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Mordversuch: „Tabledance“-Schießerei vor dem Richter

Im frisch renovierten Schwurgerichtssaal können die Tatortvideos nun in bester Qualität abgespielt werden.
Im frisch renovierten Schwurgerichtssaal können die Tatortvideos nun in bester Qualität abgespielt werden. ©VOL.at/ Hofmeister
Feldkirch (VN-ec) - Schwurgericht in renoviertem und streng bewachtem Saal am Freitag.
Der Prozesstermin steht
Täter war amtsbekannt
"Wo bleibt notwendige Sicherheit?"

Auf den Tag genau vor einem Jahr kam es in Lustenau im Table-dance-Lokal „Fantasie“ zu einem Streit, der für einen Menschen beinahe tödlich endete. Sein Kontrahent, ein 41-jähriger, türkischstämmiger Arbeitsloser, schoss ihm mehrmals mit einer Faustfeuerwaffe nach. Kaliber: neun Millimeter. Das Projektil eines Querschlägers erwischte den flüchtenden 33-jährigen Türken am Rücken, verletzte Niere, Leber, Magen, Zwerchfell und Wirbelsäule und blieb vorne in der Außentasche des Sakkos stecken. Nach einer Notoperation konnte der Mann gerettet werden.

Eifersucht?

Der Schütze flüchtete in die Schweiz, wurde dort am nächsten Tag verhaftet. Der Hintergrund der Tat ließ sich nicht restlos klären. Sowohl der mutmaßliche Täter als auch das spätere Opfer waren mit Kollegen in mehreren Lokalen, ehe sie im „Fantasie“ aufeinandertrafen. Ein Freund des Schützen scheint mit einer der Tänzerinnen befreundet. Als der Verehrer sah, dass ein Mann aus der anderen Gruppe mit der Frau sprach, könnte dies der Auslöser für den Raufhandel gewesen sein. Im Zuge dessen wurde das spätere Opfer zuerst mit Fäusten attackiert, so die Anklage. Daraufhin soll dieser ein kleines Klappmesser gezückt und dem Tänzerinnen-Freund in den Bauch gestoßen haben.

Sieben bis zehn Schüsse

Eine Verfolgungsjagd auf dem Parkplatz begann. Schlussendlich feuerte einer der Männer mehrmals Richtung Opfer. Die Anklagebehörde spricht von sieben bis zehn Schüssen. Der einschlägig vorbestrafte Schütze ist Vater von drei Kindern und lebt seit 19 Jahren in Österreich. Er sagt, er habe den Kontrahenten in die Flucht schlagen, aber niemals töten wollen. Während der U-Haft soll der Angeklagte dem Opfer via Handy einen „Deal“ vorgeschlagen und Bekannte vorbeigeschickt haben. Das Opfer sollte möglichst positiv aussagen. „Wenn nicht, dann werde ich mit einem Kopfschuss zu Ende bringen, was mit einem Schuss in den Rücken begonnen wurde“, soll die Drohung gelautet haben. Für Freitag wurden verstärkte Sicherheitsmaßnahmen angeordnet. Der Prozess beginnt um 8.30 Uhr.

In neuem Kleid

Für den renovierten Jugendstil-Gerichtssaal ist am Freitag Premiere. Nach drei Wochen Bauzeit und 130.000 Euro Kosten können nun die zwei Tatortvideos in bester Qualität abgespielt werden. „Stille Post“ ist auch vorbei. Die Akustik, die sehr zu wünschen übrig gelassen hatte, wurde verbessert. „Alles ist trotz modernster Technologie leicht zu bedienen“, zeigt sich Geschäftsstellenleiter Reinhard Huber zufrieden. Videoaufzeichnungen während der Verhandlung sind – falls es brenzlig werden sollte – ebenfalls möglich. Vorsitzender Norbert Melter sieht dem ganztägigen Prozess mit sieben Zeugen gelassen entgegen. „Ich fühlte mich in diesem Saal noch nie gefährdet“, meint Melter, seit mehreren Jahrzehnten Strafrichter, entspannt.

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