Der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit fällt immer noch schwer obwohl schon mehr als 60 Jahre seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vergangen sind. Die Ursachen für diese zwiespältige Verhaltensweise liegt für den Historiker Dr. Werner Bundschuh hauptsächlich in der mangelnden Aufarbeitung der NS-Zeit. Tatsächlich begann die Erforschung dieser unseligen Epoche in Österreich bzw. Vorarlberg erst in den 80er Jahren. Also sehr spät. Anstoß dazu gab die Waldheim-Debatte näherhin spießte es sich an der Aussage des ehemaligen Bundespräsidenten, er habe während der NS-Zeit nur seine Pflicht getan. In Vorarlberg waren es in erster Linie junge Historiker der August-Malin-Gesellschaft, die damals trotz teils heftiger Widerstände aus Politik und Medien jahrzehntelang tabuisierte Themen wie Verfolgung und Widerstand, Industrie im Dienste der NS-Kriegsmaschinerie und Antisemitismus aufgearbeitet hatten.
Bevölkerung aufklären
Viele Autoren waren Lehrer, erklärt Bundschuh. Der Anstoß, sich mit diesen heißen Eisen zu beschäftigen, entsprang zum einen aus der Situation, dass man zwar das Thema Nationalsozialismus in der Schule unterrichtet hat, aber auf Fragen von Schülern, was sich eigentlich in Vorarlberg während der NS-Zeit abgespielt hatte, keine Antworten wusste. Zum anderen war es das Bestreben der engagierten Forschergilde, die Bevölkerung kritisch über die jüngste Geschichte ihrer Heimat aufzuklären. Das Kapitel Nationalsozialismus in Vorarlberg ist aus Sicht der Historiker noch nicht erschöpfend aufgearbeitet. Hochinteressant wären zum Beispiel Forschungen zur Verwaltungsgeschichte während der NS-Zeit, so Bundschuh. Das heißt, wie funktionierte die Verwaltung angefangen von den Gemeinden bis hinauf zur Landesspitze? Wer waren die maßgebenden Personen? Ferner harren Themen wie Kulturgeschichte während der NS-Diktatur, die Geschichte der Frau (Täterin und Mitläuferschaft) und die Perspektivenverschiebung von den Opfern zu den Tätern konkret: wer waren die Täter? einer wissenschaftlichen Analyse.
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