Die vier Künstler Ali Janka, Wolfgang Gantner, Tobias Urban und Florian Reiter gelten als die Bad Good Boys der internationalen Kunstszene. Im KUB zeigen sie von 13. April bis 28. Mai auf vier Museumsebenen alle wesentlichen Strategien der Gruppe, wie Installation, Aktion und Happening – in durchaus provokanter Manier.
Der Parcours beginnt bereits im Erdgeschoss der KUB-Arena – noch bei freiem Eintritt: Hier entstand von gelitin selbst gebaut ein öffentliches WC mit Balkon, bei dem man sich beim Verrichten seiner Notdurft über ein System aus Spiegeln und einer Kamera selbst zusehen kann. Umstellt ist das WC von Wänden mit Kackabet-Gedichten, Montagen aus fotografierten Kot-Buchstaben.
Auf der ersten Ebene ist eine klassische Ausstellung großformatiger Plastilin-Malerei zu sehen. Danach wird im zweiten Stockwerk zu einem Kinobesuch in mehrere aus Holzlatten und Teppichen gezimmerte Vorführsäle gebeten: im Hauptprogramm ein neuer Kurzfilm von gelitin – Porno mit striktem Jugendverbot. Im dritten Stockwerk schließlich dürfen Besucher durch den Schlamm waten, der von einem Fusionsreaktor ausgespuckt wird und den Raum bis über die Knöchel füllt.
Ihre Reputation haben sich die vier Überflieger aus Österreich, wie sie das deutsche Kunstforum nannte, durch zahlreiche lustvolle Aktionen und Installationen im wahrsten Sinne des Wortes hart erarbeitet, denn gelitin legt großen Wert auf Handarbeit. Meist bauen die vier ihre Objekte aus gefundenem oder exklusivem Abfallmaterial, und so wurden auch für alle KUB-Installationen Recyclingmaterialien aus Bregenzer Sperrmüll verwendet. Die Aufbauzeit von drei Wochen war die längste in der Geschichte des Hauses.
Das Unberechenbare gehört unweigerlich zur gelitin-Strategie:
Freudvoll traktiert das seit 1994 bestehende Kollektiv in guter Wiener Aktionismus-Tradition orgiastisch und einfallsreich Tabus und gesellschaftliche Konventionen. Und das Publikum ist immer mittendrin, ständig zur Partizipation animiert. Subtil sind ihre Projekte dabei in der Regel nicht. Legendär sind Arbeiten wie für die Expo 2000 in Hannover, wo sie Besucher in ein fünf Meter tiefes Wasserloch schickten, um in die in der Tiefe verborgene Grotte des Glücks zu gelangen.
Bei internationalen Messen und Biennalen erregten die vier bereits Aufsehen: Auf der Frieze Art Fair 2004 steckten sie sich Kerzen in den Hintern; einen großen Erfolg verbuchten sie 2001 auf der Biennale in Venedig, wo sie den Garten des Österreichischen Pavillons in einen Sumpf verwandelten samt am ganzen Gelände verteilten osmotischen Akteuren. Für Aufsehen dürfte auch Chinese Synthese Leberkäse sorgen, soviel scheint nach der heutigen Presseführung jedenfalls sicher.
Kunsthaus Bregenz:
gelitin Chinese Synthese Leberkäse von 13. April bis 28. Mai.
Geöffnet täglich außer Montag
Tel. 05574/48594-0
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