtshilfe. Die Geburtshilfe ihrerseits verändert sich hin zur Schwangerschaftshilfe.

„Es kommen immer mehr Frauen zwischen 35 und 42, die noch ein Kind wollen“, sagte Zech, der in mehreren europäischen Ländern selbst Institute für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie betreibt. Manche Staaten seien sehr liberal, in anderen herrschten sehr restriktive Gesetzgebungen. Die Frauen würden sich dahin wenden, wo ihr Wunsch erfüllt werden könne.

Ebenso unterschiedlich wie die Gesetze sei die Haltung der Länder zur Reproduktionsmedizin: „In vielen Staaten wird die Reproduktionsmedizin als Luxus gesehen, in anderen trägt der Staat einen Großteil der anfallenden Kosten.“ Für Zech ist es Luxus, kein Kind haben zu wollen, legte er seinen Standpunkt dar. Er mache die Erfahrung, dass viele Paare über 40 sich plötzlich doch noch für ein Kind entscheiden.

Derzeit bezahlt in Österreich die öffentliche Hand 70 Prozent der Behandlung bei einer In-vitro-Fertilisation. Das sind im Durchschnitt 1.800 Euro pro Fall. 50 Prozent dieser Kosten werden aus dem Familienlastenausgleichsfonds gedeckt, und die anderen 50 Prozent kommen aus der Krankenversicherung. Für Peter Husslein, Direktor der Frauenklinik Wien und Vorstand der Klinik Geburtshilfe und Gynäkologie in Wien, soll der Staat dies als eine „Grundleistung“ beibehalten, so lange er sich das leisten kann. „Die Frauen werden in Europa weniger Kinder haben“, stellte Husserl fest, dies werde zu einer „großen Herausforderung“.

Auf die drängendsten Themen in seinem Fachgebiet angesprochen, sagte Husslein: „Die Probleme der Geburt sind gelöst“. Er bezeichnete die einfache vaginale Geburt oder einen geplanten Kaiserschnitt als die besten Möglichkeiten, Kinder auf die Welt zu bringen, das werde auch von den Frauen so gesehen. Hinsichtlich der Betreuung von Schwangeren trat Husserl für eine „risikoadaptive Betreuung“ ein: Bei hohem Risiko solle hoher medizinischer Einsatz geleistet werden, bei geringerem Risiko entsprechend weniger. Risikoschwangerschaften würden nur eine kleine Gruppe von schwangeren Frauen betreffen, diese bräuchten dann aber ein Mehr an Medizin.

Nach Meinung Husserls stellen die Frühgeburten das größte Problem dar. Nimmt man als Kriterium die 37. Schwangerschaftswoche oder ein Geburtsgewicht unter 2.500 Gramm, so machen sie zwar nur fünf bis sechs Prozent der Geburten aus, „sie verursachen aber 80 Prozent unserer Schwierigkeiten“, so Husserl. Auslöser von Frühgeburten seien oft vaginale Infektionen der Mutter.

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