“Hardliner”, “Wolf im Schafspelz”, “Burschenschafter”: Reinhard E. Bösch eilt der Ruf voraus. Er gilt als gefolgstreu und ist ein Vertreter des “rechten Flügels” in der FPÖ. Dass die Vorarlberger FPÖ gerade ihn zum Landesparteiobmann ernennen wird, ist somit auch ein Signal. Damit steht fest: Die Vorarlberger Freiheitlichen stellen die Weichen “auf Angriff”. Das Ziel: Die Landtagswahlen 2019 und das Brechen der ÖVP-Vorherrschaft.
Doch was steckt hinter der Ernennung? Bis dato war Bösch praktisch nie als Egger-Nachfolger im Gespräch und nur wenig präsent. Doch ein Blick auf die blaue Personaldecke bringt schnell Licht ins Dunkel. Viele Alternativen oder Varianten hat es für Egger nicht gegeben. Bitschi und Hosp wären in der schwarz-grünen Mühle aufgerieben worden, Ex-ORF-Moderator Christoph Waibel passt nicht ins Profil, Themessl und Michalke stellen sich sicher nicht mehr in die erste Reihe und Klubobmann Allgäuer fehlt es an der nötigen Strahlkraft und Aggressivität.
FPÖ-Wehrsprecher Bösch hingegen wird den Ländle-Freiheitlichen die Stimmen vom “rechten Rand” sichern und zudem noch im unzufriedenen konservativen ÖVP-Wählereck wildern. Der Dornbirner ist zudem ideologisch absolut sattelfest. Ein “Juden-Sager”, wie er dem scheidenden Parteiobmann Dieter Egger unterlaufen ist, wird dem Historiker sicher nie über die Lippen gleiten.
Als Mitglied der umstrittenen Wiener Akademischen Burschenschaft “Teutonia”, weiß Bösch mit Angriffen und Kritik aus dem linken Lager umzugehen. Die Burschenschaft Teutonia hat sich einem völkischen Vaterlandsbegriff verschrieben und zählt zu den Gründungsmitgliedern der Burschenschaftlichen Gemeinschaft – einem Zusammenschluss von Hardlinern in der Verbindungsszene.
Auch wenn das zukünftige “Dreigestirn” Bösch-Allgäuer-Egger von einem ideologischen Richtungswechsel nichts wissen will, zeigt der bevorstehende Obmannwechsel unweigerlich in eine Richtung. Auf die Feststellung eines Journalisten, dass man ihn nicht unbedingt mit dem Inbegriff eines “Liberalen” assozieren würde, antwortet Bösch lachend: “Sie kennen mich also doch ganz gut!”
Ob diese Neustrukturierung im Parteivorstand, im Hinblick auf die Wahlen im Jahr 2019, Früchte tragen wird, wird sich noch zeigen. Es ist klar: Egger wird aus der kommunalen Ecke heraus versuchen Stimmung zu machen, Allgäuer im Landhaus – mal hart, mal zart – “poltern” und Bösch mit dem Rückenwind der Bundes-FPÖ auch Töne anstimmen, die man im Ländle sonst nicht gewohnt ist. Dieser einschneidende Schwenk birgt allerdings auch Gefahren, denn Bösch ist – trotz seiner langjährigen politischen Erfahrung – in Vorarlberg recht unbekannt. Hier hat der Dornbirner Aufholbedarf. Kein leichtes Unterfangen, da er ja die halbe Woche in Wien weilt. Ihm wird aber vermutlich ohnehin mehr die Rolle des “Verbindungs-Offiziers” zwischen der blauen Machtzentrale in Wien und der Landespartei in Bregenz zukommen.
Obwohl das anvisierte Ziel die Landtagswahlen sind, ist doch nur schwer vorstellbar, dass die Vorarlberger Blauen mit Bösch im Jahr 2019 als Spitzenkandidaten antreten werden. Die selbst ernannte “junge, dynamische Partei” wird vermutlich nicht mit einem 62-Jährigen in den Wahlkampf ziehen. Es sei denn, dass HC Strache dann bereits Bundeskanzler ist und eine Bösch-Kandidatur entsprechend unterstützen würde.
Apropos HC Strache: Zum Bundespartei-Obmann der FPÖ pflegt Bösch übrigens ein sehr gutes Verhältnis und gilt als treuer Gefolgsmann. 2006 war Bösch noch von der Landespartei (unter Dieter Egger) – nach Meinungsverschiedenheiten rund um die Abspaltung der Landes- von der Bundespartei – nicht mehr für die Nationalratswahl nominiert worden. Er hielt HC Strache und der Bundes-FPÖ die Treue, was sich im Nachhinein – oder offensichtlich spätestens jetzt – als richtige Entscheidung erwiesen hat. Mit der zukünftigen Bestellung von Bibliothekar, Historiker und Bundesheer-Oberst, Reinhard Eugen Bösch, zum Landesparteiobmann wird für die Vorarlberger FPÖ jedenfalls ein neue politische Zeitrechnung in Vorarlberg anbrechen.
Ein entsprechender Schlagabtausch zwischen Grün, Rot und Blau ist jedenfalls – schon aus ideologischen Gründen – vorprogrammiert. Schwieriger ist die Ausgangslage jedoch für die ÖVP, die mit der FPÖ um die Stimmen der konservativen Wähler rittern muss. Man darf gespannt sein, wie die Ländle-Schwarzen darauf reagieren werden und vor allem die Wähler. Quo vadis, Vorarlberg? Spätestens 2019 wissen wir mehr.
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