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Iran hat Uran-Anreicherung begonnen

Der Iran hat mit den Arbeiten zur Urananreicherung begonnen. Wie Diplomaten am Montag in Wien mitteilten, wurde in der Pilotanlage Natans damit begonnen, die Zentrifugen zur Urananreicherung mit Gas zu füllen.

Die iranische Regierung befindet sich im Konflikt um die Nutzung von Atomenergie weiterhin auf Konfrontationskurs und hat am Montag bestätigt, letzte Vorbereitungen für eine Wiederaufnahme der Urananreicherung zu treffen. In der Pilotanlage Natans und in Teilen der Konversionsanlage in Isfahan sollten „heute (Montag) oder morgen“ die Siegel und Überwachungskameras der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) entfernt werden, berichtete am Montag die halbamtliche Nachrichtenagentur Fars unter Berufung auf gut unterrichtete Kreise. Diplomaten am IAEO-Sitz in Wien hatten kurz zuvor ebenfalls erklärt, der Iran habe mit den Arbeiten zur Urananreicherung begonnen.

Die Siegel und Kameras würden unter Aufsicht von zwölf IAEO-Inspektoren entfernt, die „kürzlich im Iran eingetroffen“ seien, hieß es weiter. Die Entsiegelung sei erforderlich, um die Urananreicherung „technisch zu ermöglichen“.

Nur wenige Stunden zuvor hatte Teheran verlauten lassen, dass man vorerst nicht weiter mit Moskau über eine Urananreicherung auf russischem Territorium verhandeln wolle. Wie ein Sprecher von Präsident Mahmud Ahmadinejad am Montag mitteilte, wurde ein für Donnerstag vorgesehenes Treffen in Moskau abgesagt bzw. zumindest verschoben. Es gebe noch keinen Termin für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen, sagte Gholamhossein Elham in Teheran, und erschütterte damit die Hoffnung auf einen raschen Ausweg aus dem Atomkonflikt.

Als Grund für die Entscheidung nannte Elham die „neue Situation“. Damit bezog er sich offensichtlich auf die Entscheidung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), den Streit über das iranische Atomprogramm vor den UN-Sicherheitsrat zu bringen. Russland unterstützte diesen Schritt, schlug aber zugleich vor, iranisches Uran anzureichern und dann an den Iran zurückzuschicken. Mit diesem Plan sollte Befürchtungen der internationalen Gemeinschaft entgegengetreten werden, der Iran reichere Uran nicht nur zur Energiegewinnung an, sondern für ein Waffenprogramm.

Elham bekräftigte die Drohung von Präsident Ahmadinejad, den Atomwaffensperrvertrag aufzukündigen. Die Welt müsse die Rechte Teherans als Unterzeichner des Vertrages anerkennen, sagte er, und bezog sich damit auf das Recht zur friedlichen Nutzung der Atomenergie. „Wenn uns die Vorteile des Vertrages vorenthalten werden gibt es für uns keinen Grund, an der bisherigen Atompolitik festzuhalten.“

Russische Stellen werteten den Aufschub der Gespräche bzw. die Ankündigung zur neuerlichen Urananreicherung indes nicht als endgültigen Schritt. „Unser Vorschlag an den Iran, ein Gemeinschaftsunternehmen zur Anreicherung von Uran zu bilden, liegt weiter auf dem Tisch“, sagte ein Sprecher der Atombehörde Rosatom in Moskau.

Der französische Premierministers Dominique de Villepin bekräftigte unterdessen die Verhandlungsbereitschaft der EU im Atomstreit. Bedingung dafür sei aber, dass Teheran alle sensiblen Nuklearaktivitäten aussetze. Es sei am Iran, den nächsten Schritt zu tun, sagte Villepin der russischen Regierungszeitung „Rossiiskaja Gaseta“. Wichtig sei, dass die internationale Gemeinschaft bei einer einheitlichen Haltung bleibe.

Greenpeace-Atomexperte William Peden erklärte, die nun eingeleiteten Arbeiten seien lediglich Tests einiger Zentrifugen und weit entfernt von Vorbereitungsarbeiten für den Atombombenbau. Diplomaten und Experten schätzten, dass der Iran zwischen zwei und zehn Jahre brauchen würde, um die dafür nötige Technologie zu entwickeln.

Der Westen verdächtigt den Iran, heimlich Atomwaffen entwickeln zu wollen. Das Land bestreitet dies. Ein Ausweg aus dem Streit wäre, dass Russland Uran für den Iran anreichert. Damit sollte sichergestellt werden, dass die Islamische Republik kein atomwaffentaugliches Uran herstellt. Hochangereichertes Uran kann sowohl als Brennstoff für Atomkraftwerke wie auch für den Bau von Atombomben benutzt werden.

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